Der fliegende Galoppwechsel wird in der Dressur vor allem dann wichtig, wenn du mit deinem Pferd über die Klasse L hinaus erfolgreich sein möchtest. Es empfiehlt sich aber auch, den Springpferden den fliegenden Galoppwechsel beizubringen, um in den Wendungen im Parcours eine bessere Balance zu haben. Wie du und dein Pferd den fliegenden Galoppwechsel lernen könnt und was einen guten Galoppwechsel ausmacht, haben wir bei unserem international erfolgreichen Dressur-Teamreiter Frederic Wandres nachgefragt.
Was ist ein fliegender Galoppwechsel?
Beim Galopp, welcher eine der drei Grundgangarten darstellt, handelt es sich um einen Dreitakt in sechs Phasen. Im Rechtsgalopp zum Beispiel laufen die Phasen folgendermaßen ab:
- Einbeinstütze hinten links
- Dreibeinstütze beide Hinterbeine sowie vorne links
- Zweibeinstütze diagonal hinten rechts und vorne links
- Dreibeinstütze hinten rechts und beide Vorderbeine
- Einbeinstütze vorne rechts
- Schwebephase
Handelt es sich um Rechtsgalopp, greift das rechte Vorder- und Hinterbein weiter vor und umgekehrt ist das im Linksgalopp der Fall. Das kannst du als Außenstehender durch das Beobachten der Pferdebeine, aber auch als Reiter mit einem Blick auf die Pferdeschulter erkennen. Von Handgalopp wird gesprochen, wenn in der Reitbahn das jeweils innere Vorder- und Hinterbein weiter vorgreifen. Der Außengalopp beschreibt das Gegenteil.
Beim fliegenden Galoppwechsel wechselt das Pferd in der Schwebephase mit allen Beinen den Galopp, landet mit dem anderen Hinterbein zuerst und durchläuft dann die Phasen des neuen Galopps.
Pferde in freier Wildbahn oder auch auf der Koppel nutzen den fliegenden Wechsel bei einem Richtungswechsel, um eine bessere Balance in den Wendungen zu haben. Sogar schon im Fohlenalter ist dies zu beobachten und gehört zu den natürlichen Bewegungsabläufen der Tiere. Manche Pferde wechseln über Kreuzgalopp (Hinterbeine sind im Linksgalopp, aber Vorderbeine im Rechtsgalopp und umgekehrt) oder springen keinen sauberen Wechsel, wie wir ihn uns in der Dressur wünschen. Dennoch zeigen ihn so gut wie alle Pferde, um für einen Galoppwechsel nicht erst in den Trab durchparieren zu müssen.
Natürlich ist es eine ganz andere Sache, einen sauberen fliegenden Wechsel mit dem Reitergewicht auf den Punkt und auf die Hilfen des Reiters durchzuführen, die viel Übung braucht. Der fliegende Galoppwechsel ist eine Dressurlektion, die ab Dressurpferdeprüfungen sowie Dressurprüfungen der Klasse M abgefragt wird. Hierbei soll überprüft werden, ob das Pferd ausbalanciert, losgelassen sowie geradegerichtet ist und dient außerdem zur Förderung der Koordination des Pferdes. Frederic Wandres mag die Lektion vor allem auch deswegen, da ein gelungener, auf den Punkt gerittener Wechsel zeigt, dass die Pferde gut an den Hilfen des Reiters stehen.
Im Springsport oder auch im Gelände wird nicht ganz so viel Wert auf die Ausführung gelegt, da der Wechsel vielmehr als Mittel zum Zweck dient und dafür sorgt, dass sich die Pferde in den Wendungen im richtigen Galopp befinden. Ansonsten besteht vor allem in engeren Kurven die Gefahr, dass die Tiere wegrutschen, langsamer machen, oder sogar erst in den Trab durchpariert werden müssen, um den Galopp zu korrigieren. Das kann nicht nur wichtige Zeit im Parcours kosten, sondern bringt das Pferd auch aus dem Rhythmus und das Anreiten des nächsten Sprunges wird erschwert.
Hilfengebung fliegender Galoppwechsel
Frederic Wandres beschreibt die fliegenden Galoppwechsel-Hilfen fast wie ein neues Angaloppieren. Eine halbe Parade als Vorbereitung macht dein Pferd aufmerksam. Sei dir bewusst, dass der äußere Schenkel, welcher verwahrend hinter dem Gurt liegt, beim Wechsel zum neuen inneren, also auch treibenden Schenkel wird.
Beim fliegenden Wechsel müssen dann mehrere Hilfen aufeinander abgestimmt werden. Du stellst dein Pferd leicht in die Richtung, in welche der Wechsel ausgeführt werden soll. Währenddessen passt du die Position beider Schenkel an. Das neue äußere Bein wird verwahrend hinter den Gurt gelegt, wobei das neue innere Bein die treibenden Hilfen am Gurt gibt. Außerdem solltest du die innere Hand leicht vorgeben, damit der richtige Hinterfuß durchspringen kann und die gewünschte bergauf Tendenz erzielt wird.
Wenn die fliegenden Wechsel noch nicht so gefestigt sind, hilft eine Gewichtsverlagerung zur neuen inneren Seite. Allerdings darf diese das Pferd nicht aus dem Gleichgewicht bringen, sodass es die Wechsel gerade springen kann. Das Ziel sollte sein, dass du mit minimaler Einwirkung die Galoppwechsel reiten kannst. Das ist vor allem wichtig, wenn es später an die Serienwechsel geht, denn da bleibt nicht viel Zeit zwischen den Wechseln und Hilfen.
Das macht einen guten fliegenden Galoppwechsel aus
Auch beim fliegenden Wechsel müssen die Punkte der Ausbildungsskala weiterhin erhalten bleiben, betont Frederic. Das Pferd sollte den Wechsel gut durchspringen und davor sowie danach in einem gleichmäßigen Dreitakt galoppieren, welcher nicht verändert wird. Achte während des Umspringens auf eine gute Anlehnung und dass dein Pferd weder abkippt noch sich heraushebt.
Außerdem muss der Wechsel auf den Punkt ausgelöst sein und das Pferd auf die Reiterhilfen reagieren. Es kommt häufig vor, dass Pferde den Wechsel „klauen“, da sie zum Beispiel spannig und übermotiviert sind oder schlichtweg einfach wissen, dass der fliegende Wechsel kommen wird. Ebenso darf die Reaktion des Pferdes auf deine Hilfen auch nicht erst ein paar Galoppsprünge später erfolgen.
Gewollt ist ein bergaufgesprungener fliegender Wechsel, welcher außerdem immer gerade nach vorne durchgesprungen sein sollte.
Voraussetzungen für das Erlernen der fliegenden Wechsel
Die Ausbildungsskala spielt, wie eigentlich immer in der Pferdeausbildung, eine wichtige Rolle, um das Pferd für die fliegenden Wechsel vorzubereiten. Vor allem im Galopp müssen Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und ein gewisser Grad an Versammlungsbereitschaft gegeben sein, damit du deinem Pferd einen guten fliegenden Galoppwechsel beibringen kannst. In dem Blogbeitrag "Die Ausbildungsskala des Pferdes" kannst du mehr über die korrekte Pferdeausbildung nachlesen.
Außengalopp sollte wie Handgalopp ohne große Anstrengungen funktionieren und das Pferd ruhig im Arbeitstempo weiter galoppieren, wenn die Hand gewechselt wird, ohne den Galopp zu korrigieren. Das sollte zuerst auf sehr großen Linien und mit viel Platz geübt werden, damit das Pferd nicht hektisch wird. Mit der Zeit können die Wendungen dann immer enger geritten werden. Ebenso sind Tempounterschieden innerhalb des Galopps eine gute Vorbereitung und das Pferd lernt, Last in der Hinterhand aufzunehmen sowie gut auf die Reiterhilfen zu reagieren.
Einfache Galoppwechsel, also der Wechsel zwischen Handgalopp und Außengalopp über Schritt, ist ebenso eine Lektion, die vor dem fliegenden Wechsel sehr gut sitzen sollte. Achte dabei darauf, dass dein Pferd gut vor den treibenden Hilfen ist und nicht auf die Vorhand kommt. Reite zum Beispiel die Bahnfigur „aus dem Zirkel wechseln“ und baue den einfachen Wechsel auf dem Wechselpunkt ein. Die Übergänge von Galopp zu Schritt und wieder zurück zu Galopp sollten schön flüssig ohne viel Anstrengung funktionieren.
Dem Pferd fliegende Wechsel beibringen
Ab welchem Alter dem Pferd die Lektion beigebracht wird, hängt von vielen Faktoren ab. Frederic erklärt, dass er bei jungen Pferden, die er viel in Jungpferdeprüfungen reitet und vielleicht auch die Perspektive haben, 5-jährig auf den Bundeschampionaten vorgestellt zu werden, mit dem Galoppwechsel reiten erst noch etwas wartet. In dem Alter werden die Tiere in Dressurpferdeprüfungen der Klasse A und L vorgestellt, in denen noch keine fliegenden Wechsel abgefragt werden. Zu früh geübte Wechsel können zur Folge haben, dass die Pferde zum Beispiel im Außengalopp umspringen und gerade bei wichtigen Prüfungen wie bei den Bundeschampionaten möchte er das gerne vermeiden.
Bist du aber nicht an den Jungpferdeprüfungen in der Dressur interessiert oder vermehrt im Springsport zu Hause, kannst du auch schon gut mit 4 oder 5 Jahren anfangen, die fliegenden Wechsel spielerisch einzubauen. Frederic Wandres, der in einem Verkaufsstall tätig ist und dadurch die verschiedensten Pferde in allen Altersgruppen und Ausbildungsständen zum Reiten bekommt, macht das immer von Pferd zu Pferd abhängig. Im Galopp durch die ganze Bahn wechseln und am Wechselpunkt etwas mehr Druck machen, vielleicht auch die Gerte zur Aufmunterung nutzen, und viele Pferde springen einen Wechsel. Oftmals ist da ein kleiner Bocksprung dabei, was aber nicht schlimm ist, denn bei der Übung ist zunächst wichtig, dass die Pferde wissen, was von ihnen gewollt ist.
Tipp von Frederic
Erfrage zu Beginn den fliegenden Galoppwechsel in einer Wendung, da die Vierbeiner dann eher geneigt sind, umzuspringen, um eine bessere Balance zu erlangen. Nutze zuerst einen einfachen Galoppwechsel bei einem Handwechsel und lasse die Schrittphase immer kürzer werden bis hin zu einem Wechsel ohne Schritt dazwischen.
Vielen Pferden hilft es auch, die Schwebephase, in welcher umgesprungen werden soll, zu vergrößern. Hierzu kann eine Stange, ein kleines Kreuz oder Cavaletti am Wechselpunkt einer großen Acht aufgebaut werden. Galoppierst du über das kleine Hindernis, gibst du die Hilfen für einen fliegenden Wechsel und stellst dein Pferd in die neue Richtung. Die Springreiter kennen das vom Parcours-Reiten sehr gut, denn hier soll das Pferd nach dem Sprung direkt im richtigen Galopp zum nächsten Hindernis weitergaloppieren.
Serienwechsel üben
Funktionieren die einzelnen fliegenden Galoppwechsel auf einer geraden Linie, kannst du den Serienwechsel üben. Frederic Wandres betont allerdings, dass die fliegenden Wechsel wirklich erst wie im Schlaf funktionieren müssen, denn wenn ein einzelner Wechsel nicht sitzt, können auch die Serienwechsel nichts werden.
Er selbst beginnt mit dem Üben an der langen Seite, da die Begrenzung der Reitbahn den Pferden etwas hilft. Außerdem wird seiner Meinung nach viel zu oft das Reiten der Wechsel auf der Diagonalen geübt. Das führt dann dazu, dass die Tiere schon beim Abwenden auf die Diagonale wissen, was kommt, spannig werden und gegebenenfalls nicht auf die Hilfen des Reiters warten oder schlechte Wechsel springen. Arbeite dich daher mit der Zeit vom Hufschlag weg, bis die Serienwechsel auch auf der Viertellinie funktionieren. Dann kannst du die Diagonale dazu nehmen, wechsle aber immer wieder ab.
Reite zum Beispiel zu Beginn einen fliegenden Wechsel an der langen Seite von Handgalopp zu Außengalopp und nach ein paar Galoppsprüngen wieder zurück. Klappt diese Übung gut, kannst du das gleiche auch auf dem zweiten oder dritten Hufschlag machen. Die Anzahl der Serienwechsel an einer Seite kannst du mit der Zeit steigern und beginnen, die Galoppsprünge zwischen den Wechseln zu zählen. Ziel ist es, die fliegenden Wechsel mit einer vorgegebenen Anzahl an Galoppsprüngen reiten zu können.
Die Einerwechsel, oder auch Serienwechsel von Sprung zu Sprung genannt, sind quasi die Krönung der fliegenden Wechsel. Hierbei wechselt das Pferd zwischen Links- und Rechtsgalopp mit jedem Sprung. In der Dressur wird diese Lektion ab Intermediaire II mit elf direkt aufeinanderfolgenden Wiederholungen auf der Diagonalen verlangt. Ab Grand Prix müssen die Pferde sogar 15 Galoppwechsel von Sprung zu Sprung zeigen.
Werden Serienwechsel geübt, stelle immer sicher, dass dein Pferd nicht überfordert ist. Übe immer mal wieder ein paar zwischendurch und reite dann eine andere Lektion. Aus Erfahrung sagt Frederic, dass die Pferde die meisten Schwierigkeiten mit den ersten drei bis vier direkt aufeinanderfolgenden Wechseln haben, bis sie verstehen, was gemeint ist. Hast du diese Hürde bewältigt, ist der Weg zu 10-15 fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung nicht mehr weit. Klappen dann ein paar Einerwechsel am Stück ganz gut, gibt er schon mal die Hilfe weiter und viele Pferde sind in dem Moment so überrascht, dass sie oftmals direkt bis zu zwölf Wechsel am Stück springen.
Typische Fehler beim Lernen und Reiten der fliegenden Wechsel
Unser Teamreiter hat schon unzähligen Pferden die fliegenden Wechsel beigebracht und weiß daher ganz genau, dass nicht jedes Tier diese Lektion gleich schnell oder gut lernt. Manche Pferde brauchen beim Erlernen neuer Dinge einfach mehr Zeit oder sind vielleicht auch vom Körperbau nicht für die fliegenden Wechsel prädestiniert. Daher ist es immer wichtig, Ruhe zu bewahren und dem Pferd die nötige Zeit zu geben.
Gib dich außerdem nie mit einem schlechten fliegenden Wechsel zufrieden, sondern lege auf die korrekte Ausführung wert, damit sich das Pferd keine falschen Bewegungsmuster aneignet. Ein Trainer oder anderer Reiter kann von außen besser die Qualität des Wechsels beurteilen und dir direkt Feedback geben. Nachgesprungene Wechsel, bei denen das Pferd erst mit den Vorderbeinen und dann mit den Hinterbeinen umspringt, werden vom Reiter nicht immer bemerkt. Auch kommt es vor, dass die Pferde mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig landen oder erst ein paar Galoppsprünge im Kreuzgalopp absolvieren, bevor komplett gewechselt wird.
Da diese Fehler von nicht optimalem Timing der Reiterhilfen über spannige Pferde bis zu schlechter Koordinationsfähigkeit des Pferdes reichen können, solltest du hier mit einem erfahrenen Trainer zusammenarbeiten.
In Dressurprüfungen, gerade bei jungen Pferden bis 9-jährig, ist häufig zu sehen, dass die Wechsel zwar ausgeführt werden, allerdings sehr schwankend sind. Die Pferde können sich noch nicht ausbalancieren, woran der Reiter so schnell wie möglich arbeiten muss, denn eine Korrektur wird immer schwieriger, je mehr Zeit vergeht.
Außerordentlich wichtig für Frederic ist, dass die Pferde nicht überfordert werden und die Reiter es gerade bei jungen Pferden gut sein lassen, wenn ein oder zwei Wechsel schön gesprungen wurden. Die Ausführung der fliegenden Wechsel ist mit sehr viel Kraft und auch Konzentration verbunden, vor allem beim Erlernen der Wechsel. Oft ermüden die Tiere schnell und die Gefahr besteht, dass ab einem bestimmten Punkt nichts mehr funktioniert. Sei nicht zu stolz, dann einen Schritt zurückzugehen und übe zum Beispiel zuerst wieder ein paar einfache Wechsel. Beende das Training, wenn dein Tier diese Lektion gut meistert und gehe am nächsten Tag nochmal an die neue Aufgabe. Bewahre immer die Ruhe und stresse dich und dein Pferd nicht dabei.
Meistens gelingen die fliegenden Wechsel schon, aber es kann auch eine gewisse Zeit dauern und die Zeit muss man sich zum Wohle des Pferdes auch nehmen!“
– Frederic Wandres
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