Leichttraben fällt vielen Reitern in der Regel leichter, auch wenn das nicht der Grund für den Namen ist. Vielmehr ist diese Art des Trabens dafür gedacht, dass die Pferde den Rücken besser lösen können. Das kann aber nur dann funktionieren, wenn du als Reiter das Leichttraben korrekt beherrschst. In diesem Beitrag kannst du nachlesen, was es beim Leichttraben zu beachten gilt und wie es dir im Training und in der Pferdeausbildung helfen kann.
Warum Leichttraben?
Als Reitanfänger steht das Leichttraben lernen direkt auf dem Programm und das noch vor dem Aussitzen. Eigentlich sieht das Aussitzen viel einfacher aus, muss man dafür doch nur im Sattel sitzen bleiben, anstatt bei jedem zweiten Schritt aufzustehen. Dass dies allerdings alles andere als der Fall ist, kann jeder Reiter bezeugen.
Vor allem zu Beginn der Reitkarriere fällt es noch schwer, mit den Bewegungen des Pferdes mitzugehen. Für das richtige Aussitzen muss die Hüfte geschmeidig sein und bei jedem Trabtritt aktiv mitschwingen. Ansonsten fällt man dem Pferd im wahrsten Sinne des Wortes in den Rücken, was zu Verspannungen und sogar Rückenproblemen bei den Tieren führen kann. Selbst erfahrenen Reitern fällt das Aussitzen insbesondere bei Pferden mit einem schwungvollen Trab schwer und verlangt viel Übung.
Richtig Leichttraben heißt daher erst einmal die Devise, um den Rücken des Pferdes zu schonen. Die Entlastung des Pferderückens sorgt dafür, dass sich die Tiere besser dehnen und lockern. Dies ist vor allem in der Aufwärmphase wichtig, aber kann und sollte auch immer wieder zwischendurch passieren. Aufwärmen kannst du dich als Reiter beim Leichttraben durch das ständige Aufstehen außerdem auch besonders gut.
Leichttraben nicht nur zum Aufwärmen
Viele Reitexperten sind sogar der Meinung, dass so mancher Reiter viel zu wenig leichttrabt in der Pferdeausbildung. Häufig wird zu schnell zu viel Wert auf die Versammlung gelegt und hierbei die ersten Punkte der Ausbildungsskala vergessen. Es wird sich beim Aussitzen schwer in den Sattel gesetzt und das Tier an den Zügeln zusammengezogen, um den Anschein des Reitens in Versammlung zu erwecken. Meistens gehen hierbei jedoch die ersten beiden Punkte der Skala der Ausbildung verloren: Takt und Losgelassenheit. Es gibt sogar Reiter, die ihre Pferde bis fünfjährig im Trab gar nicht aussitzen.
Baue immer wieder Phasen ein, bei denen du dein Pferd vorwärts-abwärts reitest und dabei leichttrabst, vor allem wenn du merkst, dass sich dein Pferd verspannt. Achte jedoch darauf, dass die Hinterhand aktiv bleibt, damit dein Pferd nicht auf die Vorhand kommt. Solltest du merken, dass dir die Kondition fehlt, längere Zeit auszusitzen, trabe einfach leicht, denn ansonsten verspannst du dich immer mehr und somit auch dein Pferd.
Erfahrene Reiter mit einer guten Körperspannung können beim Leichttraben sogar den Takt des Pferdes beeinflussen. Hast du ein sehr eiliges Pferd, versuche etwas langsamer aufzustehen und wieder einzusitzen und bei einem faulen Pferd machst du das Gegenteil. Die Tiere passen sich in der Regel deinem Takt an, da es angenehmer für sie ist.
Wie geht Leichttraben?
Die meisten Reiter denken, sie beherrschen das Leichttraben gut, denn so schwer ist es ja auch nicht, oder? Allerdings gehört neben dem Leichttraben auf dem richtigen Fuß weitaus mehr dazu, als man zu Beginn vielleicht denkt.
Beim Traben wird man als Anfänger erst einmal komplett durchgeschüttelt und es fällt schwer, einen Takt zu erkennen. „Leichttraben, aber wann Aufstehen?“, wird sich da überfordert gefragt. Einfach gesprochen lässt sich sagen, dass du beim Leichttraben bei jedem zweiten Tritt des Pferdes immer im Rhythmus aufstehst, um das Pferd im Bewegungsablauf nicht zu stören.
Gut ausgebildete Schulpferde, die nicht so leicht aus dem Takt gebracht werden können und einen weniger schwungvollen Trab haben, sind zum Lernen besonders geeignet.
Am besten werden die ersten Versuche an der Longe unternommen, denn so kann sich der Reiter komplett auf sich konzentrieren. Den Rhythmus haben die meisten Reitanfänger recht schnell raus, da man quasi aus dem Sattel „geschleudert“ wird, wenn beim Leichttraben aufgestanden werden muss. Das Treiben ist nur während des Einsitzens möglich, auf welches du dich aber erst später konzentrieren solltest.
Typische Probleme beim Leichttraben
Ein weit verbreiteter Anfängerfehler ist, zu viel oder zu wenig aufzustehen und dadurch aus dem Takt zu kommen. Als Resultat plumpsen sie dem Pferd in den Rücken, welches dadurch den so wichtigen Rückenmuskel nicht lösen kann und immer mehr verspannt. Das kann unter anderem ein Grund sein, warum die Pferde nicht mehr vorwärts gehen wollen.
Natürlich hat jeder Reiter einmal klein angefangen und alles muss erst gelernt werden. Halte dich zu Beginn gerne am Sattel fest, das erleichtert das sachtere Aufstehen und Hinsetzen etwas und beuge deinen Oberkörper ganz leicht nach vorne. Dadurch bringst du deinen Schwerpunkt über den Fußballen und kannst besser aufstehen und dich auch wieder in den Sattel setzen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Ebenso ist es wichtig, dass dein Unterschenkel nicht zu weit vorne liegt, ansonsten kann es passieren, dass die Zügel dazu genutzt werden, sich hochzuziehen, und das ist mehr als unangenehm für die empfindlichen Maulwinkel.
Zur Überprüfung, ob du unabhängig von deiner Hand aufstehst, kannst du die Zügel aus der Hand kauen lassen, bis sie durchhängen. Ist dein Sitz beim Leichttraben unverändert und deine Positur bleibt stabil, musst du dir keine Gedanken machen. Solltest du aber Probleme haben, dein Gleichgewicht zu halten oder dem Pferd in den Rücken fallen, ist definitiv üben angesagt.
Eine Reitstunde an der Longe zur Verbesserung deines Sitzes, bei welcher du und dein Trainer euch komplett auf dich fokussieren könnt, hilft dir hierbei.
An anderen typischen Sitzfehlern beim Leichttraben, wie ein Hohlkreuz, zu fester Knieschluss oder steife, nicht mitfedernden Fußgelenke kann natürlich auch bestens gearbeitet werden. Ein ganz wichtiger Tipp ist außerdem, immer wieder bei Reitstunden oder Trainingseinheiten von anderen Reitern mit ihren Vierbeinern zuzuschauen, denn dadurch kannst du selbst sehr viel lernen. Hierbei kannst du dir zum Beispiel den Takt des Leichttrabens einprägen und versuchen, später umzusetzen.
Eine große Herausforderung beim Leichttraben ist, die Hände beim Aufstehen nicht mit nach oben zu führen. Von außen betrachtet muss es so aussehen, als würden sie sich nicht bewegen, denn das ist sehr wichtig für die Verbindung zum Pferdemaul. Das bedeutet aber, dass du die Ellbogen leicht strecken musst bei jedem Mal, wenn du dich aus dem Sattel hebst. So kannst du gewährleisten, dass du deinem Pferd nicht im Maul ziehst und die stetige, weiche Verbindung erhalten bleibt.
Leichttraben - richtiger Fuß
Beherrschst du das Leichttraben ganz gut, lernst du schon bald ein neues Kommando: „Umsitzen“. Denn es ist wichtig, auf dem richtigen Fuß zu traben. Aber um nicht noch mehr Verwirrung zu schaffen, gibt es die Erklärung hierfür Schritt für Schritt.
Da der Reiter bei jedem zweiten Trabtritt aufsteht und der Trab ein Zweitakt ist, führt das Pferd jedes Mal das selbe Vorderbein nach vorne, vorausgesetzt der Reiter hält den Takt. Steht der Reiter zum Beispiel das erste Mal auf, wenn das rechte Vorderbein nach vorne geht, dann wird das auch bei jedem weiteren Aufstehen so sein. Schau dir Reiter an und stelle dir die Frage beim Leichtraben, welches Bein vorne ist, wenn das Gesäß aus dem Sattel gehoben wird, um ein Auge dafür zu bekommen.
Nun kannst du jedoch einen Takt sitzen bleiben, das heißt, du lässt dich nicht von dem Schwung des Trabschrittes aus dem Sattel heben, sondern bleibst sitzen. Für Reitanfänger fühlt es sich an, als würden sie einmal durchgeschüttelt werden. Stehst du nach dem einmaligen Aussitzen wieder auf, geschieht das, wenn das andere Vorderbein, in unserem Beispiel das linke, nach vorne geht. Du hast also den Fuß gewechselt, auf welchem du aufstehst.
Jetzt stellt sich aber die Frage: „Leichtraben, welcher Fuß?“. In der Regel wird gelehrt, dann aufzustehen, wenn das äußere Vorderbeine nach vorne Tritt. Schau einfach von oben auf die Schulter deines Pferdes und du siehst, dass sich diese nach vorne und hinten bewegt. Es braucht etwas Übung, zu erkennen, wann aufgestanden werden muss.
Viele Reiter lernen zwar, auf dem richtigen Fuß leichtzutraben, aber hinterfragen überhaupt nicht warum. Beim Trab fußt immer das diagonale Beinpaar gleichzeitig ab. Das bedeutet, dass das innere Hinterbein gleichzeitig mit dem äußeren Vorderbein vorgreift. Stehst du in dem Moment auf, erleichterst du deinem Pferd, vor allem in der Wendung, das Vorgreifen mit dem inneren Hinterbein. Außerdem kannst du beim Einsitzen den treibenden Impuls dann geben, wenn das äußere Hinterbein abfußt, welches einen längeren Weg zurückzulegen hat. So kommen du und dein Pferd besser durch die Wendungen.
Mit der Zeit wirst du ein Gefühl entwickeln, wann du aufstehen musst, ohne auf die Schulter deines Pferdes zu schauen. Das Leichttraben auf dem falschen Fuß fühlt sich nämlich vor allem in engeren Wendungen etwas holprig an. Wechselst du die Hand in der Reitbahn, musst du beim Leichttraben umsitzen, um wieder auf dem richtigen Fuß zu traben. Im Gelände gibt es zwar kein richtig oder falsch, allerdings ist es wichtig, regelmäßig den Fuß zu wechseln, um nicht eine Seite mehr zu belasten.
So kannst du dein Leichtraben verbessern
Nicht nur die Reitanfänger haben allen Grund, ihre Fähigkeiten im Leichttraben zu verbessern, denn nur bei der korrekten Ausführung hat diese Art zu traben den gewünschten Effekt.
Eine gute Übung für das Gleichgewicht und Taktgefühl ist, das Leichttraben zu variieren. Bleibe zum Beispiel zwei Tritte sitzen und stehe dann wieder auf. So als würdest du ständig umsitzen wollen. Du kannst auch zwei Takte stehen bleiben, anstatt dich direkt hinzusetzen. Hierfür solltest du wie beim leichten Sitz den Oberkörper etwas nach vorne nehmen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren und im nächsten Trabtritt dem Pferd unsanft in den Rücken plumpst. Diese Übung kannst du ganz nach Kreativität und Können ausbauen. Lasse dir von deinem Trainer zum Beispiel zurufen, wie viele Takte du sitzen oder stehen bleiben sollst.
Achte auf jeden Fall darauf, die Zügel nicht zu verwenden, um dich im Sattel auszubalancieren oder hochzuziehen. Da dein Sitz zu Beginn wahrscheinlich bei der ungewohnten Übung sehr aus dem Gleichgewicht kommt, ist es am besten, dies an der Longe zu probieren. So kannst du sicherstellen, dass du nicht an den Zügeln herumziehst.
Oft kommt es vor, dass die Steigbügellänge nicht passt. Bei zu kurzen Steigbügeln steht der Reiter zu weit nach oben auf und kann nicht sanft einsitzen. Bei zu langen Bügeln kann er nicht im Fußgelenk mitfedern. Der Reiter zieht den Absatz hoch und steht in den Steigbügeln. Das ganze Reiterbein verkrampft und mit zu festem Knieschluss wird versucht, die Balance zu halten. Probiere daher mal eine andere Länge aus.
Das Leichttraben ohne Steigbügel ist etwas umstritten. Reitlehrer nutzen es gerne, um zu hohes Aufstehen und das Hochziehen des Absatzes zu korrigieren, oder auch um die Reitschüler etwas zu quälen. Allerdings muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Reiter nicht anfangen, mit den Knien zu klemmen. Die Bewegung sollte nur aus der Hüfte und dem Oberkörper kommen.
Fakt ist, Leichttraben ist für den Reiter meistens einfacher, da man weniger schnell aus der Puste kommt als beim Aussitzen. Wird es aber nicht korrekt ausgeführt, ist es nur für den Menschen leicht und erschwert dem Pferd das Training. Das Tier versucht, den nicht ausbalancierten Reiter auszugleichen und muss gegebenenfalls sogar mit unsanftem Einsitzen, unruhigen Händen und einem schlackernden Unterschenkel zurechtkommen. Hierbei geht die lösende Wirkung komplett verloren und das Gegenteil, nämlich ein verspanntes Pferd, ist die Folge. Daher ist es wichtig, das Leichttraben immer wieder zu überprüfen und mit einem guten Trainer zusammenzuarbeiten, der auch auf die Basics wert legt.
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