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Freispringen: Mehr als eine gute Abwechslung für das Pferd

Springen kann jedes Pferd, heißt es so schön. Was für viele Reiter das Hoch aller Gefühle ist, kann für andere eher ein Alptraum sein. Daher bietet das Freispringen für Pferde eine gute Alternative, ihnen das Springen zu ermöglichen, ohne als Reiter die Flugerfahrung machen zu müssen. Wie du beim Freispringen die Abstände aufbaust, wieso Freispringen gut für dein Pferd ist und vieles mehr, erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Warum Freispringen?

Vor allem für junge Pferde, die noch nicht oder erst seit Kurzem unter dem Sattel sind, wird das Freispringen gerne genutzt. Züchter oder Pferdebesitzer können so recht schnell das Potential und Vermögen des Tieres am Sprung sehen. Das ist vor allem für Zuchtveranstaltungen wie Hengstkörungen wichtig. Die Hengstbesitzer entscheiden, ob das Pferd genug Vermögen aufweist, um für die Körung vorbereitet zu werden, oder ob sie eher eine Zukunft als kastriertes Reitpferd sehen.

Pferd beim Freispringen

Wie sich ein Pferd beim Freispringen zeigt, ist außerdem ein gutes Verkaufs- beziehungsweise Kaufargument, wenn die Tiere aufgrund des Alters noch nicht viele Turniererfolge nachweisen können. Außerdem lässt sich so auch erahnen, welcher Spielraum am Sprung nach oben hin möglich ist, da die jungen Pferde unter dem Sattel noch nicht so hoch gesprungen werden.

Bevor die Springkarriere beginnt, kann das Pferd beim Freispringen an Stangen und Sprünge gewöhnt werden, ohne das zusätzliche Reitergewicht tragen zu müssen. Es lernt so, was es zu tun hat und bekommt Sicherheit im Sprungablauf. Die Koordination und Reaktionsfähigkeit sowie die Balance werden geschult.

Positive Aspekte des Freispringens für das Pferd

Nicht nur für junge Pferde ist das Springen ohne Reiter geeignet, denn es kann eine gute Möglichkeit sein, um Abwechslung zu bieten. Immer das gleiche Training wird für das Pferd langweilig und eintönig. Die Motivation nimmt stetig ab und die Tiere haben keine Freude mehr an der täglichen Arbeit. Außerdem werden immer die gleichen Muskelgruppen trainiert, was zu einer einseitigen Belastung führen kann.

Daher ist es ausgesprochen wichtig, so viel Abwechslung wie möglich in die Ausbildung zu bringen. Vor allem im Winter sind die Möglichkeiten durch das Wetter beschränkt und Freispringen kann hier eine gute Alternative bieten. Neue Bewegungsanforderungen setzen andere Reize und können so die gesamte Muskulatur stärken. Ein starker Rücken und eine gut trainierte Muskulatur der Hinterhand, welche unter anderem durch das Freispringen einer Reihe entwickelt wird, können dir auch bei der Dressurarbeit zugutekommen.

Du kannst beim Freispringen den Abstand und die Art der Hindernisse variieren und somit auch unterschiedliche Aspekte üben. Bei Pferden, welche dazu neigen, beim Springen stürmisch zu werden, können Galoppstangen zwischen den Hindernissen helfen, die Größe des Galoppsprungs zu kontrollieren, um somit die Tiere quasi auszubremsen.

Freispringen Pferd

Die Aufmerksamkeit kannst du wiederum erhöhen, wenn du die Freispringreihe mit wechselnden Abständen aufbaust. Die Tiere müssen mitdenken und den Galoppsprung eventuell etwas vergrößern oder verkleinern, damit der Absprung passt. So kannst du fast schon einen kleinen Freispring-Parcours aufbauen, natürlich in einer Reihe und es kommt auch auf die Größe der Halle an.

Bei Freispring-Wettbewerben oder Zuchtveranstaltungen wird immer auf der linken Hand gesprungen. Zu Hause solltest du das allerdings abwechseln, damit du beide Seiten deines Pferdes gleichermaßen trainierst.

Richtiges Aufwärmen vor dem Freispringen

Ein Fehler, der häufig gemacht wird: Das Pferd wird aus der Box geholt (am besten noch im Winter) und erst einmal in der Halle ohne jegliches Aufwärmen losgelassen. Jeder kann sich mit Sicherheit vorstellen, wie das weitere Szenario aussieht. Das Pferd rennt voller Lebensfreude los, bockt und lässt sich nicht bremsen. Leider kommt es genau dann nicht selten zu Unfällen, hauptsächlich auch, da Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke noch nicht aufgewärmt sind. Außerdem dient das Freispringen ja auch dazu, das Pferd zu lösen. Jagt es nun vorher unkontrolliert in der Halle herum, hat das genau den gegenteiligen Effekt und es verspannt sich eher noch mehr.

Für ein sicheres Freispringen ist ein gut geplanter Zeitplan wichtig. So hat jeder Pferdebesitzer Zeit, sein Tier ausreichend auf die Aufgabe vorzubereiten und ein Kaltstart wird vermieden. Da in vielen Pferdebetrieben das Zeitfenster für das Freispringen begrenzt ist, kommt viel Hektik auf, um möglichst schnell möglichst viele Pferde über die Sprünge zu treiben. Allerdings kommt es gerade dann zu Verletzungen, da auch die Hindernisse langsam erhöht werden sollten. Achte daher unbedingt darauf, das Freispringen mit Ruhe und genügend Zeit für alle Pferde durchzuführen.

Pferd an das Freispringen gewöhnen

Gamaschen und gegebenenfalls Hufglocken solltest du deinem Pferd anlegen, bevor es losgeht. Gerade junge und unerfahrene Pferde sind am Sprung unkoordiniert und die Gefahr ist größer, dass sie sich gegen die eigenen Beine schlagen. Aber auch bei erfahrenen Pferden empfiehlt es sich, die Beine zu schützen, da mit Sicherheit ein paar unkontrollierte Bocksprünge voller Übermut vorkommen werden.

Freispringen Pferd

Das Pferd kann am Halfter oder an einer Trense ohne Zügel freigesprungen werden. Du solltest ein Seil dabeihaben, welches an einem Ende keinen Knoten oder Schnalle vorweist. Dieses Ende fädelst du durch den Trensen- oder Halfterring und hältst ihn mit dem anderen Ende des Strickes fest. Das kurze Ende lässt du nun los, wo die Sprunggasse beginnt (bei stürmischen Pferden manchmal auch später) und der Strick gleitet einfach aus dem Ring hinaus.

Wichtig ist, dass du Pferde, die das Freispringen nicht kennen, Schritt für Schritt an die neue Aufgabe gewöhnst. Führe die Tiere langsam an die Sprunggasse heran, in welcher im Idealfall noch keine Sprünge stehen.

Dann können Stangen und Cavalettis hinzugenommen werden. Leichter fällt es den Tieren einen Rhythmus zu finden, wenn zwischen den Hindernissen ein Galoppsprung liegt. Eine Vorlegestange vor dem ersten Sprung hilft außerdem dabei, die richtige Distanz zu finden.

Freispringen Aufbau

Zuallererst gibt es ein paar wichtige Dinge beim Freispringen zu beachten:

  • Hänge alle Spiegel in der Reithalle ab
  • Sind die Türen nicht bis obenhin geschlossen, solltest du auch diese so abhängen, dass die Pferde nicht darüber springen wollen
  • Sicherheitsauflagen bei Oxern verwenden
  • Trage beim Führen des Pferdes immer Handschuhe
  • Die Sprunggasse sollte gut sichtbar begrenzt sein, damit keine Unfälle passieren
  • Bunte Stangen helfen dem Pferd, diese besser zu sehen
  • Verwende, wenn möglich, spezielle Sprungständer, die an der Bande eingehängt werden können
  • Drei Personen sollten beim Freispringen dabei sein

Denke beim Aufbau der Freispringreihe daran, dass jedes Pferd einen individuellen Galoppsprung hat. Vor allem bei unerfahrenen Tieren sollten die Abstände beim Freispringen so gewählt sein, dass der Rhythmus des Galopps erhalten bleibt. Passe daher für jedes Pferd die Hindernisse entsprechend an. Später können dann auch etwas kniffligere Abstände ausprobiert werden, bei denen sich die Pferde mehr konzentrieren müssen.

Damit der Absprung besser gelingt, sollten die Hindernisse mit einer vorgezogenen Grundlinie aufgebaut werden. Das bedeutet, dass eine Stange ungefähr 40-70 cm vor dem Sprung liegt. Je höher der Sprung, desto weiter liegt die Stange (oder auch Fuß genannt) vom Sprung weg. Das liegt daran, dass die Pferde bei größeren Hindernissen früher abspringen müssen, um dieses fehlerfrei und in guter Manier überwinden zu können.

Mit einer langen Longierpeitsche kannst du das Pferd dabei unterstützen, nicht in der Reihe „stecken“ zu bleiben und den Springfluss beizubehalten. Das ist wichtig, damit die Hindernisse korrekt überwunden werden und das Pferd nicht versucht, aus der Reihe auszubrechen. Sonst können Verletzungen passieren und die Tiere werden unsicher.
In der Regel wird das Freispringen folgendermaßen aufgebaut:

Plan-Freispringen

Die Vorlegstange aus dem Trab ist nicht immer zu finden, kann dem Pferd aber helfen, den ersten Sprung korrekt zu überwinden, um somit einen guten Rhythmus für die ganze Reihe zu ermöglichen. Das erste Hindernis ist oftmals ein Cavaletti, kann aber auch ein kleiner Steilsprung oder ein Kreuz sein. Der Oxer als letztes Hindernis wird erst als Steilsprung überwunden und dann höher und weiter gebaut. Viele Pferdebesitzer wollen das Vermögen ihrer Tiere austesten, allerdings kommt es darauf beim Freispringen in erster Linie gar nicht an. Vor allem bei jungen Pferden steht die Losgelassenheit und Gymnastizierung an vorderster Stelle. Wie schon erwähnt, kannst du die Reihe variieren und so neue Aufgaben stellen.

Dabei solltest du jedoch diese Abstände zwischen den Hindernissen beachten:

  • Vorlegstange aus dem Trab: 2,2 – 2,5 m
  • In-Out: 3 bis 3,5 m
  • Ein Galoppsprung: 6 bis 7,5 m
  • Zwei Galoppsprünge: 10 bis 11 m

Zwischen den Runden sollte immer wieder Ruhe reingebracht werden. Das funktioniert meistens am besten mit einem Leckerli. Pferde, die den Ablauf gewohnt sind, kommen schon von selbst zu der Person, welche die Leckerbissen in der Hand hält. Dann kann der Führstrick wieder befestigt und das Tier mit Ruhe in die Gasse geführt werden.

Tipp

Übertreibe es nicht. Die Tiere werden müde, können sich nicht mehr so gut konzentrieren und springen eher schlechter als besser. Allerdings sollte das Freispringen, wie jede andere Aufgabe auch, mit einem guten Gefühl beendet werden, sodass die Tiere an Sicherheit gewinnen.

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    Die Autoren

    Ich bin 29 Jahre alt und liebe es, für euch Beiträge zu schreiben. Vor über 20 Jahren habe ich meine Liebe zu den Pferden entdeckt und diese sogar durch mein Studium Pferdewirtschaft zu meinem Beruf gemacht. Gerade reise ich durch Australien und versuche noch mehr verschiedene und internationale Eindrücke in die Pferdewelt zu bekommen.
    Solltet ihr Wünsche zu bestimmten Themen haben - immer her damit. 🙂

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