Es ist eine der Krankheiten, die nahezu jedem Pferdebesitzer einen großen Schrecken einjagt: Hufrehe. Dabei entzündet sich die Huflederhaut, die das Hufbein mit der Hornkapsel verbindet. Ist ein Pferd davon betroffen, leidet es unter großen Schmerzen beim Stehen und Gehen. Im schlimmsten Fall kann die Rehe sogar chronisch werden, weshalb es äußerst wichtig ist, Sofortmaßnahmen zu ergreifen. In diesem Beitrag erfährst du, wie du Hufrehe erkennen kannst, wie bei Hufrehe beim Pferd die Behandlung aussieht und was du selbst dagegen tun kannst. Außerdem beantworten wir dir Fragen wie „Wie bekommt ein Pferd Hufrehe?“ und „Wie lange dauert eine Hufrehe?“.
Was ist Hufrehe beim Pferd?
Bei Hufrehe handelt es sich um eine aseptische Entzündung der Huflederhaut, was bedeutet, dass die Krankheit nicht durch Keime entsteht, sondern anderweitig verursacht wird. Sobald die Huflederhaut entzündet ist, schwillt diese an und die Durchblutung im Huf wird gestört. Die Schwellung kann sich jedoch nicht ausbreiten, da sie an den Seiten von der festen Hufwand, unten von der Hufsohle und nach innen vom Hufbein begrenzt wird. Somit entsteht ein enormer und schmerzhafter Druck im Huf.
Unterschieden wird zwischen dem Vorläuferstadium, der akuten Hufrehe und der chronischen Hufrehe. Meistens sind beide Vorderhufe betroffen, in selteneren Fällen auch die Hinterhufe. Grundsätzlich können alle Pferde Hufrehe bekommen, jedoch sind übergewichtige und leichtfuttrige Tiere anfälliger.
Hufrehe: Symptome
Wenn du dich fragst „Wie erkenne ich, ob mein Pferd Hufrehe hat?“, musst du dich gut mit den Symptomen auseinandersetzen, denn gerade im Anfangsstadium ist es gar nicht so einfach, Hufrehe zu erkennen. Ist die Huflederhaut leicht entzündet, hebt das Pferd die betroffenen Hufe immer wieder an, um sie zu entlasten. Es gibt die Hufe nur noch widerwillig und wird häufig auch unkooperativ beim Hufschmied.
Auf hartem Boden und in Wendungen kann es vorkommen, dass das Pferd im Schritt und Trab klemmig geht oder leicht lahmt. An der Zehenpartie oberhalb des Hufgelenks ist eine pochende Pulsation zu spüren und die Hufe fühlen sich wärmer an als im Normalzustand. Beim sogenannten „Abdrücken“ des Hufes mit einer Zange zeigt das Pferd meistens eine Schmerzreaktion, die sich jedoch nicht eindeutig zuordnen lässt.
Akute Hufrehe
Bei einem akuten Schub zeigt das Pferd auffälligere Symptome der Hufrehe. Es geht deutlich lahm und will sich nicht mehr bewegen. Um die betroffenen Vorderhufe so gut es geht zu entlasten, streckt das Tier diese im Stand weit nach vorne (Sägebockstellung). Dadurch verlagert sich das Gewicht auf die Hinterhand sowie auf den weniger empfindlichen Ballen- und Trachtenbereich der Vorderhufe. Sind die Hinterhufe betroffen, schiebt das Pferd diese weit unter den Körper.
Die Hufe sind sehr warm und es ist eine deutliche Pulsation am Fesselkopf zu spüren. Auf die Hufzange reagiert das Pferd mit Schmerzen. Da ihm das Laufen und Stehen große Schmerzen bereitet, liegt es die meiste Zeit nur noch. Dabei streckt es die Beine aus und winkelt sie wieder an.
Chronische Hufrehe
Sind 48 bis 72 Stunden vergangen, nachdem der Prozess der Huflederhautentzündung begonnen hat, spricht man von chronischer Hufrehe. In diesem Stadium können weitere Symptome auftreten. Oft sind betroffene Pferde lahm, apathisch und appetitlos. Da die Gefäße nicht mehr richtig durchblutet werden, fühlen sich die Hufe häufig kalt an. Die Zehenwand verläuft konkav, einseitig gewölbt, und der Huf kann eine Knolle bilden.
Von außen ist eine verbreiterte weiße Linie an der Hufsohle zu erkennen, da sich aufgrund der Entzündung Narbengewebe bildet. Außerdem ist die Hornqualität des Hufes in schlechtem Zustand. Ist die Krankheit bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, kann es bei der Hufrehe zum Ausschuhen oder Sohlendurchbruch kommen. Das bedeutet, dass sich die Hornkapsel vom Kronrand ablöst.
Chronische Hufrehe kann sich über mehrere Tage, Monate oder sogar Jahre hinziehen. Manche Pferde sind ein Leben lang von der schmerzhaften Huferkrankung betroffen. Bemerkst du erste Symptome bei deinem Pferd, solltest du sofort den Tierarzt verständigen.
Hufrehe: Ursachen
Die Gründe für die Entstehung von Hufrehe beim Pferd können sehr unterschiedlich sein. Neben falscher Bewegung oder Fütterung kann es auch vorkommen, dass die Pferdekrankheit Rehe ein Symptom einer anderen Erkrankung im Körper ist. Folgende mögliche Ursachen kommen infrage.
Belastungsrehe
Für die Blutzirkulation der Hufe ist es wichtig, dass sie regelmäßig be- und entlastet werden. Muss das Pferd längere Zeit auf harten Böden wie Asphalt laufen oder in der Box stehen, kommt es zu einer Durchblutungsstörung. Schont der Vierbeiner ein Bein wegen einer Verletzung oder Lahmheit, belastet er automatisch die anderen Beine mehr, wodurch ebenso eine Entzündung der Huflederhaut entstehen kann.
Futterrehe
Bei der Futterrehe, welche durch eine falsche Fütterung verursacht wird, handelt es sich um eine der häufigsten Formen der Hufrehe. Die Hauptursachen sind Fruktan im Heu und Gras, Stärke im Getreide und kohlenhydratreiches Futter. Die vielen Kohlenhydrate in Kraftfutter, Brot, Karotten und Obst können zu einer Übersäuerung führen, wodurch Bakterien im Darm absterben.
Dies hat zur Folge, dass Giftstoffe freigesetzt werden, welche über die Blutbahn auch in den Huf gelangen. Durch die Bildung von Blutgerinnseln nimmt die Durchblutung im Huf ab, die Blutgefäße verengen sich und es kommt zur Huflederhautentzündung. Mehr zum Thema Kohlenhydrate kannst du in unserem Beitrag „Kohlenhydrate fürs Pferd: Das musst du wissen“ nachlesen.
Vergiftungsrehe
Durch die Aufnahme von Giftpflanzen, Pestiziden, verdorbenem Futter oder Schimmelpilzen kann Vergiftungsrehe beim Pferd entstehen. Dabei werden giftige Substanzen aus dem Darm aufgenommen, die über die Blutbahn in die Huflederhaut gelangen. In unserem Beitrag über Giftpflanzen erhältst du einen Überblick über die gefährlichsten Pflanzen für Pferde.
Auch Wurmkuren können in seltenen Fällen Auslöser für eine Vergiftungsrehe sein. Dieses Risiko besteht insbesondere dann, wenn das Pferd von einem großen Parasitenbefall betroffen war und die Schädlinge alle auf einmal absterben.
Cushing-Syndrom
Als Folge des Cushing-Syndroms, von welchem oft Pferde ab 15 Jahren betroffen sind, tritt häufig Hufrehe auf. Die Ursache des Syndroms ist meist ein langsam wachsender, gutartiger Hirntumor, was zu einer vermehrten Produktion von Kortisol führt. Dies beeinflusst das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel, das Immunsystem, den Proteinstoffwechsel und den Blutzuckerspiegel. Zu viel Zucker im Blut verengt die Blutgefäße und es kommt zu einer Übersäuerung.
Ist das Cushing-Syndrom fortgeschritten, hat das Pferd häufig längeres, gelocktes Fell und einen verzögerten Fellwechsel. Auch eine Immunschwäche, Wesensveränderungen, ein auffälliger Muskelabbau und Fetteinlagerungen sind Symptome der Erkrankung.
Equines Metabolisches Syndrom (EMS)
Das Metabolische Syndrom wird oft auch als Wohlstandskrankheit bezeichnet und ist eine Kohlenhydratstoffwechselstörung, welche immer öfter mit Hufrehe in Verbindung gebracht wird. Davon sind zumeist Pferde betroffen, die an Übergewicht leiden, leichtfuttrig sind und zu Fettdepots über den Augen, am Mähnenkamm, um die Schweifwurzel und vor dem Euter bzw. Schlauch neigen. Zudem trinken an EMS erkrankte Pferde mehr als üblich, lassen vermehrt Harn und haben einen gesteigerten Appetit.
Die von dieser Krankheit ausgelöste Stoffwechselstörung zieht oft eine vermehrte Insulinproduktion nach sich. Dies kann der Tierarzt im Blut nachweisen und so auf die Krankheit schließen.
Borreliose
Durch einen Zeckenbiss kann Borreliose auf das Pferd übertragen werden und so Hufrehe auslösen, denn eine Begleiterscheinung der Krankheit kann eine Entzündung der Huflederhaut sein. Liegt ein Verdacht vor, sollte der Tierarzt einen Antikörper-Test durchführen, denn die Infektion mit den Borrelia-Bakterien ist nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen.
Übergewicht
Überfütterung und Übergewicht – mit oder ohne zugrundeliegender Stoffwechselstörung – zählen zu den Hauptursachen für Hufrehe. Fett ist nicht nur Speichergewebe, sondern trägt auch zur Hormonproduktion bei und bringt dadurch den Zucker- und Insulinstoffwechsel durcheinander. Wie bei uns Menschen entsteht Fettleibigkeit durch zu wenig Bewegung und zu energiereiche Nahrung. Das regelmäßige Wiegen und richtige Fütterungsmanagement, gegebenenfalls mithilfe einer Futterberatung, kann dabei helfen, das Gewicht des Pferdes im Normalbereich zu halten. Möchtest du mehr über Übergewicht bei Pferden wissen, kannst du dir unseren Beitrag „Ein dickes Pferd und die Folgen“ durchlesen.
Hufrehe behandeln
Die konkrete Behandlung der Hufrehe hängt davon ab, wie schnell der Tierarzt die Diagnose stellt, unter welchen Schmerzen das Pferd leidet und wie weit die Krankheit schon fortgeschritten ist. Wichtig ist vor allen Dingen, dass die Ursache gefunden und abgestellt bzw. behandelt wird, beispielsweise bei einer Vergiftungs- oder Futterrehe. Danach gilt es, die Entzündung der Huflederhaut schnellstmöglich zu bekämpfen, um eine Rotation oder Senkung des Hufbeins zu verhindern.
Um die Durchblutung in der äußerst akuten Phase zu unterstützen und den Druck im Huf zu reduzieren, verabreicht der Tierarzt dem Pferd Aspirin oder spezielle Entzündungshemmer. Außerdem kann er intravenös Flüssigkeit spritzen, damit der Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht bleibt. Zur Kühlung des Hufes werden Eis-Packungen um den Kronsaum gelegt und regelmäßig gewechselt.
Wenn es nötig ist, wird ein Teil der vorderen Zehenwand entfernt. Dadurch kann das Entzündungssekret ablaufen und das Hufbein sowie die Hufwand werden parallel gehalten. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass so der schmerzhafte Zehenbereich entlastet wird. Mit einem Hufreheverband wird der Huf gepolstert und vor Infektionen geschützt. Hierbei wird Verbandswatte mit einer selbstklebenden Binde fixiert und anschließend mit wasserabweisendem Klebeband umwickelt. Unter den Strahl können spezielle Polster gelegt werden, um den Zug auf die tiefe Beugesehne zu minimieren.
Zudem gibt es verschiedene Kräuter, die bei Hufrehe unterstützend wirken können. Sie bringen den Stoffwechsel wieder ins Gleichgewicht und unterstützen die Durchblutung im Huf. Um die Schmerzen des Pferdes zu lindern, kannst du ihm zum Beispiel einen Tee aus Brennnessel, Weidenröschen, Ingwer und Mädesüß verabreichen. Bei chronischer Hufrehe können frische oder getrocknete Brennnessel und Schwarznessel unterstützend wirken. Die Fütterung der Kräuter solltest du dennoch in jedem Fall mit deinem Tierarzt absprechen.
Hufrehe: Was tun als Pferdebesitzer?
Kann man bei Hufrehe das Pferd bewegen?
Eine pauschale Aussage, wie ein Pferd nach einer diagnostizierten Hufrehe bewegt werden soll, gibt es leider nicht. Die meisten Tierärzte sind sich aber einig, dass eine strikte Boxenruhe über längere Zeit nicht sinnvoll ist, da die Durchblutung des Hufes ohnehin schon gestört ist, was sich durch den Bewegungsmangel weiter verschlechtern kann.
Im Gegenzug ist jedoch auch nicht ratsam, das Pferd zur Bewegung zu zwingen. Steht dein Vierbeiner in einem Offen- oder Aktivstall, solltest du verhindern, dass er von den anderen Pferden bedrängt oder sogar gejagt wird. Sicherer ist es, wenn du ihn während der Genesungsphase in einen separaten Bereich stellst, bis er sich wieder freiwillig bewegt und keine Symptome mehr zeigt.
Ist dein Pferd nach einigen Wochen oder Monaten wieder bewegungsfreudig, kannst du mit deinem Tierarzt sprechen und möglicherweise wieder langsam zu Reiten beginnen. An ein richtiges Spring- oder Dressurtraining solltest du jedoch erstmal noch nicht denken.
Wenn auf den Röntgenbildern keine Schäden mehr zu sehen sind, kann der Tierarzt sicher sagen, dass die Hufrehe vollständig verheilt ist und die Hufe wieder voll belastbar sind. Hat er dir das bestätigt, kannst du das Training wieder in normalem Umfang aufnehmen.
Kann Hufrehe geheilt werden?
Ob und wie gut Hufrehe heilbar ist, hängt sowohl vom Pferd als auch vom Krankheitsstadium ab. Der Tierarzt kann feststellen, wie weit das Hufbein bereits rotiert oder gesunken ist. Hat es sich gar nicht bewegt oder ist unter sieben Grad rotiert, stehen die Chancen gut, dass du deinen Vierbeiner wieder wie zuvor reiten kannst. Bei einer stärkeren Rotation von acht bis zwölf Grad ist regelmäßiges Reiten und der Einsatz im Turniersport eher unwahrscheinlich. Das ist aber von Pferd zu Pferd unterschiedlich und muss individuell entschieden werden.
Was eher selten vorkommt, ist das Ausschuhen, denn die Hufrehe wird entweder vorher gestoppt oder das Pferd muss aufgrund der starken Schmerzen vorher erlöst werden. Sollte es dennoch zum Ausschuhen kommen, bedeutet es nicht das Ende. Es bildet sich neues Horn und nach einigen Monaten hat sich eine neue Hufkapsel gebildet. War ein Pferd einmal von Hufrehe betroffen, wird es leider auch zukünftig immer anfällig dafür bleiben. Deshalb ist es wichtig, entsprechende Vorbeugungsmaßnahmen zu ergreifen.
Hufrehe vorbeugen
Für Hufrehe gibt es viele Ursachen und nicht alle Risikofaktoren kannst du vollständig vermeiden. Wenn du jedoch einige Grundregeln beachtest, kannst du das Risiko einer Erkrankung minimieren und deinem Pferd die Schmerzen ersparen.
- Mögliche Futterumstellung: viel Heu, gutes Mineralfutter und kein Getreide
- Kraftfutterrationen anpassen: nur so viel Energie in Form von Kraftfutter zufüttern, wie es vom Pferd auch benötigt wird
- Hochwertiges Heu füttern: ohne Schimmelpilze und Verunreinigungen, auf niedrigen Nährstoffgehalt achten, ggf. vor dem Füttern waschen
- Eingeschränkter Weidegang: im Frühjahr Fruktangehalt bei frischem Gras beachten, ggf. Fressbremse anlegen
- Futtertonnen fest verschließen
- Koppeln nach Giftpflanzen absuchen
- Regelmäßige und richtige Hufpflege
- Korrekte Hufbearbeitung durch den Schmied
- Zu viel Bewegung auf hartem Boden vermeiden
- Pferd auf Cushing-Syndrom und EMS testen und sofort behandeln lassen
Fazit
Hufrehe ist zwar eine sehr ernste und schmerzhafte Krankheit für das Pferd, aber je früher du die Symptome erkennst und den Tierarzt verständigst, desto schneller kann er dagegen vorgehen und es behandeln. Wenn du ein paar vorbeugende Maßnahmen ergreifst, kommt es im Idealfall gar nicht erst zur Erkrankung. Wichtig ist vor allem eine auf das Pferd angepasste Fütterung und das richtige Bewegungspensum.
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