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Polosport: Disziplin für die Elite

Technik, Taktik, Tempo und Teamgeist – darauf kommt es bei einem Polo-Spiel in erster Linie an, wobei gleichzeitig auch die Fairness und das Wohl der Pferde großgeschrieben wird. Nur wenige Reiter haben Berührungspunkte mit dem Polosport, was wahrscheinlich daran liegt, dass Deutschland nicht zu den großen Polo-Nationen gehört. Doch auch hier erfreut sich die dynamische Disziplin immer größerer Faszination. Die geschichtlichen Hintergründe des Polo-Sports, was man bei der Sportart genau macht und wie die Regeln aussehen, erfährst du in diesem Beitrag. Außerdem erklären wir dir, welche Ausrüstungsgegenstände für Pferd und Reiter nötig sind.

Woher kommt der Polosport?

370 bis 330 v. Chr.: Zu Zeiten von Alexander dem Großen erfreute sich der Sport unter dem Namen „Chaugán“ großer Beliebtheit und schnell verbreitete sich Polo in ganz Asien. Da der Ball aus einer Bambuswurzel bestand, hieß das Spiel in Tibet „pulu“, was übersetzt „Ball“ bedeutet.

1859: Für die britischen Offiziere des 10. Husarenregiments war der Polosport eine Freizeitbeschäftigung, auf welche sie nach der Rückkehr in die Heimat nicht mehr verzichten wollten. So brachten sie Polo mit nach England, wo es auch heute noch sehr beliebt ist.

1876: Der amerikanische Zeitungs-Tycoon James Bennett hatte einen Aufenthalt in England, wo ihn der Sport so sehr faszinierte, dass er eine entsprechende Ausrüstung kaufte und nach seiner Heimkehr sofort begann, geeignete Polo-Pferde auszubilden.

1877: Nur ein Jahr später führte der Engländer David Shennan auf seiner Farm in Argentinien das Polo-Spiel ein.

1888: Amerika führt als erstes Land das Handicap-System beim Polospiel ein.

1894: In Argentinien gab es bereits 21 Polo-Clubs, was bedeutete, dass der Bedarf an geeigneten Pferden immer höher wurde. Für die Argentinier mit ihren großen Rinderfarmen war das jedoch kein Problem, denn durch die Kreuzung der wendigen Petizos und Criollos (Abkömmlinge der Araber und Berber) mit schnellen Englischen Vollblütern entstand das ideale Polo-Pferd.

1896: In Deutschland fand das erste Polo-Spiel in Hamburg statt. Die Stadt ist auch heute noch populär für den Polo-Sport in Deutschland.

1900-1936: Polo war mehrmals eine Disziplin bei den Olympischen Spielen, unter anderem in Paris (1900), London (1908), Antwerpen (1920) und Paris (1924). Bei Olympia 1936 in Berlin kamen so viele Zuschauer zum Polo-Spiel wie bei keiner anderen Sportart.

Heute: Polo wird mittlerweile fast auf der ganzen Welt gespielt, was bedeutet, dass es auch immer mehr Spieler und Pferde werden.

Die beiden Tore stehen in der Mitte der kurzen Spielfeldseite und bestehen aus jeweils zwei 3 m hohen Torpfosten, welche 8 Yards (ca. 7,3 m) auseinander stehen. Zudem sollten die Pfosten so leicht sein, dass sie nachgeben, wenn ein Reiter mit seinem Pferd dagegen stößt. Ob der Ball in das Tor gegangen ist oder nicht, zeigt der Schiedsrichter, der hinter dem jeweiligen Tor steht, mit einer Fahne an. Eine nach oben geschwenkte Fahne bedeutet „Tor“, eine nach unten geschwenkte „außerhalb des Tores und Spielfeldes“.

Neben den Schiedsrichtern gibt es noch weiteres Personal, welches die Zeit stoppt, die Glocke läutet, Protokoll führt, die Anzeigetafel bedient und die umgerittenen Banden am Spielfeldrand wieder aufstellt. Die sogenannten „grooms“, also die Pferdepfleger, übernehmen die Betreuung der teilnehmenden Polo-Pferde. Sie sorgen dafür, dass der Pferdewechsel während des Spiels oder in den Pausen schnell verläuft, bereiten die Pferde für das Polo-Spiel vor und betreuen sie danach.

Spielverlauf

Die Regeln setzen zwei Feldschiedsrichter zu Pferd (Umpires) und ein Oberschiedsrichter ohne Pferd (Referee) durch. Sind sich die beiden Feldschiedsrichter nicht einig, wird der Oberschiedsrichter, der sich an einer erhöhten, abgeschirmten Position in zentraler Lage befindet, zur Beratung hinzugezogen.

Ein Polospiel ist in vier bis acht Zeitabschnitte (Chukkas) eingeteilt, wobei ein Abschnitt sieben Minuten dauert. Dieser kann nach dem Erklingen der Glocke um 30 Sekunden verlängert werden. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Ball im Spiel ist, nicht die Bande berührt, nicht im Aus ist und kein Spieler foult.

Hat eine Mannschaft ein Tor erzielt, stellen sich alle Spieler an der Mittellinie des Spielfeldes gegenüber auf, um einen neuen Einwurf (Throw-in) zu starten. Nach jedem Tor wechseln die Mannschaften die Seite, damit keine Vor- oder Nachteile entstehen, beispielsweise durch die Sonne oder eventuelle Gefälle. Der Einwurf zu Beginn eines neuen Zeitabschnittes erfolgt immer an dem Punkt, wo der vorherige Abschnitt zu Ende war.

Polo-Regeln

Beim Polo-Sport stehen der Schutz und die Sicherheit der Vierbeiner an oberster Stelle. Sobald eine Gefährdung des Tieres droht, wird das Spiel sofort abgepfiffen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sich eine Bandage am Pferdebein löst. Kommt es hingegen zu einem harmlosen Sturz des Reiters, geht das Spiel ganz normal weiter. Ein Pferd darf zudem nie in zwei Chukkas hintereinander eingesetzt werden, was bedeutet, dass jeder Spieler mindestens zwei Pferde für das Polospiel dabeihaben muss. Noch besser sind jedoch vier bis fünf, um auf der sicheren Seite zu sein.

Galoppierende Pferde bei einem Polo-Spiel

Wie haben weitere Regeln zusammengefasst:

  • Die Spieler dürfen den Schläger nur mit der rechten Hand halten.
  • Jeder Spieler muss einen Spieler aus der gegnerischen Mannschaft decken.
  • Spieler Nr. 1 und 2 spielen im Angriff, Nr. 3 ist der Spielmacher (meist stärkster Spieler) und Nr. 4 ist der Verteidiger.
  • Die Spieler dürfen den Gegner von der Linie abdrängen (Abreiten). Verboten ist es jedoch, dass zwei Spieler derselben Mannschaft einen Gegner zwischen sich einklemmen (Sandwich).
  • Ellenbogentechnik ist verboten.
  • Das Wegerecht muss beachtet werden, um Zusammenstöße zu vermeiden. Das bedeutet, dass der Spieler, welcher sich genau in der Fluglinie des Balles befindet, das Wegerecht hat, wenn mehrere Spieler dem Ball hinterhergaloppieren. Wird diese Linie von einem anderen Spieler gekreuzt, begeht dieser ein Foul.
  • Bei unsportlichem Verhalten dürfen die "Umpires" auch eine rote oder gelbe Karte geben.
  • Das Verlassen des Spielfeldes ist ohne die Zustimmung der "Umpires" nicht erlaubt. Ausnahmen sind, wenn der Spieler das Pferd oder den Schläger wechseln muss.
  • Die Teilnahme an einem Spiel ist unter Einfluss von Alkohol und Drogen nicht gestattet.

Die ausführlichen Regeln und Bestimmungen des Polosports findest du auf der Seite des Deutschen Poloverbandes.

Je nach Leistungsstärke hat außerdem jeder Polospieler ein persönliches Handicap zwischen -2 (Low Goal) und +10 (High Goal). Werden die Handicaps der vier Spieler zusammengezählt, ergibt sich das Team-Handicap einer Mannschaft. Treten Mannschaften mit unterschiedlichen Handicaps gegeneinander an, erhält das Team mit dem geringeren Handicap einen Tore-Vorsprung aus der errechneten Handicap-Differenz zum Gegner. Der beste deutsche Spieler, Thomas Winter, hat ein Handicap von +5.

Schlagtechniken

Bei einem Polo-Spiel gibt es vier Grundschläge: "offside", "nearside", "under the neck" und "round the tail". Beim „offside“ schlägt der Spieler den Ball mit der rechte, also schlägerführenden Hand. Wird dieser Schlag nach vorne ausgeübt, spricht man vom „offside forehand“. Ein Schlag gegen die Reitrichtung heißt „offside backhand“. Als „nearside“ bezeichnet man den Schlag auf der linken Seite, wobei es auch hier zwischen „nearside forehand“ und „nearside backhand“ zu unterscheiden gilt.

Der Schlag unter dem Hals des Pferdes hat den Namen „under the neck“ und die vierte Variante ist „round the tail“. Hier wird der Ball hinter dem Pferd geschlagen, was dem Reiter teilweise eine akrobatische Leistung abverlangt.

Polo-Spieler holt für den Schlag aus

Zu den Grundschlägen kommen auch noch zwei verschiedene Arten von Schwüngen hinzu, die sich in der Bewegung des Schlägers unterscheiden. Beim „half swing“ wird der Schläger pendelartig hin und her bewegt und beim „full swing“ führen die Spieler eine Kreisbewegung aus.

Ausrüstung der Spieler und Pferde

Seit 2015 sind Polo-Spieler dazu verpflichtet, einen Helm, welcher den aktuellen Sicherheitsbestimmungen des Deutschen Poloverbands (DPV) entspricht, mit 3-Punkt-Kinnriemen zu tragen. Im Gegensatz zu einem klassischen Reithelm fallen die Polohelme etwas breiter aus. Zudem gehören braune Polostiefel, gut gepolsterte Knieschützer, eine Gerte und eine weiße Reithose oder Jeans, häufig in Kombination mit einem Gürtel mit traditionellen argentinischen Webmustern, zur Ausstattung.

Sporen sind nur jene erlaubt, die das Pferd nicht verletzen könnten. Verboten sind außerdem scharfe Ausrüstungsgegenstände, an denen sich die Tiere oder anderen Spieler verletzen könnten. Der DPV empfiehlt, während des Spiels Ellenbogenschützer, Schutzbrillen und einen Zahnschutz zu tragen. Bei den Shirts gibt es folgende Vorschriften: Sie dürfen keine senkrechten, schwarz-weißen Streifen haben und müssen mit den Nummern 1, 2, 3 und 4 in Kontrastfarben auf dem Rücken gekennzeichnet sein.

Wusstest du?

Die beliebten Polohemden stammen nicht – wie die meisten Leuten annehmen – aus dem Polosport, sondern aus dem Tennis. Erst nach 1933 wurde das Hemd auch von anderen Sportarten, unter anderem dem Polo, übernommen. Erfinder ist der französische Tennisspieler René Lacoste.

Die Polo-Pferde dürfen beliebig groß sein. Um die Pferdebeine zu schützen, werden Bandagen und/oder Gamaschen sowie Hufglocken verwendet. Damit sich der Poloschläger nicht im Schweif verfängt, muss dieser hochgebunden oder bandagiert sein. Die Mähne und der Schopf sind geschoren, damit der Reiter freie Sicht hat und nicht durch das lange Haar beeinträchtigt wird.

Polosättel haben im Gegensatz zu englischen Sätteln keine Kniepauschen, dafür aber zusätzlich zum Sattelgurt zur doppelten Absicherung noch einen Sattel-Übergurt. Auch ein Vorderzeug gibt mehr Halt, wenn sich der Reiter zum Schlagen weit aus dem Sattel herauslehnt.

Bei der Wahl der Trense gibt es prinzipiell keine Einschränkungen. Beim Gebiss entscheiden sich Spieler meistens für ein scharfes wie das Pelham, die Aufziehtrense oder argentinische Spezialgebisse, denn es ist wichtig, jederzeit die Kontrolle über das Pferd zu behalten. Zudem wird durchgehend mit Doppelzügeln geritten.

Polo-Spielern sitzt auf dem Pferd

Polospiel: Kosten

Ist der Polosport wirklich so teuer, wie die meisten annehmen, oder handelt es sich dabei um ein Klischee? So viel ist sicher: Wird Polo als Leistungssport mit Turnierteilnahmen betrieben, ist es nicht gerade günstig. Pferde für die niedrigsten Spielklassen kosten etwa 10.000 bis 15.000 €. Werden bessere Pferde für die hohen Klassen benötigt, wird es mit mindestens 25.000 € schon deutlich teurer. Die Anschaffung eines Polopferdes ist zwar häufig günstiger als die eines Spring- oder Dressurpferdes, es kommt jedoch hinzu, dass ein einziges Pferd nicht ausreicht, sondern für ein Spiel 2-6 Pferde nötig sind.

Weitere Kosten fallen für die Ausbildung, das Training, die artgerechte Haltung, die Ausrüstung für Reiter und Pferd, Tierarzt- und Transportkosten und Pferdepfleger an. Allein vom Polosport kann übrigens kaum einer leben, denn Preisgelder gibt es bei den Turnieren keine. Viele Spieler der höheren Klassen bekommen ihre Pferde von Sponsoren zur Verfügung gestellt oder werden von der Familie unterstützt, die meistens selbst im Polo-Sport aktiv ist oder war.

Welche Pferderasse wird fürs Polo benutzt?

Das Hauptzuchtgebiet der Polopferde ist Südamerika, um genau zu sein, Argentinien. Die am meisten verbreitete Rasse ist das argentinische Polo Pony, welches durch die Kreuzung von Criollos und Englischen Vollblütern entstanden ist und sich somit ideal für den Polosport eignet. In Deutschland ist oft das seit 2000 als Rasse anerkannte Deutsche Polopferd zu sehen und in den USA kommt häufig das Quarter Horse zum Einsatz.

Polo-Spieler galoppiert zum Ball

In welchen Ländern wird Polo gespielt?

Die Hochburg des Polo-Sports ist Argentinien, denn von dort kommen die besten Spieler weltweit. Die meisten Poloclubs in Europa hat das Vereinige Königreich. In Großbritannien wird die Sportart sogar an einigen Universitäten ausgeübt, um die Nachwuchsspieler zu sichern. Dominierend im Polosport sind zudem die USA, wo jedes Jahr von Januar bis April hochrangige Turniere im International Polo Club (IPC) in Wellington, Florida stattfinden. An diesen Turnieren nehmen Profi-Polospieler mit Handicaps von +9 und +10 teil.

Deutschland zählt mittlerweile auch schon fast 40 Poloclubs und die Anzahl an aktiven Spielern steigt immer weiter an. An das sportliche Niveau auf internationaler Ebene kommt unser Heimatland dennoch nicht heran. Weitere Länder, in denen Polo gespielt wird, sind Österreich, Liechtenstein und die Schweiz.

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    Die Autoren

    Ich bin Bloggerin bei FUNDIS Reitsport und kann hier meinen Traum leben: Das Hobby mit dem Beruf verbinden. Seit über 20 Jahren bin ich begeisterte Reiterin und bringe euch in meinen Blogbeiträgen die Themen aus den unterschiedlichen Sparten des Reitsports näher.
    Fragen und Wünsche dürft ihr gerne in die Kommentare schreiben. :)

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