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Freiheitsdressur: Tipps und Übungen von Kenzie Dysli

Wenn das Pferd dir ohne Strick folgt und ihr nur mit Körpersprache kommuniziert, spricht man von der Freiheitsdressur. Für viele hat diese besondere Verbindung zwischen Mensch und Pferd etwas Magisches und sieht fast schon aus wie Zauberei. Beschäftigst du dich jedoch etwas intensiver mit der Freiheitsdressur, ist es gar nicht mehr so schwierig, deinem Vierbeiner die Lektionen beizubringen. Ein bekannter Name in der Freiheitsdressur ist Kenzie Dysli und wir konnten die Pferdetrainerin für ein Interview gewinnen. Kenzie hat uns unter anderem erzählt, wie sie mit Pferden kommuniziert, welche Vorteile die Freiheitsdressur hat und ob jedes Pferd Freiheitsdressur lernen kann. Zudem erklärt sie ausführlich zwei einfache Freiheitsdressur-Übungen, welche du zu Hause jederzeit ausprobieren kannst.

Freiheitsdressur – was ist das?

Bei der Freiheitsdressur mit dem Pferd geht es darum, verschiedene Lektionen ohne Halfter und Strick vom Boden aus abzurufen. Das Pferd soll die Kommandos nur anhand deiner Körpersprache und Stimme verstehen und dementsprechend reagieren. Als Hilfe kannst du zusätzlich auch eine Gerte zum Touchieren nutzen. Ideal ist es jedoch, wenn du mit deinem Vierbeiner ohne Hilfsmittel interagierst, lediglich mit einer feinen Kommunikation.

Für mich bedeutet Freiheitsdressur absolutes Vertrauen, Kommunikation, Verbindung, Arbeiten auf Augenhöhe sowie eine unsichtbare Sprache und Freundschaft aufzubauen."

- Kenzie Dysli

Die Vorteile der Freiheitsdressur

Freiheitsdressur macht nicht nur Spaß und ist schön anzusehen, sondern hat noch weitere Vorteile:

  • Gymnastizierung vom Boden aus auf spielerische Weise
  • Verbesserung der Pferd-Mensch-Beziehung
  • Feinere Kommunikation
  • Bessere Einschätzung des Charakters und Verhaltens des Pferdes
  • Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit
  • Abwechslung zum alltäglichen Training

Für Kenzie sind die Vorteile der Freiheitsdressur, dass sie eine Freundschaft aufbaut, ihr Pferd besser kennenlernt und viel mehr auf den Charakter und die Psyche ihres Pferdes eingeht. Zudem baut sie eine stärkere Verbindung auf, was das Vertrauen und den Zusammenhalt deutlich stärkt.

Bei der Freiheitsdressur habe ich die Stimmkommandos und brauche nicht mehr für alles einen Strick. Es wird ganz anders aufeinander geachtet, somit ist es eine sehr coole und praktische Art und Weise, mit den Pferden zu arbeiten."

- Kenzie Dysli

Freiheitsdressur: beliebte Lektionen

Bei der Freiheitsdressur geht es nicht nur darum, dass das Pferd verschiedene Zirkuslektionen ausführen soll, sondern auch um die Gymnastizierung und Dehnung. Du kannst also Lektionen sowohl im Stand als auch in Bewegung abrufen. Wir stellen dir vier beliebte Lektionen vor, welche du bei der Freiheitsdressur mit Pferden einbauen kannst.

Freiheitsdressur mit Pferd: Zwei einfache Übungen

Kenzie stellt nachfolgend zwei einfache Übungen vor, die sich gut dazu eignen, die Freiheitsdressur mit Pferd zu lernen. Wenn du und dein Pferd noch keine oder wenig Erfahrung in der Freiheitsdressur haben, solltest du am Anfang noch mit einem Halfter und Strick arbeiten. Hast du das Gefühl, dass die Lektionen am Strick gut funktionieren, kannst du es in der geschlossenen Reithalle oder auf einem begrenzten Platz auch ohne versuchen.

Führposition

Die erste Übung ist die Führposition, also die Position, in der das Pferd neben dir läuft. Kenzie erklärt, wie das funktioniert: „Ich sage immer „wer bewegt wen“, also wenn du das Pferd einfach am Strick nimmst und hinter dir her schleifst oder das Pferd vorläuft und dich mitzieht zum nächsten Grashalm, dann ist das ganz klar so, dass du nicht das Leittier bist. Diese Führposition festzulegen ist wichtig für die Freiheitsdressur, weil daraus entwickelt man alles. Du hast eine gewisse Position, die du für das Pferd festlegst und in dieser muss es sich halten, auch frei.

Ich versuche es immer so, dass ich auf Höhe des Halses vom Pferd bin und das Pferd neben meiner Schulter steht. Dann bringe ich ihm bei, dass es jedes Mal, wenn ich nach vorne gehe und schnalze, sich mitbewegen soll, wenn ich stehen bleibe, es auch stehen bleibt und wenn ich rückwärtsgehe, es auch rückwärtsgeht. Ich versuche das dann so zu erarbeiten, dass ich nicht am Seil ziehe, sondern eine gewisse Reihenfolge der Impulse gebe: Erst kommt die Stimme, dann die Bewegung (kann auch relativ gleichzeitig erfolgen) und dann muss das Pferd losgehen.

Vor der Körpersprache und Bewegung sollte am besten die Stimme kommen, damit sich das Pferd darauf einstellen kann. Also erst sage ich „Ho“ und dann halte ich an. So gebe ich dem Pferd eine Sekunde Zeit, das Stimmkommando kurz zu verarbeiten und dann sieht es in meiner Bewegung, dass ich angehalten habe. Das versuche ich dann im Schritt, Trab und Galopp, wofür ich dann das Schnalzen zum Schnellerwerden benutze. Für den Galopp mache ich jedoch das Küsschen-Geräusch, sodass diese Gangart ein eigenes Stimmkommando hat.

„Tsch“ ist bei mir das Geräusch, um das Pferd rückwärtszuschicken und „Ho“ ist kompletter Stillstand. Diese Stimmkommandos verwende ich auch wirklich sehr konsequent, weil ich die später auch in anderen Übungen oder allgemein immer wieder, egal aus welcher Position heraus, abfragen kann. Das ist die erste Übung, die ich meinem Pferd beibringe – einfach frei bei mir zu bleiben, sich mit mir zu bewegen, auf mich zu achten und eine gewisse Verbindung zu mir aufzubauen.“

Spagat

Eine weitere Übung ist der Spagat, „da kannst du ein bisschen das Druckweichen einbauen“, erklärt Kenzie. „Das bedeutet, dass das Pferd mit Druck weichen muss, egal wo du das Pferd mit kleinen Impulsen berührst. Da bin ich jetzt zum Beispiel an der Vorhand, versuche dort mit der Gerte von hinten, also an der Fessel, einen kleinen Impuls zu geben, dass das Pferd die Vorderbeine nach vorne nimmt.

Jeden Tag versuchst du Schritt für Schritt, die Vorhand mit den Impulsen an der Fessel weiter auseinander zu ziehen und die Nase des Pferdes mit einem Leckerli zwischen die Beine durchzuführen, sodass es sich strecken muss. Das Leckerli führst du dann zwischen den Beinen durch und gibst es erst unten, damit das Pferd anfängt, sich zu dehnen. Dabei wird der Schulterbereich gedehnt und so entsteht eine größere Schulterfreiheit.

Man sieht auch, dass die Pferde das gerne machen. Ich baue solche Dehnübungen auch sehr gerne ein, bevor ich die Pferde reite oder mit ihnen arbeite, einfach dass sie – wie wir Menschen auch – gut aufgewärmt und gedehnt sind.“

Interview mit Kenzie Dysli – Expertin in der Freiheitsdressur

Kenzie Dysli ist die Tochter von Magda und Jean Claude Dysli, der als Begründer des Westernreitens und der Zucht des Quarter Horse in Europa gilt. Zusammen mit ihrer Familie und ihrem Bruder Raphael lebt Kenzie auf der Hacienda Buena Suerte in Andalusien. Bereits in jungen Jahren hatte sie ein besonderes Gespür für Pferde. Daraus hat sie ihren eignen Stil für das Natural Horsemanship entwickelt und gibt diesen in Freiheitsdressur-Kursen auch an Reitschüler weiter.

Bekannt ist Kenzie auch aus den Ostwind-Filmen, in denen ihre Pferde James, Atila und Sasou den schwarzen Hengst „Ostwind“ verkörpern durften und sie selbst als Double der Hauptdarstellerin in den freien Reitszenen fungierte.

Wir haben ihr einige Fragen zur Freiheitsdressur und allgemein zu ihrer Arbeit mit den Pferden gestellt. Ihre Antworten findest du im folgenden Interview.

Frau streichelt Pferd in der Box

FUNDIS: Wie bist du zur Freiheitsdressur gekommen?

Kenzie: Ich bin zur Freiheitsdressur gekommen, da ich viele Shows gesehen habe, als ich klein war. Ich bin mit Pferden groß geworden, war viel unterwegs auf Messen und auch zu Hause die ganze Zeit unter den Pferden. Die Freiheitsdressur hat mich schon immer fasziniert, wenn ich auf den Messen war, und ich habe mich gefragt, wie sowas durch den unsichtbaren Faden geht. Das hat mich sehr berührt und dann wollte ich das auch unbedingt schaffen.

FUNDIS: Worauf legst du bei der Freiheitsdressur Wert?

Kenzie: Ich lege Wert darauf – nicht nur bei der Freiheitsdressur, sondern allgemein im Training – fair zu bleiben und immer zu versuchen zu wissen, wie sich mein Gegenüber fühlt. Fair sein in meinen Handlungen ihm gegenüber und mit sehr viel Einfühlungsvermögen und einer klaren Linie zu arbeiten, sodass es keine Missverständnisse gibt.

FUNDIS: Wie kommunizierst du mit den Pferden?

Kenzie: Ich kommuniziere mit ihnen über Körpersprache. Es kann aber auch sehr subtil sein, also es sind teilweise auch einfach nur Energien, Blicke, Geräusche oder Bewegungen. Körpersprache ist ja schon richtig mechanisch, also mit Bewegungen, aber mit Energien kann man auch wahnsinnig viel machen. Bei mir passiert das natürlich automatisch, ohne darüber nachzudenken, dass da über die Energien einiges gemacht wird, sodass ich, je nachdem, mit was für einer Energie mir das Pferd entgegenkommt, zurückkomme und antworte. So gibt es dann einen Austausch, der sehr filigran und feinfühlig stattfindet.

FUNDIS: Kann jedes Pferd Freiheitsdressur lernen?

Kenzie: Prinzipiell finde ich, kann jedes Pferd die Freiheitsdressur lernen, es geht nur so ein bisschen darum, was man in der Freiheitsdressur möchte und wie weit man kommen möchte. Natürlich gibt es Pferde, die ein bisschen talentierter sind, diese ganzen Tricks zu machen und vielleicht mehr Spaß daran haben, mitzuarbeiten. Andere wollen lieber in Ruhe gelassen werden oder brauchen etwas länger, um die Tricks zu lernen. Aber Freiheitsdressur bedeutet ja auch einfach nur, dass das Pferd eine Verbindung zu dir aufbaut, eine Kommunikation über die Körpersprache, ein vertrauensvolles Miteinander, dass es eine klare und gemeinsame Sprache gibt, mit der man sich verständigt und dass das Pferd dir ohne Seil folgt. Ich denke, das kann jedes Pferd lernen, es kommt dann nur darauf an, inwieweit man das ausbauen möchte und wie sicher das sein muss in verschiedenen Situationen. Ein ängstliches Pferd hat mehr Schwierigkeiten, in Extremsituationen ruhig zu bleiben und dann kann es auch schneller passieren, dass es wegläuft. Von daher: Jedes Pferd kann Freiheitsdressur lernen, bei manchen geht es aber deutlich einfach und schneller und manche brauchen ein bisschen länger.

FUNDIS: Welche Basics sollten vorhanden sein, bevor man mit der Freiheitsdressur beginnt?

Kenzie: Bevor man ein Pferd freilässt, sollte man auf jeden Fall eine Grundkommunikation aufgebaut haben, das Pferd sollte einem folgen mit einem Seil, man sollte es rufen können, es sollte eine Position neben dir haben, in der es auch bleibt und dieses grundsätzliche „wer bewegt wen“ sollte geklärt sein. Das sind so Sachen, die man sich aber auch während des Freiheitsdressur-Trainings aufbaut, man macht das ja nicht direkt alles frei. Also grundsätzlich ist es ein stetiger Prozess und wichtig zu beachten ist, dass alles, was man macht, erstmal mit Seil sitzen sollte und ohne, dass man das Gefühl hat, dass man das Seil unbedingt braucht. Erst dann kann man das Seil abmachen.

FUNDIS: Wie lange dauert es etwa, bis ein Pferd die Freiheitsdressur beherrscht?

Kenzie: Das ist eine Frage, die ein bisschen schwierig zu beantworten ist, weil es stark davon abhängig ist, wie oft man trainiert, was für ein Pferd man hat, wie alt es ist und was man genau trainiert. Freiheitsdressur ist ein großer Begriff, da gibt es ganz viel drunter. Dass ein Pferd dir frei folgt, das könnte man in einigen Wochen eigentlich schon hinbekommen, aber ob es dann die ganzen Tricks kann, ob es abrufbar ist und das alles in verschiedenen Gegenden macht, das ist eine andere Sache. Das heißt also, ein Freiheitdressur-Training dauert auf jeden Fall Jahre, um es wirklich sicher zu haben. Vereinzelte kleine Lektionen kann man aber natürlich relativ schnell beibringen.

Pferd steigt an der Hand

FUNDIS: Welche Tipps hast du für Menschen, die mit der Freiheitsdressur beginnen möchten?

Kenzie: Man braucht auf jeden Fall sehr viel Geduld, Einfühlungsvermögen, Kompromissfähigkeit, Empathie sowie Ruhe und Konsequenz, um immer wieder von Neuem anzufangen. Zudem ist eine gewisse Routine wichtig, bis die Pferde die Sachen wirklich sicher machen und sich dir auch anschließen und akzeptieren, dass du das Leittier bist. Je nach Pferd braucht das auch eine Weile.

FUNDIS: Was sind die größten Fehler, die man bei der Freiheitsdressur machen kann?

Kenzie: Die größten Fehler sind meiner Meinung nach – also nicht nur in der Freiheitsdressur, sondern allgemein bei der Arbeit mit Pferden – dass man im Training zu emotional wird und die Erfolge oder Misserfolge zu persönlich nimmt, wenn man die Pferde zu sehr vermenschlicht. Ich glaube das ist etwas, wozu wir Menschen häufig tendieren. Das lässt uns dann etwas irrationaler, emotionaler und dadurch ungerechter handeln und das verstehen die Pferde oft nicht. Hinzu kommt keine klare Kommunikation über die Körpersprache, kein roter Faden und dann kann das Pferd das nicht nachvollziehen, was da gerade passiert. Das kann dazu führen, dass es versucht, Ausweichmanöver zu starten, wie zum Beispiel Weglaufen, Schubsen, Schnappen oder Zurückschrecken und das wiederum stuft der Mensch dann falsch ein. Also eigentlich gehören Kommunikationsfehler und ein zu emotionales Handeln seitens der Menschen zu den häufigsten Fehlern. Hinzu kommt noch der Faktor Zeit und Ungeduld.

FUNDIS: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast, Kenzie!

Fazit

Freiheitsdressur bringt nicht nur Abwechslung in den Trainingsalltag, sondern stärkt die Verbindung zwischen dir und deinem Pferd hilft dir dabei, deinen Vierbeiner besser zu verstehen. Hast du noch keine Erfahrung in diesem Bereich, kann es sinnvoll sein, wenn du erst einmal mit einem Trainer zusammenarbeitest. Du hast auch die Möglichkeit, von Kenzie Dysli Freiheitsdressur zu lernen, denn sie bietet auch regelmäßig Onlineseminare an. Alternativ kannst du aber auch auf ihrem YouTube-Kanal vorbeischauen, wo du einige hilfreiche Videos zur Freiheitsdressur findest.

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    Die Autoren

    Ich bin Bloggerin bei FUNDIS Reitsport und kann hier meinen Traum leben: Das Hobby mit dem Beruf verbinden. Seit über 20 Jahren bin ich begeisterte Reiterin und bringe euch in meinen Blogbeiträgen die Themen aus den unterschiedlichen Sparten des Reitsports näher.
    Fragen und Wünsche dürft ihr gerne in die Kommentare schreiben. :)

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