Spagat, Sprünge und sonstige turnerische-gymnastische Übungen fallen den meisten unter uns auf dem Boden schon schwer genug, aber die Voltigierer bringen dies nochmal auf ein ganz anderes Niveau: Sie vollbringen diese Übungen auf einem galoppierenden Voltigierpferd. Um was es sich genau beim Voltigieren handelt und alle interessanten Fakten dazu, kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen.
Was ist Voltigieren?
Das Voltigieren zählt zu den Reitsportarten, auch wenn es sich nicht um Reiten im klassischen Sinne handelt. Hierbei wird das Pferd von dem Longenführer auf einer großen Zirkellinie longiert, während ein oder mehrere Voltigierer verschiedene turnerische Übungen auf dem Rücken des Pferdes ausführen. Um diese Sportart zu beherrschen, ist eine lange Ausbildung und vor allem viel Voltigiertraining notwendig, denn die Bewegungen von Mensch und Pferd müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein, wenn akrobatische Höchstleistungen verlangt werden.
Ebenso spielt das Vertrauen zum Voltigierpferd, aber auch zum Longenführer und vor allem zu den Teamkollegen eine große Rolle, denn nicht ganz ungefährlich kann diese Sportart sein. Gerade beim Gruppenvoltigieren befindet sich vor allem der kleinste und leichteste Voltigierer aus dem Team in schwindelerregender Höhe.
Woher kommt das Voltigieren?
Wann und wo genau das Voltigieren begonnen hat, lässt sich heute schwer nachvollziehen. In allen Kulturen, in denen das Pferd als Fortbewegungsmittel genutzt wurde, begannen die Menschen, verschiedenen Übungen auf dem Pferderücken auszuprobieren. Zuerst dienten sie vor allem dazu, ein schnelles, aber auch sicheres Auf- und wieder Abspringen zu ermöglichen. Das war zum einen beim Herdentreiben, während der Jagd und dann später auch im Kampf sehr praktisch.
So bezeugen Felszeichnungen, dass sogar noch vor Christi Geburt Menschen akrobatische Übungen auf den Pferden ausübten. Das Gleichgewicht wurde dadurch geschult und die reiterlichen Fähigkeiten verbessert. Später zu Kriegszeiten waren die Manöver wichtig, um dem Gegner im Kampf überlegen sein zu können. Vor allem in der schweren Ritterrüstung war das alles andere als einfach, konnte jedoch über Leben oder Tod entscheiden.
Bei den altrömischen Spielen gehörte das Auf- und Abspringen von einem galoppierenden Pferd zur Unterhaltung. Auch das Wechseln von einem Pferd auf das andere und weitere Übungen, die heute zum Voltigieren gehören, wurden bei diesen Spielen gezeigt.
Zu Zeiten der Renaissance in Italien wurde neben der Reitkunst auch das Voltigieren vermehrt entwickelt. Hier ist dann die Rede von einem Voltigiergurt anstatt einem Sattel, auf dem die Sportler ihre Übungen absolvieren. Außerdem hat das Voltigieren sogar für den normalen Turnsport eine weitere Disziplin hervorgebracht. Die Voltigierübungen auf einem lebenden Pferd wurden später auch auf einem Holzpferd durchgeführt, woraus sich dann das Pferdturnen entwickelte, und nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, umgekehrt.
1983 wurde das Voltigieren in die FEI aufgenommen und ein Jahr später konnten die ersten Europameisterschaften stattfinden, gefolgt von den Weltmeisterschaften wiederum ein Jahr danach.
„Warum ist Voltigieren keine olympische Disziplin?“, fragen sich so manche Fans, die diesem Reitsport verfallen sind. Leider sind noch nicht alle offiziellen Kriterien des Internationalen Olympischen Komitees erfüllt. Das betrifft vor allem die fehlende Internationalität, die sich stark verbessern muss, bevor das Voltigieren bei Olympia vorzufinden ist.
Voltigieren lernen
Viele Kinder fühlen sich magisch von den großen Tieren angezogen und wollen am liebsten so früh wie möglich reiten oder voltigieren lernen. Da die meisten Reitschulen die Kinder oftmals erst ab einem Alter von ca. sechs Jahren an Reitstunden teilnehmen lassen, wählen viele Eltern das Voltigieren als Einstieg.
Die Kinder können sich an die Bewegung des Pferdes gewöhnen, sich dabei am Voltigiergurt festhalten und müssen sich nicht um die Lenkung kümmern. Dann stellt sich nur noch die Frage: Voltigieren, aber ab wann? Viele Vereine bieten das Voltigieren für Kinder ab einem Alter von ca. vier Jahren an. Jedoch kommt es auch häufig auf die individuelle Entwicklung des Kindes an.
Im Vordergrund steht zunächst, dass die Kinder verstehen, Verantwortung für das Pferd zu übernehmen und die Zusammenarbeit mit den Teamkollegen lernen. Dies ist beim Voltigieren außerordentlich wichtig. Innerhalb des Teams besteht ein großer Zusammenhalt, der diesen Sport ausmacht.
Spielerisch erlernen die Kinder beim Voltigieren Übungen auf dem Pferderücken, die vor allem dazu beitragen, dass sie sicherer werden und Vertrauen aufbauen. Zum Üben werden beim Voltigieren Figuren auch oft erst einmal auf einem Voltigierbock oder Voltigier-Holzpferd ausgeführt, um den Ablauf zu festigen. Je nach Leistungsstand und Alter wird zu Beginn auf dem stehenden Pferd oder im Schritt geübt, bis dann in den Galopp gewechselt wird.
Voltigieren – Ausrüstung
Zum Voltigieren gehört die passende Ausrüstung. Das gilt für das Pferd, aber auch für den Voltigierer.
Checkliste
Für Turniere wird die Mähne der Pferde außerdem eingeflochten. Bei der Voltigierausrüstung des Pferdes wird darauf geachtet, dass alles gut zusammenpasst und sie sogar auf die Kostüme der Voltigierer abgestimmt ist.
Die Interessierten am Voltigiersport stellen sich die Frage: Was zieht man zum Voltigieren an? Die gute Nachricht ist, die Bekleidung, vor allem zu Beginn, ist auf jeden Fall überschaubarer als bei anderen Reitsportarten. Dazu gehören:
- Leggins oder Turnanzug
- Enganliegendes Oberteil
- Turnschläppchen
Weite Kleidung kann am Voltigiergurt hängen bleiben oder die Teamkollegen könnten sich bei Paarübungen darin verheddern. Möchtest du auf Turnieren starten, wird die Outfit-Frage dann doch etwas schwieriger. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt und viele bunte Kreationen können bestaunt werden.
Voltigierturnier
Grundsätzlich wird zwischen drei Voltigierarten unterschieden:
- Gruppenvoltigieren (Ein Mannschaftswettbewerb beim Voltigieren, bestehend aus 8 Voltigierern, einem Ersatzvoltigierer, dem Longenführer und Pferd)
- Doppelvoltigieren (Voltigieren im Doppel von entweder zwei Damen, zwei Herren oder einem gemischten Team)
- Einzel Voltigieren (Ein Voltigierer allein zeigt akrobatische Übungen auf dem Pferd)
Es werden sowohl national als auch international entsprechende Wettkämpfe ausgetragen. Um die Leistungen der einzelnen Sportler einzuschätzen, gibt es wie beim Dressur- und Springreiten verschiedene Leistungsklassen, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bedeuten.
Im Wettkampf muss das Team neben einer Pflicht auch eine Kür zeigen, die es frei wählt. Jedoch müssen die verschiedenen Pflichtelemente immer enthalten sein. Die Kunst ist nun, beim Voltigieren die Kürübungen möglichst kunstvoll und passend zur ausgewählten Musik zu präsentieren und sich möglichst von den anderen Gruppen abzuheben, beispielsweise durch spektakuläre Sprünge.
Das Richtverfahren beim Voltigieren ist sehr komplex. Mehrere Richter bewerten hier unter anderem das Pferd, die angewandte Technik, Ausführung, Schwierigkeitsgrad, Gestaltung der Kür und den Gesamteindruck. Bei letzterem wird zum Beispiel das Einlaufen und Auslaufen sowie die Grußaufstellung bewertet.
Voltigieren ist ein toller Sport, um die Liebe zum Pferd und zum Turnen, oder eher zur Akrobatik, auszuleben. Die Voltigierer behandeln ihre Pferde als wertvollen Sportpartner, was jedes Herz eines Pferdemenschens höherschlagen lässt.
Für diejenigen unter uns, die eher im Sattel zu finden sind, kann ich nur sagen: Voltigieren muss man einmal ausprobiert haben. Es macht viel Spaß und danach ist die Anerkennung gegenüber den Voltigierern auf jeden Fall nochmals um einiges höher, denn auf einem galoppierenden Pferd zu stehen, ist mehr als eine Herausforderung.
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