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Futterberatung fürs Pferd: Worauf es ankommt

Was früher keine Rolle gespielt hat, hat inzwischen einen umso größeren Stellenwert: die Pferdefütterung. Kein Wunder, denn der Futtermittel-Markt hat sich in den letzten Jahren deutlich vergrößert. Wo man hinblickt, werden Müslis, Zusätze und Wundermittelchen empfohlen. Dabei gibt es kein Patentrezept, das bei jedem Tier die gleiche Wirkung erzielt – stattdessen sollte man das Pferdefutter individuell zusammenstellen. Dass sich daher immer mehr Reiter fragen, wie sie ihr Pferd richtig füttern können und auf welche Inhaltsstoffe sie setzen sollen, ist wenig überraschend. Umso besser, dass inzwischen auf eine Pferde-Ernährungsberatung zurückgegriffen werden kann. In diesem Beitrag erfährst du, worauf du bei der Pferdefutterberatung achten solltest und erhältst im Interview mit der unabhängigen Ernährungsberaterin Frau Dr. Kerstin Schneider erste Tipps zur korrekten Fütterung sowie weitere Hintergrundinformationen zu ihrer Arbeit.

Wann kann eine Futterberatung hilfreich sein?

Was wir Menschen als „lecker“ für das Pferd erachten, ist selten das, was der Vierbeiner wirklich benötigt. Dennoch ist es vollkommen normal, dass wir uns von bunten und gut duftenden Müslis locken lassen, schließlich wünscht sich jeder das Beste für sein Tier. Was du dabei nicht vergessen darfst: Dein Pferd nimmt die verschiedenen Farben nicht wahr. Am Ende ist es ihm sogar egal, ob das Futter nach Vanille duftet, mit grünen Fasern durchzogen ist oder lediglich einfarbig und (für uns Menschen) „langweilig“ aussieht.

Holztür mit Namensschild

Nur weil wir unsere morgendliche Smoothie-Bowl mit 37 verschiedenen Toppings garnieren, dürfen wir nicht davon ausgehen, dass unsere Vierbeiner den gleichen Anspruch haben. 😉

Viel schlimmer noch: Oft züchtet man sich durch die Gabe solcher Futtermittel ein mäkeliges Pferd heran, das den Trog nur noch leerfrisst, wenn das Futter mit genug Süßungsmitteln versehen ist. Diese sogenannten Füllstoffe sind nicht immer harmlos für unsere Vierbeiner und haben, kurz gesagt, meist keinerlei Mehrwert für das Pferd. Es sei denn, dem Futter wird der jeweilige Inhaltsstoff beigefügt, um eine gezielte Wirkung hervorzurufen – dann sollte dies jedoch auch entsprechend deklariert werden.

Nicht nur die große Auswahl macht es Reitern schwer, das passende Futter für ihr Pferd zu finden. Viele fragen sich grundsätzlich: Wie füttere ich mein Pferd richtig? Insbesondere Besitzer von Pferden, die sehr leichtfuttrig sind oder nur sehr langsam an Gewicht zunehmen, haben häufig Schwierigkeiten, das ideale Futter zu finden. Doch auch Tiere mit einem empfindlichen Magen oder anderen gesundheitlichen Einschränkungen benötigen oft eine spezielle Fütterungsform. In einem solchen Fall kann dir bzw. insbesondere deinem Pferd eine Futterberatung weiterhelfen.

Der Pferdemagen ist sehr empfindlich. Jegliche Futterumstellungen sollten daher nur sehr langsam von Statten gehen und bestenfalls sogar vollständig vermieden werden, da hierdurch das Risiko von Magengeschwüren oder Koliken steigen kann. Daher gilt: Never change a running system! Ist dein Pferd offensichtlich gut versorgt mit seinem derzeitigen Futter, hat es ein glänzendes Fell, keine gesundheitlichen Einschränkungen oder gar Gewichtsprobleme, kannst du deine Fütterungsform bedenkenlos beibehalten.

Wenn jedoch offensichtlich Probleme bestehen, kann es sinnvoll sein, über eine unabhängige Futterberatung fürs Pferd nachzudenken. Unabhängig deswegen, da dir eine markengebundene Pferde-Ernährungsberatung keine Produkte anderer Marken oder Firmen empfehlen wird – auch, wenn es vielleicht besser für dein Tier wäre.

Worauf du bei der Wahl eines Futterberaters achten solltest

Neben der Tatsache, dass eine unabhängige Futterberatung fürs Pferd meist zielgerichteter erfolgen kann und sich daher als sinnvoller erweist, ist auch der Hintergrund des jeweiligen Ernährungsberaters wichtig. Achte darauf, dass du dich an eine Person wendest, die sich wirklich mit der Pferdefutterberatung auskennt. Bestenfalls sollte ein Studium zugrunde liegen, denn das Wissen über die verschiedenen Wechselwirkungen und Nährstoffgehälter der einzelnen Futterkomponenten sind nicht zu unterschätzen.

Pferdefutter im Eimer

Futterberatung fürs Pferd: Kosten

Viele fragen sich: Was kostet eine Futterberatung fürs Pferd? Die Preise gestalten sich unterschiedlich. Bei einer unabhängigen Futterberatung fürs Pferd kannst du jedoch von einem Preis zwischen 110 € und 180 € ausgehen. Manche Futtermarken bieten speziell für ihre Futtersorten eine kostenlose Beratung an. Hierbei ist jedoch leider nicht garantiert, dass dir dann auch das ideale Futter für dein Pferd empfohlen wird, schließlich kann eine markengebundene Beratung nur Futter aus dem eigenen Sortiment empfehlen. Ob dieses Futter dann die Bedürfnisse deines Pferdes optimal abdeckt oder es lediglich um Kundengewinnung geht, kannst du nicht sicher wissen.

Oft erfolgt die Pferdefutter-Beratung online, der Austausch findet dabei per Mail statt. Aber auch telefonische Absprachen sind möglich. Eine Ernährungsberatung für Pferde vor Ort – also direkt im Stall – ist oft teurer, da du mit Fahrtkosten rechnen musst, die in diesem Fall erhoben werden.

Interview mit Pferdeernährungsberaterin Dr. Kerstin Schneider

Frau Dr. Kerstin Schneider hat sich während ihres Studiums der Agrarwissenschaften auf Tierernährung und Futtermittelkunde spezialisiert. Ihre Diplomarbeit schrieb sie zu dem Thema „Strategien zur Ernährung von Hochleistungspferden“. Im Anschluss an ihr Studium war sie am Institut für Tierernährung tätig, wo sie einem Projekt beiwohnte, in welchem man sich mit ökologisch vertretbaren Proteinquellen und den unterschiedlichen Abbauvorgängen der Mikroorganismen im Verdauungstrakt beschäftigte.

Kerstin Schneider mit drei Hunden

Kerstin Schneider unterrichtete außerdem „Tierernährung“ an der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf und nahm im Anschluss daran eine Tätigkeit an der Universität Kassel auf, wo sie sich erneut der optimalen Ernährungsgestaltung widmete. Heute ist sie selbstständig als unabhängige Futterberaterin und steht tagtäglich Pferdebesitzern mit Rat und Tat zur Seite. Wir haben ihr einige Fragen zur Fütterung im Allgemeinen und ihrer Tätigkeit in der Pferdefutterberatung gestellt.

FUNDIS: Derzeit ist die getreidefreie Fütterung in aller Munde. Was hältst du davon? Eignet sich diese Fütterungsform für jedes Pferd?

Kerstin Schneider: Die getreidefreie Fütterung eignet sich für alle Pferde bis auf den Hochleistungsbereich, also in erster Linie Galopper und Traber, die sehr schnell zur Verfügung stehende Energie benötigen. Da kommt man nicht ganz von der Haferkomponente weg.

FUNDIS: Gibt es Mineralstoffe, die deiner Meinung nach jedem Pferd extra zugefüttert werden sollten?

Kerstin Schneider: Am besten ist es, vor der Gabe von extra Mineralstoffen eine Heuanalyse durchzuführen. Ich habe bereits viele Heuanalysen durchführen lassen und kann aus Erfahrung sagen, dass Zink meist im Mangel ist. 

FUNDIS: Gibt es Punkte, die du in der heutigen Pferdefütterung als kritisch betrachtest?

Kerstin Schneider: Als kritisch betrachte ich, dass bei den Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen oft überdosiert und nicht nach Bedarf gefüttert wird. Teilweise behindern sich die Mineralstoffe und Spurenelemente dann in der Aufnahme, da sie die gleichen Transportproteine im Dünndarm nutzen müssen.

FUNDIS: Hast du Tipps, wie ein Pferd gesund belohnt werden kann?

Kerstin Schneider: Das beste Leckerli ist das Lob des Menschen. 😉 Alternativ eignen sich auch Leinkuchenpellets.

FUNDIS: Welche Infos benötigst du von einem Pferdebesitzer, bevor du mit der Futterberatung und der Ausarbeitung eines Futterplans starten kannst?

Kerstin Schneider: Bevor ich mit der Futterberatung starten kann, brauche ich den Ist-Zustand des Pferdes. Also welche Krankheiten und Probleme hat das Pferd und wie ist die jetzige Fütterung, um dann die Ration optimieren zu können. Auch ein Blutbild ist für die Leber- und Nierenfunktion von großem Nutzen.

FUNDIS: Wie läuft die Futterberatung dann genau ab?

Kerstin Schneider: Wenn ich alle Daten aufgenommen habe, erarbeite ich einen Futterplan, den ich dann mit dem Pferdebesitzer bespreche und immer wieder neu anpasse, so wie es die Situation verlangt. Dabei berücksichtige ich beispielsweise auch die Weidefütterung und verschiedene neue Einsätze von beispielsweise muskelaufbauenden Produkten.

FUNDIS: Kannst du auch auf kurzfristige Veränderungen schnell reagieren? Zum Beispiel, wenn das Pferd eine Krankheit diagnostiziert bekommen hat und eine Anpassung des Futters nötig ist.

Kerstin Schneider: Eine Anpassung und eine kurzfristige Reaktion und Veränderung des Futterplanes ist sehr wichtig. Ich versuche daher diese Änderungen möglichst zeitnah vorzunehmen.

FUNDIS: Ist dir ein Pferd im Kopf geblieben, das besonders von der Futterberatung profitiert hat?

Kerstin Schneider: Ja. Dabei handelte es sich um ein altes Pferd, das sehr mit seinem Gewicht zu kämpfen hatte und viel zu dünn war. Wir konnten ihn mit Leinkuchen erfolgreich wieder auffüttern. 1-1,2 Kilogramm Leinkuchen kann man problemlos pro Tag verfüttern, auch wenn viele Hersteller maximal 100-200 Gramm als Fütterungsmenge empfehlen. Inzwischen kann jedoch mehr davon gegeben werden, da die Blausäuregehalte durch neue Leinsamensorten im Lauf der Zeit gesunken sind.

FUNDIS: Vielen Dank, Kerstin!

Fazit

Pellets in Schale

Eine Futterberatung fürs Pferd kann durchaus sinnvoll sein. Insbesondere, wenn dein Vierbeiner sehr schwerfuttrig ist oder an gesundheitlichen Einschränkungen leidet, sorgt eine gute Pferdefutterberatung für Abhilfe. Aber auch, wenn du generell viel Wert auf eine korrekte Fütterung legst, die den empfindlichen Magen deines Vierbeiners nicht belastet, ist eine Pferde-Ernährungsberatung das Richtige. Achte dabei unbedingt darauf, dass du auf einen unabhängigen Futterberater zurückgreifst, der deinem Pferd den bestmöglichen Futterplan zusammenstellen kann und an keinen expliziten Hersteller gebunden ist.

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    Die Autoren

    Ich bin Katja und seit meinem fünften Lebensjahr Pferdemädchen mit Leib und Seele. Durch meine Tätigkeit als Bloggerin bei Fundis Reitsport kann ich meine Leidenschaft mit dem Beruf verbinden und freue mich darauf, euch über Themen aus den unterschiedlichen Bereichen der Pferdewelt zu berichten.
    Lasst mich gerne jederzeit über die Kommentarfunktion wissen, wenn ihr spezielle Wünsche oder Themenvorschläge habt. 🙂

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