Wie fast jedes Thema, das unsere vierbeinigen Lieblinge betrifft, ist auch die Frage, ob Beschlag oder Barhuf, sehr umstritten in der Pferdewelt. “Ein Wildpferd kommt auch ohne Hufeisen aus”, ist die Begründung der Barhuf-Befürworter. Natürlich lässt sich die heutige Nutzung der Pferde jedoch nicht mit dem Dasein eines Wildpferdes vergleichen und die Hufe sind ganz anderen Belastungen ausgesetzt. Welche Vor- und Nachteile sich für die Pferdegesundheit durch einen Beschlag ergeben und wodurch sich der Barhuf auszeichnet, erfährst du in diesem Artikel.
Der Aufbau des Hufes
Für ein einfacheres Verständnis kannst du dir hier den Aufbau der Hufsohle anschauen. Optimal ist eine dicke, gewölbte Sohle, da so die Pferde nicht viel Bodenkontakt haben und die ganze Sohle besser geschützt ist. Gerade für den empfindlichen Strahl ist das wichtig. Pferde mit solch einem Hufaufbau können auch eher barhuf gehen. Ist die Sohle dünner ausgebildet, sind die Tiere häufig sehr „fühlig“, wie wir es in der Pferdesprache nennen. Sie laufen nur vorsichtig und langsam auf harten oder steinigen Untergründen, da sie diese durch die dünne Sohle hindurch spüren können.
Wie der Huf beschaffen ist, hängt zum Großteil von der Aufzucht ab, denn dieser passt sich an die äußeren Umstände an. Wachsen die Pferde auf härteren, steinigen Böden auf, bildet sich das Horn stärker aus und umgekehrt.
Warum benötigen Pferde Hufeisen?
Wie schon erwähnt, braucht ein wild lebendes Pferd keinen Hufschutz. Das Horn wächst stetig nach, wird aber durch die Fortbewegung im Idealfall so abgenutzt, dass die Hufe immer gut geformt sind. Geändert hat sich dies mit der Domestizierung der Pferde und das Reiten von langen Strecken auf härteren Böden. So wird zum Beispiel berichtet, dass Alexander der Große bei seinem Marsch nach Asien im 4 Jh. v. Chr. viele seiner Tiere aufgrund von Hufproblemen verlor, da die Abnutzung der Hufkapsel größer war als das Hufwachstum.
Die Römer entwickelten dann um das Jahr 1 eine Art Hufsandale, die jedoch nur zur langsamen Fortbewegung wie für das Ziehen von Karren geeignet waren. Bekannt ist, dass die Kelten zur gleichen Zeit die ersten aufgenagelten Hufeisen verwendeten, welche dann auch später von den Römern übernommen wurden. Die klassischen Hufeisen dienen also in der Regel vor allem dazu, den Pferdehuf zu schützen.
Das zeichnet den Barhuf aus
Barhuf ist die natürlichste Art und Weise für Pferde, sich fortzubewegen. Ausgelegt für Tiere in freier Wildbahn, die sich stetig aber eher langsam von einer saftigen Wiese zur nächsten begeben. Jedoch kommt nicht jedes Pferd ohne Beschlag aus. Hier kommt es auf den Einsatz und die sportliche Belastung an, die Einfluss auf die Abnutzung der Hufe hat.
Sollte dein Vierbeiner aber nur auf die Weide gehen oder auf weichen Böden bewegt werden, ist barhuf oftmals die beste Variante, denn dies liegt in der Natur des Pferdes und ermöglicht eine uneingeschränkte Funktionsfähigkeit des Pferdehufes. Dieser dient zum einen als Gefühlssensor für den Untergrund, denn damit können die Tiere Unebenheiten direkt wahrnehmen. Aber auch die Funktion als Stoßdämpfer bei einer Gewichtsbelastung von mehr als 1500 kg ist durchaus wichtig.
Der flexible Aufbau des Hufhorns kann die Energie in Verformungsenergie umwandeln und so einen Teil der Kraft auffangen. Das Pferdegewicht verformt im Bereich des vorderen Kronrandes beim Auffußen den Huf. Zuerst findet eine Einziehung nach hinten-unten statt, diese Belastung wird wiederum von der Hornwand durch Verschiebung der Hornröhrchen nach unten gedämpft und schlussendlich durch eine Längsverschiebung der Hornröhrchen in der Hornwand kompensiert. Durch die Spreizung der Trachten wird eine zusätzliche Stoßdämpfung erreicht.
Dieser gesamte Ablauf wird als Hufmechanismus bezeichnet, welcher auch den Blut- und Nährstofftransport unterstützt. Denn bei jedem Schritt, den das Pferd macht, wird Blut durch den Huf und die Lederhäute transportiert, was wiederum den Herzkreislauf unterstützt.
Auch die Griffigkeit ist durch den „natürlichen Schuh“ besonders gut gegeben, denn der Huf greift auf nahezu jedem Untergrund. Vor allem bei harten, rutschigen Untergründen wie Teer oder Beton, die in den Stallungen und im Straßenverkehr vorkommen, können Hufeisen zu gefährlichem Ausrutschen führen. Nicht selten verletzen sich die Tiere dabei. Bei Schnee und vereisten Böden hat das Barhuf-Pferd auch viel besseren Gripp und außerdem setzt sich der Schnee nicht so leicht fest.
Die Barhufpflege muss individuell auf jedes Tier abgestimmt sein. Je nach äußeren Bedingungen, aber auch abhängig vom Pferd selbst müssen die Hufe öfters oder eher seltener bearbeitet werden.
Vor allem bei Fehlstellungen und einem ungleichmäßigen Ablaufen des Horns sollte der Hufschmied oder Barhufpfleger in regelmäßigen Abständen die Hufe kontrollieren. Auf jeden Fall solltest du die Pflege einem Experten überlassen und nicht selbst Hand anlegen. Kleinere ausgebrochene Hornstücke kannst du mit Vorsicht abfeilen, damit keine Verletzungen verursacht werden können. Jedoch musst du bedenken, dass alles Einfluss auf den Bewegungsapparat des Pferdes hat.
Die Vor- und Nachteile von Hufeisen
Vor allem bei Pferden, die im Sport gehen, ist der Griff zu Hufeisen oftmals unausweichlich. Bei den Disziplinen Springreiten, Vielseitigkeit, Reining oder Fahrsport, um nur ein paar zu nennen, ist die Belastung der Hufe sehr groß. Das Horn wird schneller abgetragen als es nachwachsen kann und das kann gefährlich für die Tiere werden.
Hier ist der Beschlag dann meistens die beste Möglichkeit, auch wenn der oben beschriebene Hufmechanismus dadurch eingeschränkt wird. Für Reining sind die Hufeisen zum Beispiel extra dafür ausgelegt, dass die Pferde besser auf dem Untergrund “Sliden” können. Für den Springsport sind Hufeisen ratsam, welche du mit Stollen ausstatten kannst, sollten die Bodenbedingungen dies erforderlich machen.
Allerdings ist das Verletzungsrisiko mit Hufeisen viel höher als ohne.
Vor allem beim Austreten gegen Artgenossen können schlimme Verletzungen verursacht werden. Daher sind Pferde mit Beschlag bei vielen Ställen mit Gruppenhaltung zum Schutz der anderen Tiere untersagt. Ein weiterer Nachteil ist aber auch der Kostenfaktor, der nicht gerade gering ist. Zwei oder vier Hufeisen belasten je nach Hornwachstum und Einsatz des Pferdes den Geldbeutel des Besitzers alle 6-8 Wochen.
Mit dem Beschlag können Fehlstellungen oftmals leichter korrigiert werden, da sich das Eisen nicht so schnell abläuft wie das natürliche Horn. Außerdem kann er zur Heilung von verschiedenen Erkrankungen des Bewegungsapparates oder der Hufe beitragen.
So kann zum Beispiel bei einer Verletzung der Sehnen oder Bänder durch Hufeisen eine Entlastung der geschädigten Strukturen ermöglicht werden. Wie das Pferd den Huf abrollt, kann präziser und effektiver optimiert werden, um so auf den Bewegungsapparat einzuwirken und mögliche Verletzung zu schonen.
Bei Erkrankungen wie Hufrehe oder das Absinken des Hufbeins kann ein speziell nach Röntgenbefund angefertigter Beschlag die entzündlichen Bereiche entlasten und unterstützen.
Spezialhufeisen bei der Behandlung von Hufgeschwüren können den Pferden auch Erleichterung verschaffen. Pferde mit dünner Sohle neigen dazu, öfters von Hufgeschwüren geplagt zu sein. Hier kann ein Beschlag vorbeugend wirken. Möchtest du mehr über dieses Thema erfahren, kannst du dir unseren Blogbeitrag über Hufgeschwüre durchlesen.
Für Pferde mit zum Beispiel einer hohlen Hufwand oder sehr brüchigen Hufen gibt es auch die Möglichkeit, die Hufeisen zu kleben. Oftmals halten diese nicht so lange und vor allem bei matschigen Böden ziehen sich die Pferde diese Art von Beschlag sehr schnell ab.
Eine andere Art, den Pferdehuf zu schonen, ist das Einarbeiten von Plastik Unterlagen, die als Stoßdämpfer dienen sollen.
Sind Hufschuhe eine gute Alternative?
Immer mehr Pferdebesitzer wollen ihren Tieren das barhuf Gehen ermöglichen, aber trotzdem - zum Beispiel bei längeren Ausritten - die Hufe schützen. Hierfür wurden Hufschuhe entwickelt, die beim Einsatz des Pferdes über die Hufe gezogen werden. So kann das Pferd außerhalb des Reitens die Vorteile von barhuf genießen und hat dennoch Schutz während der Belastungsspitzen, wie beispielsweise bei harten Untergründen. Sie können vor dem Reiten angelegt oder auch im Gepäck mitgeführt werden und so erst zum Einsatz kommen, wenn es die Bodenverhältnisse nicht anders zulassen.
Im Vergleich zu Hufeisen rutschen die Pferde mit Hufschuhen nicht so leicht. Die heutigen Modelle bestehen zum großen Teil aus Kunststoff, oft in Kombination mit Neopren, Klettverschlüssen und Metallbügeln. Ebenso kann der Hufschuh durch weiche Polsterungen die Behandlung von verschiedenen Hufkrankheiten unterstützen. Die Umstellung von Beschlag auf barhuf kann durch die Hufschuhe ebenso erleichtert werden. Die Sohle von beschlagenen Pferden ist häufig empfindlicher und muss sich erst wieder an das barhuf Gehen gewöhnen. Den alternativen Schutz kannst du so am Anfang häufiger anziehen und mit der Zeit vor allem bei weichen Böden immer seltener.
Allerdings sind die richtige Größenwahl und eine optimale Anpassung entscheidend für eine - für Zwei- und Vierbeiner - zufriedenstellende Verwendung. Ebenso sollte unbedingt ein Experte die Hufe fachgerecht vorbereiten, bevor ein Hufschuh eingesetzt wird. Wer sich eine gute Qualität wünscht, muss hierbei etwas Geld investieren.
Bei vielen Modellen kannst du die Sohle extra nachkaufen, sollte diese zu sehr abgelaufen sein. So musst du nicht den kompletten Hufschuh ersetzen.
Wie du siehst, ist die Frage, ob mit oder ohne Hufeisen, nicht so einfach geklärt. Hier kommt es immer auf die Nutzung des Pferdes an sowie auf das Pferd selbst. Manche Tiere kommen besser ohne Hufeisen klar als andere. Egal für welche Alternative du dich für deinen Liebling entscheidest, die richtige Hufpflege ist immer Voraussetzung für einen gesunden Huf. Hierzu gehört vor allem das regelmäßige Auskratzen der Hufe und die Hufbearbeitung durch einen Experten.
Natürlich ist generell eine artgerechte Haltung wichtig für die Hufgesundheit deines Tieres. Ausreichend Bewegung sollte immer gewährleistet sein und mit dem richtigen Hufschutz oder der richtigen Barhufpflege läuft es (und dein Pferd) dann auch.
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