Die Suche nach dem idealen Pferdestall gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Eine Pferdehaltung mit viel Auslauf, bei dem es dem Pferd gut geht und es am besten noch mit Artgenossen zusammen das saftige Gras genießen kann, ist für viele Pferdebesitzer die Traumvorstellung. Offenstallhaltung kommt vielen nun in den Sinn, bei welcher jedoch häufig die Schwierigkeit besteht, individuell auf das einzelne Pferd einzugehen. Daher wurde das Offenstallkonzept weiterentwickelt und mit technischen Aspekten versehen, bis ein Modell gereift ist, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut – der Aktivstall für Pferde. Um was es sich hierbei genau handelt und was die Pferdehaltung in dem speziellen Bewegungsstall bedeutet, erklären wir dir in diesem Beitrag.
Von Ständerhaltung zum Aktivstall
Die Pferdehaltung hat sich in den letzten Jahren sehr stark verändert – zum Vorteil der Pferde. Ständerhaltung, bei welcher die Pferde angebunden in kleinen Abteilen stehen, war vor allem früher bei den Arbeitstieren, die auf den Feldern arbeiteten, ganz normal. Die schwer schuftenden Pferde waren den ganzen Tag auf den Beinen und abends so müde, dass sie sich nicht mehr viel bewegten, was in den Ständern auch gar nicht möglich war. Allerdings wurden die Pferde immer mehr von Maschinen abgelöst und als Reittiere zur Vergnügung genutzt, die Haltung aber erst einmal so weitergeführt. Erst im Jahre 2014 wurde die Ständerhaltung in den meisten deutschen Bundesländern verboten. Eine Pferdehaltung, bei welcher der Vierbeiner in keiner Weise seinen natürlichen Bewegungsdrang ausleben und sich nicht einmal umdrehen kann.
Bei der Boxenhaltung kann sich das Pferd nicht unbedingt mehr bewegen, aber wenigstens ist das gemütliche Hinlegen, Beschnuppern des Boxennachbars und das Drehen möglich. Laut Leitlinien muss die Größe der Pferdebox mindestens (2 x Widerristhöhe)² betragen. Bei einem Pferd mit einem Stockmaß von 1,70 m entspricht das mindestens (2 x 1,70m) ² = 3,4m x 3,4 m = 11,56 m².
Der Sozialkontakt zwischen den Pferden ist sehr wichtig, weswegen bei der Boxenhaltung die Trennwände so konzipiert sein müssen, dass wenigstens der Sicht-, Hör- und Geruchskontakt möglich ist.
Das gelingt besonders gut bei der Paddockboxenhaltung, bei der sich die Boxennachbarn auf dem Paddock über die Umzäunung hinweg beschnuppern und beknabbern können. Die Vierbeiner haben die Möglichkeit, selbst zwischen Paddock und Box zu wählen und so in Ruhe zu fressen, um sich dann wieder die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen. Außerdem können die Tiere auch mehr am Hofgeschehen teilhaben und so Langeweile besser vorbeugen.
Trotz des Paddocks ist auch hier die Bewegungsfreiheit der Tiere begrenzt. Pferde sind Lauftiere, die es gewohnt sind, sich bis zu 16 Stunden am Tag auf Futtersuche fortzubewegen. Daher solltest du deinem Pferd bei Boxenhaltung mehrere Stunden Bewegung über den Tag verteilt ermöglichen. Dies bedeutet nicht nur das tägliche Training, sondern auch die freie Bewegungsmöglichkeit wie ein Koppelgang.
Dies ist sogar in den „Leitlinien zur Beurteilung der Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten“, verfasst vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, festgelegt.
Für viele Pferdebesitzer ist es schwierig, dem Tier genug Bewegung zu ermöglichen, sei es aufgrund des Berufes, der Familie, fehlender Möglichkeiten auf dem Pferdebetrieb und vielem mehr. Daher fällt für manche die Entscheidung auf einen Offenstall. So kann sich das Pferd 24 Stunden frei bewegen und du musst dir keine Sorgen darüber machen, wenn du mal wieder spät aus dem Büro kommst und keine Zeit mehr für deinen Liebling hast. Gerade für Jungpferde empfiehlt sich diese Haltung, da so die Muskeln und Sehnen gestärkt werden, und auch viele Rentnerpferde fühlen sich in Offenställen wohl.
Ein Nachteil bei Offenstallhaltung ist jedoch, dass sich die individuelle Fütterung als sehr schwierig gestaltet. Meistens wird Heu ad libitum gefüttert, was bedeutet, dass den Pferden 24 Stunden Heu zur Verfügung steht und auch der Zugang zur Koppel ist häufig den ganzen Tag möglich. Hinzu kommt, dass die Pferde nicht weite Strecken zurücklegen müssen, um Futter oder Wasser zu finden.
Auf die Vorteile der Offenstallhaltung wollen viele Pferdebesitzer für ihre Lieblinge nicht verzichten, das hat die Firma Hit erkannt und Aktivstall-Konzepte entworfen, welche die Pferde zur Bewegung anregen. Außerdem ist beim Hit-Aktivstall eine individuelle Fütterung möglich und er beinhaltet den so wichtigen Sozialkontakt zu Artgenossen. Mittlerweile gibt es auch Futterautomaten von anderen Firmen oder der ein oder andere begabte Stallbesitzer entwickelt eine eigene Konstruktion.
Was ist ein Aktivstall?
Der Aktivstall ist ein Offenstall-Konzept, das in verschiedene Funktionsbereiche aufgeteilt ist. So haben die Pferde ihre Liegehalle mit Stroh, einen Sandplatz zum Wälzen, Wasserstelle, Rau- und Kraftfutterautomat sowie meistens eine große Koppel. Um zu den unterschiedlichen Bereichen zu gelangen, müssen die Pferde immer eine gute Strecke zurücklegen. Dieses Konzept kommt der Haltung in freier Wildbahn recht nahe: Fressen, hin und her wandern und schlafen.
Der größte Vorteil im Gegensatz zu normaler Offenstallhaltung ist, dass du dein Pferd so füttern kannst, wie du möchtest. Das ist durch die verschiedenen Futterautomaten für Heu und Kraftfutter möglich.
Die Pferde haben einen Chip, der entweder am Halfter, Halsring oder in der Mähne vernäht ist. Dieser Chip lässt sich auf die Bedürfnisse der Pferde programmieren und beinhaltet die Informationen, wie viel und welches Futter die Tiere bekommen. Ebenso kann die Zeit eingestellt werden, wie lange die Vierbeiner Zugang zu den Raufutterapparaten haben.
Besonders gut für den empfindlichen Pferdemagen ist, dass das tägliche Futter auf viele kleine Portionen verteilt ist und so Magen-Darm-Problemen vorgebeugt werden kann. Durch die auf den Tag verteilten Portionen müssen die Pferde auch immer wieder zurückkommen und werden so zur Bewegung angeregt.
Der Stallbesitzer kann nun die ganzen Bewegungen und Informationen am Computer überwachen und so zum Beispiel sehen, ob dein Pferd oft genug zu den Futterautomat geht, um sich die Portionen abzuholen, die vorgesehen sind.
Manche Aktivställe bieten einen gesonderten Ruhebereich für ältere Pferde an, um den jüngeren, aufdringlichen Pferden aus dem Weg gehen zu können. Mithilfe des Chips wird so eine Schranke geöffnet, die nicht vorgesehene Pferde abhält, in diesen Bereich zu gelangen. Bei der Weide gibt es teilweise ähnliche Konzepte oder bestimmte Zeiten, zu denen alle Pferde auf die Weide dürfen und dann wieder in den Aktivstall-Bereich gebracht werden.
Aktivstall: Vor- und Nachteile
In Sachen artgerechte Haltung liegt der Aktivstall auf jeden Fall weit vorne. Durch die naturnahe Haltungsform kommen Verhaltensstörungen so gut wie nicht vor. Die Pferde sind zufrieden und ausgeglichen, was auch dem ständigen Kontakt mit Artgenossen zuzuschreiben ist. Was genau artgerechte Pferdehaltung bedeutet, kannst du in dem entsprechenden Blogbeitrag nachlesen.
Solltest du es mal nicht zu deinem Pferd schaffen, weißt du genau, dass es sich über den Tag hinweg auch allein gut bewegt hat. Die Futterverteilung über den ganzen Tag hinweg ist perfekt für den Pferdemagen und beugt Koliken, Magengeschwüren und anderen Magen-Darm-Problemen vor. Der Stress während der Fütterungszeit wird vermieden und auch wenn der Nachbar die Box verlässt.
Da die Pferde nicht in einem Stall gehalten werden, in dem sie häufig Staub und muffiger Luft ausgesetzt sind, kommen Lungenprobleme nur selten vor. Natürlich muss aber auch mit der Aktivstallhaltung der ein oder andere Kompromiss eingegangen werden, weswegen es nicht für jeden Pferdebesitzer geeignet ist.
Die Pferde können sich zwar bei Regen in die geschützten Bereiche zurückziehen, allerdings zeigt die Erfahrung, dass sie sich im Nassen wohlfühlen. Kommst du zum Reiten, kann es sein, dass du dein Pferd vor dem Satteln erst trocknen musst. Mit den geeigneten Decken kannst du dem vorbeugen, jedoch musst du mit dem Stallbetreiber abklären, ob dieser die Decken bei Bedarf wechselt oder abnimmt, sollte es zu warm werden.
Diese Dinge sind zwar machbar, aber mit mehr Zeit verbunden, weswegen Reiter mit wenig Zeit oder Berufsreiter diese Art der Haltung nicht immer bevorzugen.
Ebenso ist es wie bei jedem Pensionsbetrieb nicht vermeidbar, dass Tiere den Stall verlassen oder neue Tiere in die Gruppe integriert werden. Das kann vor allem bei großen Herden zu Unruhe und Stress führen, daher ist ein kleiner Aktivstall mit weniger Pferden meistens besser. Idealerweise sollte die Gruppe nicht größer als 25 Pferde sein, denn dies entspricht auch einer Herde in freier Wildbahn.
Manche Stallbetreiber haben auch die Vorgabe, dass die Tiere im Herdenverband keine Hufeisen auf den Hinterhufen haben dürfen. Dies soll das Verletzungsrisiko durch Tritte minimieren, bedeutet aber für viele Sportreiter das Aus für den Aktivstall. Generell kann es zwischen Artgenossen zu Rangordnungskämpfen kommen, die zu mehr oder weniger schlimmen Verletzungen führen. Das legt sich aber in der Regel nach ein paar Wochen wieder.
Viele Turnierreiter denken, dass die Pferde in Offenstallhaltung nicht „spritzig“ genug sind auf dem Turnier. Allerdings ist dies nur in den ersten Wochen der Fall, da die Tiere nicht gewohnt sind, sich den ganzen Tag zu bewegen. Danach sind die Pferde meistens fitter und besser bemuskelt als ihre Artgenossen in Boxenhaltung. Vor allem der Ausdauer der Vielseitigkeitspferde kommt diese Art der Haltung nur zugute.
Eingewöhnungsphase im Aktivstall für Pferde
Vieles ist erst einmal sehr neu für deinen Vierbeiner, wenn es in einen Aktivstall geht. Die vielen neuen Freunde können vor allem für Pferde aus Boxenhaltung sehr überwältigend sein. Wird ein Neuankömmling in die Herde integriert, können bis zu drei Monate vergehen, bis sich die Unruhe komplett legt. Daher ist es auch wichtig, dass die Fluktuation sowohl im Aktivstall als auch in anderen Gruppenhaltungen möglichst geringgehalten wird, was sich aber nicht ganz vermeiden lässt. Daher ist die richtige Eingewöhnung ausgesprochen wichtig.
Die meisten Aktivställe haben Boxen mit einem Paddock, in welche die neuen Tiere erst einmal gebracht werden können. Dort haben sie Sicht- und Schnupperkontakt zu den anderen Pferden, aber können sich auch gegebenenfalls zurückziehen, sollte ein Pferd zu aufdringlich werden.
Den nächsten Schritt handhaben Pferdebesitzer unterschiedlich. Manche stellen das neue Pferd zuerst mit einem verträglichen aus der Herde zusammen oder auch mit dem ranghöchsten. Die Zusammenführung klappt meist stressfreier auf einer großen Koppel. Hier sind die Tiere vom Gras abgelenkt und interessieren sich nicht so sehr für den neuen Artgenossen.
Stelle sicher, dass genug Platz zum Ausweichen vorhanden ist und keine Engstellen oder Sackgassen, in die das Pferd zurückgedrängt werden könnte. Natürlich bist du besorgt um deinen Vierbeiner und das Verletzungsrisiko lässt sich leider nicht komplett vermeiden, aber meistens sehen die Kämpfe schlimmer aus, als sie sind.
Die Gewöhnung an die Futterautomaten kann je nach Tier eine Weile dauern. Etwas Geduld ist gefragt, wenn die Tiere die ersten Male in die schmalen Futterständer gebracht werden. Die Pferde haben das System meistens jedoch recht schnell verstanden. Der Stallbesitzer kann nun überwachen, ob die neuen Tiere auch oft genug an die Futterautomaten gehen oder vielleicht doch etwas nachgeholfen werden muss.
Aktivstall – Kosten
Wichtigste Grundvoraussetzung, um einen Aktivstall für Pferde zu bauen, ist viel Platz. Die verschiedenen Funktionsbereiche liegen recht weit auseinander, damit die Pferde angeregt werden, sich zu bewegen, aber auch um Konflikte in der Herde zu vermeiden. Somit ist es in einer Großstadt vermutlich eher schwierig, einen Aktivstall zu bauen. Die Anschaffungskosten der Futterautomaten und der Computer Chip für die Pferde sind ziemlich hoch. Allerdings bauen handwerklich begabte Stallbesitzer mit Unterstützung vieles selbst, was die Kosten erheblich beeinflussen kann. Nach einiger Zeit kommen dann Wartungskosten hinzu, die aber auch in anderen Stallungen vorkommen können.
Die Arbeitsintensität eines Aktivstalles ist nicht viel geringer als bei Boxenhaltung. Zwar fällt das Füttern und Ausmisten weg, die Futterautomaten werden aber regelmäßig kontrolliert und befüllt. Die Liegehalle und auch die anderen Bereiche müssen abgeäppelt und sauber gehalten werden. Oftmals werden nur die Pferdeäpfel entfernt und in einem gewissen Abstand die komplette Einstreu gewechselt, was meistens mit dem Traktor geschieht.
Die Kosten für die Unterbringung in einem Aktivstall hängen davon ab, wo er sich befindet und wie gut die Anlage ausgestattet ist. Die Pensionspreise für einen Stall in Ballungsgebieten können fast das Doppelte betragen als für Ställe auf dem Land.
Und für eine große Reithalle sowie gute Reitplätze fallen meistens nochmal ein paar Euro mehr an. In der Regel lässt sich sagen, dass Aktivställe meistens genauso viel oder sogar etwas weniger als Boxenhaltung beziehungsweise Paddockboxenhaltung kosten.
Gibt es einen Aktivstall bei dir in der Nähe, schaue ihn dir auf jeden Fall an und rede mit Pferdebesitzern vor Ort. Vielleicht kommt die Bewegungsstallhaltung auch für dein Pferd in Frage. Oder steht dein Liebling vielleicht sogar schon in einem Aktivstall? Dann berichte uns gerne in den Kommentaren, wie zufrieden du bist. 🙂
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