Englisches Vollblut Steckbrief | |
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Rasse: Englisches Vollblut | Lebenserwartung: 25-30 Jahre |
Gruppe: Vollblut | Stockmaß: 150-170 cm |
Ursprung: England | Gewicht: 450-600 kg |
Zucht seit: 1793 | Fellfarbe: überwiegend Braune, oft Rappen und Füchse, selten Schimmel |
Hauptzuchtgebiet: weltweit, vor allem jedoch in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA | Körperbau (Exterieur): schmaler Körper, schlanker Hals, langer Rücken, edler Kopf, lange Beine, hohe Kruppe |
Verbreitung: weltweit | Charakter (Interieur): leistungsbereit, sensibel, temperamentvoll, ehrgeizig, klug |
Einsatzbereich: Renn- und Freizeitsport, Vielseitigkeit | Besondersheiten: schnellste Pferderasse der Welt |
Exterieur: Wie sieht ein Englisches Vollblut aus?
Meist werden Englische Vollblüter bei Pferderennen, insbesondere Galopprennen, eingesetzt, was einer der Gründe ist, warum die Rasse seit jeher sehr schmal, leicht und langbeinig gezüchtet wird. Diese körperlichen Merkmale begünstigen die hohe Geschwindigkeit der Englischen Vollblüter und führen dazu, dass sie als schnellste Pferderasse der Welt gelten. Zugute kommen ihnen dabei auch ihre langen Beine, die den Pferden zu einer weit vorgreifenden und flachen Galoppade verhelfen.
Wie schwer ist ein Englisches Vollblut?
Da im Zuchtziel der Englischen Vollblüter der Schwerpunkt auf einem zierlichen und schlanken Körperbau liegt, wiegen die Tiere im Regelfall etwas weniger als Pferde mit einem ähnlichen Stockmaß. So kannst du von einem Gewicht zwischen 450 und maximal 600 kg ausgehen.
Ein Englisches Vollblut hat durch seine hochgewachsenen Gliedmaßen und den daraus resultierenden langen Galoppsprüngen Schwierigkeiten, sich zu versammeln. Aus diesem Grund sieht man Vertreter der Rasse eher selten in der Dressur, dafür öfter in der Vielseitigkeit, wo ebenfalls ein hohes Tempo gefragt ist.
Vielleicht stellst du dir die Frage: „Kann ein Englisches Vollblut springen?“ Eine pauschale Antwort lässt sich darauf jedoch nicht geben, da die Eignung von weit mehr abhängt als einzig von der Blutlinie. Manchmal zeigt die Vollblut-Pferderasse Talent im Springreiten, jedoch fehlt den meisten die Technik und Versammlungsbereitschaft, einen anspruchsvollen Parcours zu bewältigen.
Hengste dieser Rasse werden gerne als Veredler von Ponys genutzt, aber auch, wenn schwere Warmblüter schmaler gezüchtet werden sollen, setzt man bereits seit mehreren Jahrhunderten auf ein vollblütiges Pferd. Ein Englisches Vollblut ist daher oft im Stammbaum eines Holsteiners oder Hannoveraners zu finden.
Was bedeutet XX beim Pferd?
Wenn du dich das beim Betrachten eines Pferdepasses oder Abstammungsnachweises schon gefragt hast, kennst du künftig den Hintergrund: Das Kürzel XX, welches hinter dem Namen eines Ahnens steht, beschreibt ein Englisches Vollblut. Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Kürzel, die auf den Einsatz eines Veredlers hinweisen - AA steht für Anglo-Araber, OX für einen Vollblutaraber.
Oft ist ein Englisches Vollblut braun und zeigt sich dabei in den verschiedensten Farbabstufungen. Meist finden sich Dunkel- oder Rotbraune. Doch auch Füchse in jeglichen Schattierungen (Dunkelfuchs, Rotfuchs, Kohlfuchs, Hellfuchs), Rappen und Schimmel sind innerhalb der Vollblut-Pferderasse vertreten. Wenn du mehr über die verschiedenen Farben von Pferden wissen möchtest, kannst du dir unseren Beitrag „Fellfarben: Welche Pferdefarben gibt es?“ durchlesen.
Unter den Englischen Vollblütern lassen sich übrigens drei verschiedene Typen finden: Der Stayer, der Sprinter und der Steepler. Englische Vollblüter des Typs „Stayer“ sind meist großrahmiger als Vertreter der anderen Varianten. Gerne werden sie für Langstreckenrennen eingesetzt.
„Sprinter“ sind hingegen muskulöser und profitieren auf kürzeren Rennstrecken meist von ihrem kleinen und kompakten Körperbau. Pferde des Typs „Steepler“ sind oft bei Hindernisrennen zu finden, was bestätigt, dass auch ein Englisches Vollblut springen kann.
Englisches Vollblut: Charakter & Interieur
Insbesondere bei Galopprennen wünscht man sich ein leistungsbereites und ausdauerndes Pferd. Ein Englisches Vollblut bringt neben einer hohen Geschwindigkeit genau diese Eigenschaften mit, weswegen es gezielt für den Rennsport gezüchtet wird. Diese Merkmale führen jedoch auch dazu, dass die schnellste Pferderasse der Welt mitunter als „elektrisch“, „hysterisch“ oder „übersensibel“ bezeichnet wird.
Die ausgeprägte Nervosität und damit verbundene Schreckhaftigkeit ist einer der Gründe, warum Englische Vollblüter auf der Rennbahn in der Regel Scheuklappen – manchmal in Kombination mit einer Maske – tragen. Damit soll unter anderem vermieden werden, dass sich die Pferde von äußeren Faktoren ablenken lassen, was dazu führen könnte, dass sich die sensiblen Tiere erschrecken und infolgedessen scheuen.
Als Anfänger- oder Einsteigerpferd eignet sich ein Englisches Vollblut nicht. Der Charakter der Tiere, welcher als sehr anspruchsvoll gilt, erfordert einen erfahrenen Reiter. Dieser kann jedoch bestenfalls von der ausgeprägten Intelligenz und Lernfähigkeit der Pferderasse profitieren.
Viele stellen sich die Frage „Wie alt kann ein Englisches Vollblut werden?“, da die Pferde, insbesondere wenn sie im Rennsport eingesetzt werden, häufig unter Stress leiden. Die hohe Anspannung, welche bei den sensiblen Pferden oft aus dem Trubel der Rennbahn resultiert, ist wenig förderlich für das Erreichen eines hohen Lebensalters.
Die Tatsache, dass Rennpferde häufig bereits zweijährig geritten werden, führt außerdem nicht selten zu einer Instabilität der Gliedmaßen, was mit steigendem Alter Knochenbrüche und -fissuren begünstigen kann. Studien zufolge sterben viele Rennpferde bereits vor Erreichen des zehnten Lebensjahres. Als ursächlich werden neben Frakturen durch Stürze oder zu früher Belastung auch Kreislaufversagen, Aortenabrisse oder Lungenbluten genannt.
Wenn die Pferderasse artgerecht gehalten wird, eine altersentsprechende Grundausbildung genießt und nicht dauerhaft über die Leistungsgrenze hinweg belastet wird, kann jedoch auch ein Englisches Vollblut ein Alter von 25-30 Jahren erreichen.
Herkunft: Wo kommen Englische Vollblüter her?
Im späten 17. Jahrhundert wurden Hengste aus dem Orient nach England importiert und mit den damals dort angesiedelten Galloway-Pferden gekreuzt. Ziel war es, robuste und leistungsfähige Rennpferde mit einer ausgeprägten Ausdauer zu züchten. Grund hierfür war die große Faszination für Pferderennen, die bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts von Engländern ins Leben gerufen wurden.
1791 entstand das erste Gestütbuch für Englische Vollblüter – das sogenannte General Stud Book, in welchem zu damaliger Zeit 387 Stuten registriert wurden. Heutzutage wird ein Pferd nur dann in dieses Buch aufgenommen, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Vorfahren der letzten acht Generationen ebenfalls den Vollblütern angehörten.
Anfangs wurden für die Zucht rund 100 Araber-Hengste eingesetzt, bewähren konnten sich jedoch nur drei davon, welche bis heute als Stammväter der Englischen Vollblüter gelten. Inzwischen sind in über 80 % der Vollblut-Stammbäume die drei Hauptvererber Byerley Turk (Achal-Tekkiner), Darley Arabian (Arabisches Vollblut) und Godolphin Arabian (Berber) zu finden.
Berühmte Englische Vollblüter
Wusstest du, dass viele unserer Lieblings-Pferdefilme die Erfolgsgeschichten Englischer Vollblüter erzählen? Der Film „Seabiscuit – Mit dem Willen zum Erfolg“ beruht auf wahren Begebenheiten und geht auf das 1933 geborene, gleichnamige Rennpferd zurück. Der Hengst galt damals zwar als talentiert, war historischen Berichten zufolge jedoch zu faul, um als Sieger aus einem Pferderennen zu gehen. Durch das gute Training seines Jockeys Pollard entwickelte sich Seabiscuit jedoch bald zu einem der erfolgreichsten Rennpferde seiner Zeit und gewann 1940 unter anderem das bedeutsame Galopprennen im Santa Anita Park in Kalifornien. 1947 starb der Hengst im Alter von 14 Jahren.
Bis heute wird der Hengst „Phar Lap“ als eines der besten australischen Rennpferde bezeichnet, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass er bis heute – obwohl er bereits 1932 verstarb – jedem Australier ein Begriff ist. Für nur 160 Pfund wurde das Englische Vollblut damals erstmalig verkauft, da das Pferd ein zu hohes Körpergewicht für die Rennbahn zu haben schien. Phar Lap wurde von seinem neuen Besitzer und dem Jockey, der ihn reiten sollte, jedoch kontinuierlich gefördert, wodurch er zuletzt viele namhafte Rennen mit etlichen Pferdelängen Vorsprung für sich entscheiden konnte. 1932 verstarb der Hengst an einer Arsen-Vergiftung, wobei bis heute unklar ist, ob er von Neidern mit der Substanz vergiftet oder ob das Mittel bewusst verabreicht wurde, um eine Leistungssteigerung zu erwirken. Auch das Leben von Phar Lap wurde verfilmt.
Den Pferdefilm „Secretariat“ kennst du vielleicht bereits, doch wusstest du, dass der Name der Reitsportmarke Ariat auf das Rennpferd SecretARIAT zurückgeht? „The Big Red“, wie der Hengst wegen seiner Fellfarbe und Statur auch genannt wurde, entschied jegliche Galopprennen für sich und war dafür bekannt, sein Tempo im Laufe eines Wettkampfs immer weiter zu steigern. Während seine Konkurrenten auf langen Strecken oftmals die Kraft verließ, stellte Secretariat mehrere neue herausragende Geschwindigkeitsrekorde auf, die bis heute ungeschlagen sind. Das Belmont Stakes Rennen in New York gewann das Englische Vollblut mit unglaublichen 31 Pferdelängen Vorsprung. Der Fuchshengst sorgte nach seinem Einsatz als aktives Rennpferd für 600 Nachkommen, was nicht zuletzt daran lag, dass er hierfür 15 Jahre Zeit hatte, denn „The Big Red“ wurde lediglich für zwei Jahre als Galopper eingesetzt. Insgesamt nahm der Hengst an 21 Rennen teil und galoppierte bei 16 davon als Erster ins Ziel. Seine Gewinnsumme betrug damals über 1,3 Millionen Dollar. 1989 litt das Erfolgspferd an einer schwerwiegenden Huferkrankung und musste im Alter von 19 Jahren eingeschläfert werden.
Der Hengst Eclipse kam bereits 1764 zur Welt und galt als schnellstes Pferd bzw. Englisches Vollblut seiner Zeit. Abstammend vom Gründerhengst Darley Arabian, konnte Eclipse alle 18 Galopprennen, an welchen er an den Start ging, für sich entscheiden. Der Spruch „Eclipse first and the rest nowhere“ war zu seinen aktiven Zeiten in aller Munde. Teilnehmen wollte kein anderer Pferdebesitzer mehr, wenn der Fuchshengst angekündigt war und auch Wetten wurden nur noch auf Eclipse abgeschlossen, bis er 1771 nach nur zwei Jahren aus dem Rennsport genommen wurde. Anschließend wurde das Pferd als Zuchthengst eingesetzt, zeugte mehrere hundert Nachkommen und entwickelte sich auf diese Weise nach und nach zu einem der Stammväter der englischen Vollblut-Pferderasse. Im Alter von 25 Jahren verstarb das Rennpferd an einer Kolik.
Möchtest du noch mehr Pferderassen kennenlernen? Dann durchstöbere gerne unsere Übersicht, in welcher du Rassen von A bis Z findest.