Mit vier Jahren hat er angefangen zu reiten, im Alter von 13 Jahren ritt er seinen ersten St. Georg mit seinem damals 7-jährigen Haflinger Aki und seit 2016 ist er in Aubenhausen bei den erfolgreichen Geschwistern Jessica von Bredow-Werndl und Benjamin Werndl. Die Rede ist von Raphael Netz – ein Reiter, der nicht mehr aus der Turnierwelt wegzudenken ist. Im Interview verrät er uns unter anderem, wie viele Pferde er täglich reitet, was ihm beim Training besonders wichtig ist und wie es für ihn ist, bei so bekannten und erfolgreichen Reitern wie Jessica und Benjamin zu trainieren. Auch Jessica haben wir ein paar Fragen zu ihrem Nachwuchstalent gestellt und spannende Antworten erhalten, die ihr in diesem Beitrag erfahrt.
Wie alles begann
Die Liebe zu den Pferden entdeckte Raphael Netz bereits in jungen Jahren, obwohl seine Familie bis dahin keinerlei Berührungspunkte mit den Vierbeinern hatte. Mit vier Jahren nahm er seine ersten Reitstunden und ab diesem Zeitpunkt war klar, dass er endgültig mit dem Pferdevirus infiziert war. Fünf Jahre später bekam er sein erstes eigenes Pferd geschenkt – den dreijährigen Haflinger Aki.
Mit Aki hatte Raphael große Ziele, unter anderem wollte er unbedingt in einem Frack durch eine Dressurprüfung reiten. Gesagt, getan. Er bildete den Haflinger so gut aus, dass er im Alter von 13 Jahren seine erste S-Dressur mit ihm bestritt – und somit auch erstmals im Frack reiten durfte. Danach folgte ein Erfolg nach dem anderen und er zählte schnell zu den Nachwuchstalenten Deutschlands.
2016 war ein ganz besonderes Jahr für Raphael, denn zu dieser Zeit entdeckte niemand geringeres als die derzeitige Weltranglistenerste Jessica von Bredow-Werndl den damaligen Junioren. Sie sah ein Reitvideo von ihm auf Instagram und war sofort begeistert. Anschließend packte Raphael seine Sachen und zog von Hessen nach Bayern ins schöne Aubenhausen, wo sein Talent bis heute ausgiebig gefördert wird.
Die größten Erfolge von Raphael Netz
- 2013: Aufnahme in den U16-Bundeskader
- 2014: Bronze bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Zeiskam
- 2018: Goldenes Reitabzeichen
- 2019: Aufnahme in den U21- und U25-Bundeskader, U25 Mannschafts-Europameister und Finalist für den Piaff-Förderpreis (Dressurserie für Nachwuchsreiter)
- 2020: Bronze bei der U25 Europameisterschaft in der Einzelwertung und Vize Mannschafts-Europameister U25
- 2021: U25 Europameister Einzel und Mannschaft in Hagen, Vize Europameister U25 Kür, Sieger des Piaff-Förderpreises in Mannheim
- 2022: U25 Europameister Einzel, Mannschaft und Kür
Raphael Netz im Interview
Wir waren neugierig und wollten mehr über Raphaels Leben in Aubenhausen wissen. Im nachfolgenden Interview erfahrt ihr, was er dort am meisten schätzt, ob Bereiter schon immer sein Traumberuf war, wie sein tägliches Training mit den Pferden abläuft und vieles mehr!
FUNDIS: Seit wann bist du in Aubenhausen und was schätzt du dort am meisten?
Raphael: In Aubenhausen bin ich mittlerweile seit 6,5 Jahren und was ich am meisten an Aubenhausen schätze, ist diese positive Energie, das Miteinander, dass 1+1 nicht gleich 2 ist, sondern dass man hier zusammen an einem Strang zieht und sich mit den Pferden weiterentwickelt. Das schätze ich sehr an Aubenhausen.
FUNDIS: War es immer dein Traum, Bereiter zu werden?
Raphael: Es war tatsächlich nicht immer mein Traum, Bereiter zu werden, ich wusste aber immer schon, ich will definitiv was mit Pferden machen und irgendwie war es für mich klar, Pferde sind ein Teil meines Lebens, aber dass es dann so ausartet, hätte ich auch nicht erwartet.
FUNDIS: Wie viele Pferde reitest du täglich?
Raphael: Im Alltäglichen reite ich so um die neun bis zehn Pferde. Ich reite nicht jedes Pferd jeden Tag, da ich versuche, alle Pferde individuell zu managen und der eine einen Tag mehr und der andere einen Tag weniger braucht.
FUNDIS: Wie viele Pferde gehören dir und wie viele sind Berittpferde?
Raphael: Meine Pferdeliste, wenn ich das mal so sagen darf, besteht aus einer bunten Vielfalt an Pferden. Einige gehören mir selbst, einige gehören Kunden und andere gehören auch der Familie Werndl.
FUNDIS: Wie ist es für dich, bei so erfolgreichen Reitern wie Jessica und Benjamin zu trainieren?
Raphael: Mit Benjamin und Jessica zusammen zu trainieren, ist wirklich eine unheimliche positive Art, sag ich jetzt mal. Das Schöne ist, wir reiten zusammen auf dem Platz oder in der Halle, je nach Wetter, und dieses Miteinander, das ist einfach etwas ganz Besonderes, denn jeder will mit seinem Pferd wirklich das Beste erreichen. Und wenn man da dann zusammen an einem Strang zieht, dann ist diese positive Energie in der Halle richtig am Knistern. Das ist eine unheimlich schöne Eigenschaft, die die Pferde auch auf jeden Fall spüren und dann will jeder noch mal sein Bestes geben.
FUNDIS: Wie oft hast du Training bei den beiden?
Raphael: Die Frage, wie oft ich Training bei den beiden hab, beantwortet sich auch schon in der Frage davor – nämlich gar nicht. Bei uns ist es nicht so, dass einer am Boden steht und den anderen unterrichtet, sondern bei uns ist es ein Miteinander. Also wir reiten auch mit den anderen Bereitern auf dem Platz oder in der Halle zusammen und ich glaube, der am häufigsten gefallene Satz ist: „Hey, schaust du mal kurz?“ Jeder kann nach dem anderen gucken und man kann sich beratschlagen und hat immer ein Auge auf die anderen. Das ist eine ganz besondere Eigenschaft, die Aubenhausen hat.
FUNDIS: Wie läuft die Planung für das Training ab? Erstellst du einen Plan für die ganze Woche oder entscheidest du täglich spontan, was du mit den Pferden machst?
Raphael: Meinen wöchentlichen oder täglichen Trainingsplan für die Pferde entscheide ich komplett aus dem Bauch heraus, jeden Tag aufs Neue. Natürlich habe ich so einen groben Überblick über jede Woche oder gerade während der Saison habe ich die Turniere im Kopf und das Management von einem Pferd ist ja nicht nur am Turnier wichtig, sondern auch die drei bis vier Wochen davor. Und natürlich habe ich da einen Überblick, entscheide mich aber trotzdem jeden Tag aufs Neue.
FUNDIS: Was ist dir beim Training besonders wichtig, vor allem mit jungen Pferden?
Raphael: Beim Training ist mir Verständnis besonders wichtig. Verständnis zwischen Reiter und Pferd, dass das Pferd, auf dem ich sitze – gerade auch im jungen Alter – wirklich versteht, was ich von ihm möchte. In anderen Worten gesagt, dass mein Pferd an den Hilfen steht und es darüber durchlässig ist und es dann spielerisch lernen kann.
FUNDIS: Sind Jessica und Benjamin immer am Turnier mit dabei, wenn du startest?
Raphael: Nein, Benjamin und Jessica sind nicht immer am Turnier dabei, wenn ich selbst reite. Jeder macht seinen eigenen Turnierplan. Mittlerweile ist es aber so, dass wir oft auf die gleichen Turniere fahren und wenn man dann so als Team unterwegs ist, das macht dann noch mal mehr Spaß.
FUNDIS: Über welchen Erfolg hast du dich bisher am meisten gefreut?
Raphael: Das erste Mal Einzeleuropameister zu werden war ein ganz besonderes Gefühl, weil es für mich schon immer ein Traum gewesen war, so etwas zu erreichen und es tatsächlich immer über einem schwebte, das Ziel, das man erreichen will. Man arbeitet so darauf hin und wenn man es dann wirklich erreichen konnte und oben auf dem Treppchen steht, fällt so viel Last von einem ab und so viel Glück und Freude und pure Emotionen, das ist ganz schwer zu beschreiben. Dass wir dann im letzten Jahr noch einmal Einzeleuropameister werden konnten, war dann natürlich bombastisch. Das zwei Jahre hintereinander zu schaffen mit zwei verschiedenen Pferden, das war schon etwas ganz Besonderes für mich.
FUNDIS: Welches Pferd würdest du gerne einmal reiten, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Raphael: Darüber, welches Pferd ich ganz gerne einmal reiten würde, habe ich mir tatsächlich noch gar keine Gedanken gemacht, da ich das große Glück habe, auf wirklich großartigen, jungen und auch etwas älteren Pferden sitzen zu dürfen. Und darauf will ich mich auch fokussieren – auf meine Jungs, wie ich immer so schön sage. Deswegen kam der Gedanke bei mir noch nicht auf, auf welchem Pferd ich gerne mal sitzen würde, weil ich sehr froh bin mit meinen Jungs.
FUNDIS: Welche reiterlichen Ziele hast du für die Zukunft?
Raphael: Meine reiterlichen Ziele sehen so aus, dass ich jetzt erstmal die nächste Generation an Grand Prix-Pferden ausbilden möchte und mit denen dann auch den Sprung zu den Senioren schaffen will, um mich dann auch im langen Grand Prix Sport zu etablieren.
FUNDIS: Vielen Dank für deine Zeit, Raphael. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Vierbeinern! :-)
Was sagt Jessica von Bredow-Werndl zu ihrem Ausnahmetalent?
Der Name Jessica von Bredow-Werndl dürfte mittlerweile den meisten Pferdebegeisterten ein Begriff sein, denn sie gilt als eine der besten Dressurreiterinnen weltweit. Auf ihr Konto gehen mehrere Deutsche Meistertitel, zudem ist sie mehrfache Europameisterin, Mannschaftseuropa- und -weltmeisterin sowie olympische Goldmedaillengewinnerin.
Gemeinsam mit ihrer Familie, insbesondere ihrem Bruder Benjamin Werndl, hat sich Jessica ein Paradies für Pferd und Mensch in Aubenhausen aufgebaut, das ganz unter dem Motto „Aus Liebe zum Pferd“ steht. 2016 hat sie das Ausnahmetalent Raphael Netz entdeckt und zu sich auf die Anlage geholt. Wir wollten von Jessica wissen, wieso sie den Nachwuchsreiter unbedingt im Team haben wollte und was sie an ihm und seiner Entwicklung am meisten schätzt.
FUNDIS: Wieso wolltest du Raphael unbedingt bei euch in Aubenhausen haben?
Jessica: Mir ist bei Raphael vor allen Dingen aufgefallen, wie einfühlsam er reitet und da habe ich ein großes Talent in ihm entdeckt, was mich gereizt hat, das weiter auszubauen bzw. was uns gereizt hat, das in Aubenhausen weiter auszubauen.
FUNDIS: Wie schätzt du seine Entwicklung in den letzten Jahren ein, seitdem er bei euch ist?
Jessica: Neben Gefühl und Talent gehört natürlich auch Wissen dazu und das hat er sich definitiv im Laufe der letzten Jahre, seitdem er hier ist, angeeignet. Wir wissen alle, das Lernen hört nie auf, aber er hat wahnsinnig viel aufgenommen und aufgesaugt und natürlich auch von unserer Erfahrung profitiert.
FUNDIS: Wie ist es für dich, einen so erfolgreichen Nachwuchsreiter zu trainieren bzw. im Team zu haben?
Jessica: Es ist toll, dass er so erfolgreich ist und wir sehen seinen Erfolg auch als unseren Erfolg, nicht zuletzt auch mit dem von mir ausgebildeten Pferd Ferdinand, mit dem er Europameister geworden ist. Und genau das ist es, was wir in Aubenhausen machen wollen. Wir wollen uns unsere eigene stärkste Konkurrenz aufbauen, denn in so einem erfolgreichen und guten Umfeld entwickeln auch wir uns als Reiter immer weiter und das macht unheimlich viel Spaß.
FUNDIS: Was schätzt du am meisten an Raphael?
Jessica: An Raphael als Mensch schätze ich seine Ehrlichkeit, seine Offenheit, seinen Fleiß und auch, dass er über den Tellerrand hinausdenken kann und ein sehr reflektierter Mensch ist oder vielleicht auch in den letzten Jahren geworden ist.
FUNDIS: Vielen Dank, Jessica!
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