Pferde sprechen zwar nicht dieselbe Sprache wie wir Menschen, aber es ist dennoch jedem Reiter möglich, Pferde zu verstehen. Um zu lernen, was Pferde mit ihrem Verhalten ausdrücken wollen, ist es besonders wichtig, auf bestimmte Anzeichen und Signale zu achten. Gehst du also das nächste Mal in den Stall, solltest du deinen Liebling genau beobachten und ihm zuhören. Wenn du dich fragst: „Wie lernt man Pferdesprache?“, ist dieser Beitrag genau richtig für dich. Wir erklären dir nämlich, wie die Kommunikation der Pferde durch Körpersprache und Lautsignale zu verstehen ist.
Körpersprache der Pferde
Pferde kommunizieren in erster Linie durch Körpersprache, die sie über Jahrhunderte hinweg entwickelt haben. Es ist nicht immer ganz einfach zu deuten, was die Vierbeiner uns sagen möchten, schaust du jedoch genau hin, wirst du nach einer gewissen Zeit wissen, was dein Pferd mit den Signalen ausdrückt. Wenn du das Pferdehalten verstehst, kannst du auch die Emotionen und Stimmungen deines Lieblings besser nachvollziehen. Somit baust du automatisch eine noch engere Bindung auf und euer Miteinander wird harmonischer.
Die Haltung der Ohren
An den Ohren deines Pferdes kannst du gut erkennen, ob es angespannt oder entspannt ist und wohin seine Aufmerksamkeit gerichtet ist. Wir haben eine Übersicht über die jeweilige Bedeutung der Haltung der Pferdeohren für dich erstellt. Unter anderem bekommst du auch eine Antwort auf die Frage: „Was bedeutet es, wenn ein Pferd seine Ohren aufstellt?“
- Angelegte Ohren: Das Pferd droht und ist angespannt. Hier gilt es, besser Abstand zu halten.
- Zur Seite geneigte Ohren: Das Pferd ist entspannt und döst.
- Nach vorne gespitzte Ohren: Das Pferd ist konzentriert und interessiert.
- Ein Ohr nach vorne und eins nach hinten: Das Pferd ist sich nicht ganz sicher, wohin es seine volle Aufmerksamkeit lenken soll. Bei einem Ausritt kann dies beispielsweise bedeuten, dass sich dein Vierbeiner mit einem Ohr auf dich konzentriert und mit dem anderen die Umwelt wahrnimmt.
- Unwillkürlich zuckende Ohren: Fliegen oder andere Parasiten kitzeln das Pferd.
Das Maul
Bei der Pferdesprache solltest du das Maul deines Vierbeiners nicht außer Acht lassen, denn es zeigt eindeutig, wie sich dein Pferd gerade fühlt. Hängt die Unterlippe locker herunter, ist das Tier entspannt und döst. Presst es das Maul jedoch stark zusammen, dann ist es möglich, dass das Pferd sich unwohl fühlt oder vielleicht sogar Schmerzen hat.
Zieht dein Pferd seine Oberlippe hoch und streckt dabei den Kopf nach oben, spricht man vom sogenannten Flehmen. Doch wann flehmt ein Pferd? Meistens kommt dieses Verhalten vor, wenn der Vierbeiner einen besonderen Geruch wie beispielsweise eine rossige Stute wahrnimmt. Die Nüstern werden durch die nach oben gezogene Lippe verschlossen und das Pferd riecht dadurch noch intensiver. Leider kann das Flehmen aber auch Schmerzen bedeuten und auf ein Magengeschwür oder eine Kolik hinweisen.
Kopfbewegungen
Pferde setzen häufig ihren Kopf ein, um bestimmt Signale auszudrücken. Ein Anstupsen bedeutet zum Beispiel, dass dein Liebling dich zu etwas auffordert. Vielleicht hast du eine Möhre oder ein Leckerli in der Tasche? Wirft das Pferd den Kopf ruckartig hoch, signalisiert dies eine Abwehrhaltung. Bei diesem Verhalten ist Vorsicht geboten, denn es könnte ein Treten oder Steigen folgen. Mit einem Kopfschütteln möchte das Tier meistens Fliegen vertreiben oder sich lockern.
Stampfen und Scharren
Scharrt ein Pferd mit den Hufen, ist es sehr ungeduldig und kann etwas nicht erwarten. Dies kommt häufig vor, wenn es auf Futter warten muss oder länger unbeachtet am Putzplatz steht. Scharrt oder stampft ein Hengst auf den Boden, möchte er dadurch den Stuten imponieren. Dieses Verhalten ist außerdem die Basis für die Dressurlektion Spanischer Schritt.
Zuwendung der Hinterhand
Neben angelegten Ohren droht ein Pferd noch deutlicher, indem es seine Hinterhand gezielt zuwendet. In diesem Fall solltest du dich in Sicherheit bringen, denn der nächste Schritt ist möglicherweise ein Tritt. Versuche herauszufinden, was die Ursache für dieses Verhalten sein könnte, denn nicht immer steckt ein böser Wille dahinter. Manchmal drückt das Pferd durch das Zudrehen der Hinterhand auch Schmerzen aus.
Die Augen
In den Augen des Pferdes kannst du seine momentane Stimmung gut ablesen. Reißt es die Augen weit auf und der weiße Teil kommt zum Vorschein, hat das Tier Angst. In diesem Fall solltest du handeln und dein Pferd beruhigen. Sind die Augen trüb und der Blick ausdruckslos, könnte dies auf Schmerzen hindeuten. Sieht dich dein Vierbeiner mit lebhaften und glänzenden Augen an, geht es ihm gut und du musst du dir keine Sorgen machen.
Der Schweif
Auch der Schweif dient als wichtiges Kommunikationsmittel in der Pferdesprache. Hängt er locker herunter und pendelt leicht hin und her, ist das Tier entspannt. Ein eingeklemmter Schweif deutet wiederum auf Verunsicherung oder Angst hin. Schlägt das Pferd energisch mit dem Schweif, möchte es entweder nervende Insekten fernhalten oder es fühlt sich nicht wohl. Beim Reiten könnte dies beispielsweise bedeuten, dass der Reiter zu grob ist oder zu viel von dem Pferd verlangt.
Verhaltensstörungen
Pferde drücken durch Körpersprache nicht nur ihre Bedürfnisse aus, sondern auch Verhaltensstörungen zeigen sich dadurch. Zu den bekanntesten zählen Koppen und Weben. Das Pferd spannt beim Koppen die untere Halsmuskulatur an, wodurch ein rülpsendes Geräusch beim Auspressen der Luft entsteht. Zu unterscheiden gilt es zwischen Aufsetz- und Freikopper. Häufig ist Koppen ein Zeichen dafür, dass das Pferd sich langweilt und mehr Beschäftigung möchte. In unserem Blogbeitrag zum Thema Koppen erfährst du mehr über diese Verhaltensstörung.
Beim Weben steht das Pferd etwas breitbeiniger auf dem Boden und tritt von einem Vorderbein auf das andere. Die Ursachen sind meist Langeweile, psychische Belastungen, mangelnde Beschäftigung oder zu wenig Raufutter. Eine Haltung im Offenstall kann bei dieser Verhaltensstörung Abhilfe schaffen.
Lautsignale: Pferde verstehen lernen
Pferde kommunizieren nicht nur über Körpersprache, sondern geben auch gewisse Lautsignale von sich. Der bekannteste Laut ist das Wiehern, doch warum wiehern Pferde eigentlich? Das kann verschiedene Bedeutungen haben: Möchte ein Pferd seine Artgenossen oder auch seinen Besitzer begrüßen, wiehert es ganz sanft und entspannt. Das Geräusch kann aber auch als Distanzruf genutzt werden. Stuten und ihre Fohlen wiehern sich beispielsweise zu, damit sie sich schneller wieder finden.
Gibt der Vierbeiner ein schrilles Wiehern von sich, ist die Lage etwas ernster. Dies kann entweder ein Zeichen von Angst sein oder einen Angriff ankündigen, insbesondere wenn sich zwei Pferde gegenüberstehen. Fühlt sich eine Stute von einem Hengst bedrängt, ist ebenfalls häufig ein schriller Laut zu hören.
Ein weiteres Lautsignal bei Pferden ist das Schnauben. Wenn du dich fragst „Wieso schnauben Pferde?“, haben wir folgende Antwort für dich: Meistens bedeutet das Schnauben, dass sich das Pferd in einem entspannten Zustand befindet und sich wohlfühlt. Dies kann nach dem Fressen, auf der Koppel oder während bzw. nach dem Training vorkommen. Schnaubt das Pferd laut und in kurzen Abständen, ist es verunsichert. In diesem Fall ist die gesamte Körperhaltung angespannter.
Häufig ist auch ein Quietschen bei Pferden zu hören. Geben sie quietschende Laute von sich, sind die Vierbeiner sehr übermütig, beispielsweise beim Austoben und Bocken auf der Weide oder wenn sie einen Artgenossen beschnuppern.
Fazit
Wer das Pferdeflüstern lernen möchte, sollte Geduld mitbringen und seinen Vierbeiner genau beobachten. Hast du die Grundbegriffe der Pferdesprache verinnerlicht, kannst du für ein harmonisches Miteinander zwischen dir und deinem Liebling sorgen. Wichtig ist, dass du immer das große Ganze betrachtest und die Kombination der verschiedenen Signale beachtest.
Welche Erfahrungen hast du schon mit der Pferdesprache gemacht? Verstehst du immer, was dein Vierbeiner dir mitteilen möchte? Verrate es uns gerne in den Kommentaren. :-)