Fast jedes Jahr, vor allem in den Wintermonaten, gibt es Ausbrüche des Equinen Herpesvirus, welches die Angst um das geliebte Tier bei jedem Pferdebesitzer schürt. Dieses Jahr ist dies leider auf dem internationalen Reitturnier in Valencia geschehen, das am 21. Februar vorzeitig abgebrochen wurde. Besonders tragisch ist, dass die Pferde zum Teil weit gereist sind und nun die Gefahr besteht, dass das Virus über die Ländergrenzen hinweg verbreitet wird. Was das Equine Pferdevirus für dein Pferd bedeuten kann und wie du es am besten schützt, kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen.
Ausbruch des Equinen Herpesvirus in Valencia
Als wäre ein Virus, das die Reitsportszene weltweit belastet, nicht schon genug, kommt nun auch das ansteckende Equine Herpesvirus hinzu, das sogar lebensbedrohlich für die Pferde sein kann. In der vierten Woche musste die insgesamt siebenwöchige Turnierserie „CES Valencia Tour“ in Spanien frühzeitig abgebrochen werden. Grund war der Ausbruch des Equinen Pferdevirus Typ 1 (EHV1).
Leider sind viele Reiter mit ihren Pferden aus Angst vor dem Virus kurzfristig in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Eine Entscheidung, die schlimme Folgen hat, denn dadurch ist das EHV1 nun in drei weiteren europäischen Ländern ausgebrochen. Die FEI-Generalsekretärin Sabrina Ibanez bezeichnet den EHV1 Ausbruch in Valencia als einen der schlimmsten seit vielen Jahrzehnen in Europa. Vier Pferde sind mittlerweile schon verstorben, über 80 zeigen Symptome und mehr als 100 Tiere befinden sich in Isolation. 21 Tierärzte aus verschiedenen Ländern kämpfen um das Leben der Pferde vor Ort.
Alle Pferde, die von Valencia oder auch anderen internationalen Turnieren zurückkommen, sollten daher vorsichtshalber von den anderen Tieren im Stall separiert werden, um sicher zu gehen, dass keine Ansteckung bei erkrankten Pferden stattgefunden hat.
Der Weltreiterverband FEI reagierte mit einem Turnierstopp bis einschließlich dem 28. März 2021, dem sich auch die FN auf nationaler Ebene angeschlossen hat. Allerdings dürfen die Turnierserien in Vilamoura, Vejer de la Frontera, San Giovanni und Gorla Minore erstmal unter strengen Auflagen weiterlaufen, um zu verhindern, dass zeitgleich mehrere hundert Pferde abreisen und sich in Europa verteilen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass keine Herpesfälle ausbrechen. Außerdem dürfen weder neue Pferde anreisen noch Pferde ohne Genehmigung das Gelände verlassen.
Was ist das Equine Herpesvirus?
Weltweit kommt die ansteckende Krankheit mit dem Equinen Herpesvirus vor. Besonders gefährlich ist sie, da sich das Virus selbst nach Abklingen der Symptome noch sehr lange im Pferdekörper befindet und nicht mehr vom Immunsystem bekämpft wird. Das führt dazu, dass rund 80 % der Pferde weltweit Virusträger sind und das mitunter ein Leben lang. Kommt es bei diesen Pferden nun zu Stress durch Stallwechsel, Turnier etc. oder zu einem geschwächten Immunsystem, kann die Krankheit wieder ausbrechen. Dies muss nicht unbedingt mit klinischen Symptomen verbunden sein, weswegen sich das Virus erst einmal unbemerkt schnell ausbreiten kann.
Vor allem im Winter ist das Immunsystem der Tiere häufig geschwächter. Kommt dann noch Turnierstress hinzu, ist es nicht überraschend, dass die Bedingungen für eine Reaktivierung das Virus optimal sind. Es kommen zwei verschiedene Herpesviren vor: Das für die meisten Ausbrüche verantwortliche EHV1 und das weniger verbreitete EHV4. Bei einer Infektion mit dem EHV4 kommt es meistens „nur“ zu Atemwegserkrankungen, wohingegen das gefürchtete EHV1, das auch in Valencia ausgebrochen ist, Aborte und neurologischen Störungen zur Folge haben kann. Bei schweren Verläufen führt das Virus zu einer Erkrankung des zentralen Nervensystems und kann sogar zum Tod führen.
Übertragen wird das Virus nur dann, wenn es reaktiviert wurde, allerdings bedeutet das nicht, dass die Pferde Symptome aufweisen. Daher ist es besonders schwierig, die Krankheit frühzeitig zu erkennen und einzudämmen. Kommt es zu einer Infektion oder Reaktivierung, scheiden die Pferde das Virus durch Tröpfchen bei Husten oder Schnauben in die Umgebung aus.
Artgenossen können direkt mit den Tröpfchen infiziert werden oder indirekt über Menschen oder Dinge, die das Virus an sich tragen. Auf den Menschen übertragbar ist das Equine Herpesvirus nicht.
Symptome Equine Herpesvirus
Oftmals zeigt sich das Herpesvirus mit den ersten Anzeichen wie Fieber (38,5 – 41°C), Mattheit, Husten und/oder Nasenausfluss. Daher ist es gerade jetzt wichtig, dass du jeden Tag auf das Allgemeinbefinden deines Pferdes achtest. Wirkt es müde, zeigt es geringere Leistungsbereitschaft oder bemerkst du Veränderungen bei der Futteraufnahme sowie beim Kot- und Urinabsatz. Hast du nur den kleinsten Verdacht, sollte das Pferd schnellstmöglich von den anderen Tieren separiert werden, und das noch bevor der Tierarzt eintrifft.
Neurologische Symptome sind außerdem: Hinterhandschwäche, Zehenschleifen, Kopfschiefhaltung, Ataxie, Inkontinenz und/oder Kotabsatzprobleme sowie Atemprobleme wie sie bei EHV4 vorkommen. Besonders in Zeiten von Herpesausbrüchen sollte jeder Pferdebesitzer besonders gut auf die kleinsten Veränderungen achten und lieber einmal zu viel als zu wenig den Tierarzt rufen.
Tägliche Kontrolle von Allgemeinbefinden, Körperinnentemperatur, Futteraufnahme, Kot- und Urinabsatz der Pferde kann helfen, Pferde mit einer Infektion frühzeitig zu erkennen. Diese Pferde sollten schnellstmöglich von anderen separiert und ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.
So kannst du dein Pferd schützen
Wenn wir eins von der Corona-Pandemie gelernt haben, dann ist es die Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen. Genau das ist auch in diesem Fall wichtig. Menschen können das Virus von einem Pferd zum anderen über Hände, Kleidung, Putzutensilien etc. übertragen, daher ist gute Hygiene und Desinfektion im Stall äußerst wichtig.
Auch wenn es schwerfällt, den Pferden keine Beachtung zu schenken, wenn sie den Kopf aus den Boxen strecken, solltest du das unbedingt tun. Vermeide den Kontakt zu anderen Pferden und auch anderen Reitern, die das Virus wiederum an sich tragen könnten. Teilt euch kein Sattelzeug oder Putzutensilien und solltest du mit mehreren Pferden zu tun haben, versuche dich zwischen den Tieren so gut es gut zu desinfizieren oder sogar umzuziehen, wenn du dich in einem Krisengebiet befindest.
Gehe nicht zum Auswärtstraining auf fremde Anlagen und vermeide auch ansonsten den Kontakt zu Pferden aus anderen Ställen. Die meisten Betriebe haben schon darauf reagiert und untersagen, dass fremde Pferde auf die Anlage kommen können. Gehe beim Ausreiten möglichen Begegnungen mit anderen Pferden aus dem Weg und drehe lieber um, solltest du Reiter entgegenkommen sehen.
Ein gutes Immunsystem hilft deinem Pferd, die Krankheit zu bekämpfen oder sogar zu verhindern, dass sie überhaupt ausbricht. Achte vor allem jetzt darauf, dass dein Pferd mit allen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt ist, denn gerade im Winter während des Fellwechsels ist dies besonders wichtig. Welche Nährstoffe dein Pferd braucht, kannst du in dem entsprechenden Blogbeitrag nachlesen.
Wie oben schon erwähnt, sind alle Pferdesport- und Zuchtveranstaltungen bis einschließlich dem 28. März abgesagt. Außerdem empfiehlt die FN sowie ihre Mitglieds- und Anschlussverbände dringend, alle sonstigen Veranstaltungen wie zum Beispiel Lehrgänge, bei denen Pferde aus verschiedenen Beständen zusammenkommen, zu verschieben.
Impfung Equine Herpesvirus
Das Thema Impfung ist beim Equinen Herpesvirus besonders umstritten. Der Grund hierfür ist, dass die Impfung die Pferde nicht zuverlässig vor einer Erkrankung schützt. Der Verlauf wird nur günstig beeinflusst oder abgemildert, aber auch das ist nicht unbedingt garantiert. Allerdings werden bei geimpften Pferden deutlich weniger Viren ausgeschieden als bei ungeimpften.
Daher kann bei der Impfung gegen das Equine Pferdevirus vor allem ein Erfolg erzielt werden, wenn alle Pferde eines Bestandes geimpft sind. Dadurch wird die Ausscheidung von Herpesviren im Gesamtbestand wesentlich verringert. So kann die Wahrscheinlichkeit einer Reaktivierung des Virus vermindert werden, da die freigesetzte Virusmenge insgesamt geringer ist.
Zwei verschiedene Impfstoffe gegen die Herpesviren sind in Deutschland zu erhalten. Ein abgeschwächter Lebendimpfstoff mit dem Equinen Herpesvirus Typ 1 und ein weiterer Impfstoff, welcher die Herpesviren Typ 1 und 4 in abgetöteter Form beinhaltet.
Allerdings haben, vor allem zu Zeiten eines Herpesausbruches, die Hersteller mit Lieferengpässen zu kämpfen. Dies ist auch jetzt der Fall, weswegen die Vorsichtsmaßnahmen umso wichtiger sind.
Folgendes Impfschema muss beachtet werden:
- Grundimmunisierung (1. Injektion): Im Alter von 6 Monaten beim Fohlen, beim erwachsenen Pferd jederzeit
- Grundimmunisierung (2. Injektion): 4-6 Wochen nach erster Impfung
- Grundimmunisierung (3. Injektion): 6 Monate nach zweiter Impfung
- Auffrischung: alle 6 Monate
- Tragende Stuten werden im 5., 7. Und 9. Trächtigkeitsmonat geimpft
Die FN und Impfkommision rät, trotz den genannten Einschränkungen, die Pferde gegen das Equine Herpesvirus impfen zu lassen, um den Infektionsdruck in den Pferdebeständen so niedrig wie möglich zu halten. Dies ist besonders effektiv, wenn der gesamte Bestand geimpft wird und das im selben Rhythmus.
Natürlich kann es gerade jeder mit dem Lockdown und dem Beginn des schönen Wetters kaum erwarten, mit dem Pferd etwas ins Freie zu können, das Training zu beginnen und auf Turniere zu fahren. Allerdings muss auch jetzt wieder Vorsicht gelten, aber dieses Mal zum Wohl unserer geliebten Vierbeiner.
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