Die Feiertage liegen vor uns und das bedeutet für viele von uns, sich von einer Familienfeier zur nächsten zu schlemmen. Da fällt es manchmal schwer, etwas Zeit für die Vierbeiner freizuschaufeln. Doch für dein Pferd ist Weihnachten wie jeder andere Tag auch und es möchte optimal versorgt sowie bewegt werden. Wieso gerade eine regelmäßige Bewegung wichtig für die Pferde ist und dadurch Krankheiten vorgebeugt werden können, berichten wir in diesem Artikel.
Der Name "Feiertagskrankheit" ist Programm
Kreuzverschlag oder auch Belastungsmyopathie ist seit früherer Zeit auch als Feiertagskrankheit bekannt. Der Name kommt daher, da die Krankheit häufig nach starker Belastung auftritt, wenn das Pferd vorher ein paar Tage nicht bewegt wurde oder im Stall stand. Vor allem zur Zeit der Arbeitspferde war dies während der Feiertage häufig der Fall.
Die Pferde wurden täglich hart gearbeitet und dann ein oder mehrere Tage komplett stehen gelassen. Nach dieser Pause mussten sie häufig sofort wieder an die normale anstrengende Arbeit und nicht selten kam es vor, dass sie diese Muskelerkrankung erlitten. Heutzutage kann die Krankheit aber auch in unterschiedlich starken Formen bei Sport- und Freizeitpferden auftreten.
Ursachen und Auswirkungen vom Kreuzverschlag
Es werden verschiedene Formen des Kreuzverschlages beim Pferd unterschieden. Bei allen handelt es sich um Muskelerkrankungen mit nahezu gleichen Symptomen aber verschiedenen Ursachen. Die Hauptursache des Auftretens von Kreuzverschlag im ursprünglichen Sinne, der spontan auftretenden akuten Erkrankung, ist noch nicht zu hundert Prozent geklärt. Jahrelang wurde angenommen, dass es an einer Übersäuerung der Muskulatur liegt. Die Theorie war, dass das Pferd nach einer längeren Ruhephase zu viel Energiereserven in der Muskulatur in Form von Glykogen gespeichert hat.
Arbeitet ein Muskel, baut er diese Energiereserven unter Verwendung von Sauerstoff ab. Gesetz des Falls, dass nicht genügend Sauerstoff beziehungsweise zu viel Glykogen vorhanden ist, wird das Glykogen nicht vollständig abgebaut und es bildet sich Milchsäure (Laktat). Studien haben jedoch gezeigt, dass ein unter Kreuzverschlag leidendes Pferd keine höhere Laktat-Konzentration aufweist als ein gesundes. Die Theorie ist zwischenzeitlich widerlegt, allerdings hält sich diese dennoch ziemlich hartnäckig. Auch eine Behandlung mit Bicarbonat-Lösung, welche noch auf die alte Theorie beruht, ist daher nicht erfolgsversprechend.
Nachgewiesen ist, dass beim Kreuzverschlag Muskelzellen zerfallen und in den Blutkreislauf geraten. So können große Bestandteile im schlimmsten Fall die Filter in der Niere verstopfen und zu Organversagen führen. Wird dem nicht durch ausreichend Flüssigkeitszufuhr in Form von Infusionen entgegengewirkt, um die Niere zu spülen, stirbt das Tier. Allerdings tritt der akute Kreuzverschlag, im Gegensatz zu den chronischen Formen, meistens bei Überanstrengung, falschem Training oder Überfütterung auf. Auch dann, wenn Pferde durch eine unerkannte Erkrankung geschwächt sind, aber trotzdem belastet werden. In diesen Fällen ist der Stoffwechsel innerhalb der Muskeln stark gestört, welches den Zerfall der Muskelzellen begünstigt und somit zum Kreuzverschlag führt.
Chronischen Kreuzverschlag gibt es in den zwei verschiedenen Formen “Recurrent Exertional Rhabdomyolysis” (RER) und “Polysaccharid Storage Myopathie” (PSSM). Beide Erkrankungen sind unheilbare Stoffwechselkrankheiten, welche vererbbar sind und bei manchen Rassen vermehrt auftreten können. So ist RER vor allem bei den Vollblütern wiederzufinden und hierbei wiederum vermehrt bei Stuten in der Rosse.
Auffällig ist, dass vor allem sehr nervöse Tiere betroffen sind. Durch starkes Schwitzen wird ein Elektrolytverlust hervorgerufen, welcher zu Mineralstoffverlust, gestörtem Calcium-Phosphor-Gleichgewicht, Vitamin-E- oder Selenmangel führen kann. Daher ist eine Zugabe von Ergänzungsfuttermitteln bei solchen Pferden sehr wichtig. Jedoch sollte hier unbedingt ein Fachmann zu Rate gezogen werden, da sonst Vergiftungserscheinungen auftreten können, welche vor allem bei Selen sehr schwerwiegend sind. Da diese Form der Kreuzverschlages kein Überlastungsproblem ist, zeigt sich der Verlauf meist milder als bei der akuten Erkrankung. Nur eine Blutprobe kann hier eine genaue Diagnose liefern.
Die zweite chronische Form der Kreuzverschlages trifft das komplette Gegenteil an Typ von Pferd, nämlich eher die ruhigeren Rassen wie amerikanische Westernpferde oder Kaltblüter. Die Veranlagung dieser Art der Zuckerspeicherkrankheit ist bei den American Quarter Horse vererbbar, weshalb die Association dieser Rasse schon einige Studien in Auftrag gegeben hat. Auch PSSM verläuft milder als ein akuter Kreuzverschlag und ist mehr oder weniger ein Dauerzustand, der mit Steifheit und Bewegungsunlust einhergeht. Bei dieser Erkrankung wird zu viel Zucker in den in Muskelzellen aufgenommen, was auf eine erhöhte Insulinempfindlichkeit zurückzuführen ist.
Symptome und erste Hilfe beim Kreuzverschlag
Wichtig ist, die ersten Anzeichen von Kreuzverschlag direkt zu erkennen und sofort zu handeln. Denn nur so kann einem Organversagen entgegengewirkt werden. Sollte das Pferd an einem milderen Kreuzverschlag leiden, zeigt sich das durch Bewegungsunlust, verspannte Muskeln, vor allem in der Rücken- und Kruppengegend, und starkem Schwitzen.
Stärkere Formen bringen mit sich, dass die Pferde richtige Schwierigkeiten haben sich zu bewegen. Dies betrifft meistens die Hintergliedmaßen. Das Tier weigert sich, die hinteren Beine nachzuziehen oder knickt sogar ganz ein und muss sich hinlegen. Die Symptome werden öfters mit einer Kolik verwechselt, weshalb es sehr wichtig ist, genau hinzuschauen. Im Gegensatz zu einer Kolik wälzen sich die Pferde aufgrund der Schmerzen nicht.
Als weitere Anzeichen gelten auch Fieber oder ein erhöhter Puls. Sehr akut ist es, wenn die Farbe des Urins an Cola erinnert, da durch den Zellzerfall die Moleküle des Blutfarbstoffs Myoglobin in die Niere gelangen. Dies ist ein Zeichen, dass die Nieren in Gefahr sind. Damit es erst gar nicht so weit kommt, solltest du bei den ersten Anzeichen direkt einen Tierarzt rufen.
Bemerkst du beim Reiten eine auffällige Steifheit oder sogar Schmerzen bei deinem Pferd, steige unverzüglich ab und organisiere notfalls sogar einen Transport zurück an den Stall oder direkt zum Tierarzt. Reite auf keinen Fall weiter. Dadurch können die Muskeln irreparabel geschädigt werden. Nutze die Wartezeit bis der Arzt eintrifft, um dein Pferd bei kaltem Wetter durch eine Decke oder mit Hilfe eines Solariums zu wärmen.
Nachweisen lässt sich ein Kreuzverschlag durch eine erhöhte Konzentration des Enzyms Kreatinkinase im Blut, denn dieses Enzym kommt normalerweise nur im Muskel vor. Beim Zerfall der Muskelzellen jedoch, welcher mit Kreuzverschlag einhergeht, wird es freigesetzt und ist dadurch im Blut vorzufinden. Lass dich dennoch nicht gleich durch das Testergebnis aus der Ruhe bringen. Je nach Trainingsintensität, sind leichte Schwankungen normal.
Behandlung des Kreuzverschlags
Der Tierarzt verabreicht einem akut erkrankten Tier unter anderem entzündungshemmende Mittel, um der Entzündung im Muskel entgegenzuwirken. Wichtig ist außerdem, mit Medikamenten die Durchblutung zu verbessern, damit Schadstoffe vom Blut leichter abtransportiert werden können und der Muskel gleichzeitig mit mehr Sauerstoff versorgt wird. Je nach Schwere des Verschlages, helfen Infusionen die Niere zu spülen.
Das Blutbild gibt neben dem Nachweis des Zellzerfalls auch Erkenntnisse darüber, ob ein Mangel bestimmter Mineralstoffe und/oder Spurenelemente besteht. Darauf kann die weitere Therapie abgestimmt werden. Unter Umständen kann eine Behandlung über mehrere Tage notwendig sein. In dieser Zeit solltest du deinen Patienten führen und die Rückenmuskulatur optimalerweise durch ein Solarium oder auch eine Decke wärmen.
Die Heilung, aber auch das Vorbeugen der Krankheit, kann durch Akupunktur, Magnetfelddecken oder manuelle Therapie unterstützt werden. An Reiten ist erst wieder zu denken, wenn sich die Muskelwerte normalisiert haben.
Bei einer chronischen Erkrankung sollte besonders Wert auf eine angepasste Fütterung gelegt werden. Leider ist eine Stoffwechselerkrankung nicht heilbar, kann aber durch das richtige Management viel besser in den Griff bekommen werden. So ist neben dem richtigen Trainingsplan ohne Überanstrengung und Stehtagen auch eine spezielle Diät empfehlenswert. Hierbei werden unter anderem Kohlenhydrate durch Fette ersetzt und auf eine ausreichende Versorgung an Mineralstoffen und Spurenelemente geachtet. Bitte überlass dies aber einem Fachmann, wie dem Tierarzt oder Futtermittel Experte, und probiere auf keinen Fall selbst herum.
So kannst du dem Kreuzverschlag bei deinem Pferd vorbeugen
Damit dein Pferd erst gar nicht an einem Kreuzverschlag erkrankt oder der Verlauf nicht so drastisch ausfällt, gibt es ein paar Dinge, die du beachten kannst. Vor allem begünstigen Stehtage, energiereiches Futter (bei zu wenig Bewegung) und kurze Aufwärmphasen das Entstehen der Krankheit. Indem du auf ein angemessenes Verhältnis von Bewegung und Futter achtest, kannst du viel zu der Gesundheit deines Pferdes beitragen und das nicht nur hinsichtlich des Kreuzverschlages.
Vermeide, dass dein Pferd Tage hat, an denen es nur im Stall steht. Auch während der Feiertage sollte immer für ausreichend Bewegung gesorgt werden, und wenn es “nur” der Koppelgang ist. Manche Pferde wollen sich bei kaltem, matschigem Wetter jedoch auch auf der Koppel nicht bewegen. Nutze dann zusätzlich weitere Bewegungsmöglichkeiten. Zu wenig Zeit sollte hierbei auf keinen Fall eine Ausrede sein.
Weißt du im Voraus, dass dein Pferd über die Feiertage weniger arbeiten wird, kannst du das Futter auch langsam reduzieren. Wie du am besten vorgehst und auf welche Nährstoffversorgung du achten solltest, kannst du auch nochmal in diesen beiden Artikeln nachlesen:
Sollte dein Pferd eine genetische Veranlagung zu dieser Krankheit haben oder sogar chronisch darunter leiden, sind die oben genannten Punkte nochmals besonders wichtig, vor allem die spezielle Fütterung, die im vorigen Abschnitt schon beschrieben wurde. Durch das richtige Management können selbst chronisch erkrankte Tiere fast symptomfrei leben.
Natürlich spricht nichts dagegen deinem Pferd und dir auch mal eine kleine Auszeit zu gönnen und hierfür kommen die Weihnachtstage ja wie gerufen. Die Bedürfnisse deines Pferdes sollten jedoch nie zu kurz kommen, aber mit der richtigen Vorbereitung könnt ihr es beide genießen. Außerdem sind ein Weihnachtsausritt und ein paar Stunden im Stall eine schöne Abwechslung zu dem reichhaltigen Essen während der Weihnachtstage 🙂
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