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Alte Pferde reiten: So hältst du deinen Senior noch lange fit

Das Alter lässt sich leider auch nicht bei unseren geliebten Pferden aufhalten. Gerade noch als Jungspund auf der Weide getobt, entdeckt man gefühlt nur einen Augenblick später schon die ersten grauen Haare im Pferdefell. Kein Grund zur Panik, allerdings solltest du dir so langsam Gedanken über die speziellen Bedürfnisse alter Pferde machen. Wie du deine Pferde auch im hohen Alter noch fit halten kannst und was du bei den Senioren beachten solltest, erfährst du in diesem Artikel.

Wie alt werden Pferde?

Die wichtigste Frage, wenn man sich für ein Pferd entscheidet: Wie alt wird mein Tier eigentlich? Natürlich lässt sich das nicht pauschal beantworten, denn Krankheiten oder Unfälle können das Pferdeleben leider schnell beenden. Die Lebenserwartung hängt von vielen Faktoren ab, so zum Beispiel von Größe, Rasse, Bewegung, Haltung und auch Futter. Im Durchschnitt werden Pferde zwischen 20 und 35 Jahre alt, allerdings ist Pferd nicht gleich Pferd.

Ponys oder auch Robustpferde-Rassen, zu denen Isländer und Fjordpferde gehören, werden mit 30-35 Jahren in der Regel älter als Großpferde. Oftmals können sie sogar bis weit über ihren 20. Geburtstag hinaus geritten werden, jedoch mit entsprechend angepasstem Training.

Islandpferd mit Winterfell

Die Warmblutrassen erreichen meistens nur ein Alter von 20 bis 30 Jahren und Kaltblüter haben sogar nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von 16 bis 18 Jahren. Bei Vollblütern hingegen hängt es oftmals davon ab, wie sie während ihres Lebens eingesetzt wurden. Rennpferde werden nicht so alt, da die körperliche, aber auch physische Belastung bei den Rennen sehr groß ist.

Wie alt dein Pferd schlussendlich wirklich wird, kannst du als Pferdebesitzer selbst sehr stark beeinflussen. Achte auf die Gesundheit deines Seniors, eine ausgewogene Bewegung und vor allem musst du alte Pferde richtig füttern, um eine Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen zu gewährleisten.

Alte Pferde richtig füttern

Die individuell auf dein Pferd abgestimmte Fütterung ist während des gesamten Lebens sehr wichtig, aber vor allem mit zunehmendem Alter des Pferdes solltest du vermehrt darauf achten. Der Stoffwechsel funktioniert meistens nicht mehr so gut wie in jungen Jahren und der Energiebedarf steigt um ca. 20 % an. Das bedeutet, dass gleichzeitig auch der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen höher ist. Meistens lässt sich das nicht durch Heu oder Gras abdecken und ein gutes Ergänzungsfuttermittel kann hilfreich sein, um die Grundversorgung sicher zu stellen. Heutzutage kann ganz einfach eine Probe des Heus oder Grases analysiert werden, damit du genau weißt, was dein Pferd zusätzlich braucht.

Wie du dein Pferd fütterst, hängt davon ab, ob dein Pferd noch geritten wird oder nicht. In der Regel reicht Heu oder Gras im Erhaltungsbedarf, also bei einer Haltung ohne zusätzliche Bewegung, aus, um den Energiebedarf zu decken. Allerdings solltest du dein Pferd gut beobachten und reagieren, falls es zu dünn oder dick wird. Bist du dir unsicher, wie du die alten Pferde füttern sollst, kannst du dir von Futterexperten einen Fütterungsplan erstellen lassen. Dieser ist individuell auf die Bedürfnisse deines Seniors angepasst und garantiert eine optimale Versorgung. Lies dir außerdem den Blogbeitrag über Mineralstoffe und Vitamine für Pferde durch.

Pferd frisst Futter

Eine weitere Schwierigkeit bei alten Pferden hinsichtlich der Fütterung kann bei Zahnproblemen auftreten. Diese erschweren es dem Pferd, das Futter, vor allem Heu, gründlich zu kauen, um es so besser zu verdauen. Das führt zum einen dazu, dass die Senioren immer dünner werden, zum anderen kann es auch zu Verdauungsproblemen kommen, die sich als Koliken äußern können. Achte daher auf jegliche Anzeichen von Zahnproblemen und lasse die Zähne regelmäßig von einem Tierarzt untersuchen.

Können die Pferde nur sehr schlecht kauen, bleibt oftmals nur die einzige Möglichkeit, auf Futtermittel zurückzugreifen, die fast ohne Kauen gefressen werden können. Hierzu zählen spezielle Seniorenmüslis, Mash, Rübenschnitzel und Heucobs, welche aus zerkleinertem Heu bestehen und vor dem Verfüttern in Wasser aufgequollen werden. Dies ist für alte Pferde geeignet, die fast gar nicht mehr kauen können.

Die Haltung dem Alter der Pferde anpassen

Viele Pferdebesitzer gehen davon aus, dass die Haltung ihres Seniors ganz einfach gelöst ist, wenn sie ihn auf eine Rentnerkoppel mit genug Artgenossen stellen. Er bewegt sich von allein und kann so viel fressen, wie er will. Allerdings ist es dann doch nicht so einfach. Ein Tier im fortgeschrittenen Alter in eine neue Umgebung oder Herde zu bringen, kann viel Stress bedeuten und sogar dazu führen, dass die Pferde krank werden. Mache dir daher frühzeitig Gedanken, ob dein jetziger Stall den Bedürfnissen eines alten Pferdes gerecht wird oder ob du über einen Stallwechsel nachdenken solltest.

Bei einer altersgerechten Haltung sollten sich die Pferde ausreichend frei bewegen können. Das Problem bei Offenstallhaltung und größeren Herden mit unterschiedlich alten Tieren ist jedoch oftmals, dass die Pferde nicht ausreichend und in Ruhe fressen können. Das betrifft das Raufutter, aber gegebenenfalls auch Kraftfutter und Ergänzungsfuttermittel. Beobachte, ob dein Tier oft genug an die Heuraufe gelangt, ohne von den Artgenossen verscheucht zu werden.

Heufütterung

In manchen Ställen besteht die Möglichkeit, die Tiere bei der Fütterung von Kraftfutter voneinander zu trennen, damit sie auch die benötigte Menge bekommen. Aktivställe sind für Rentner zum Beispiel sehr gut geeignet, da sie hier in den Fresszonen mithilfe eines Sensors ihre individuelle Futtermenge in Ruhe fressen können.

Alte Pferde trotzen Wind und Wetter nicht mehr so gut wie die jüngeren. Daher müssen ausreichend Unterstellmöglichkeiten vorhanden sein, damit sich das Tier vor extremen Witterungsbedingungen schützen kann und im Sommer ein schattiges Plätzchen findet. Ebenso kann es unter Umständen von Nöten sein, bei kaltem und nassem Wetter eine wärmende Pferdedecke aufzulegen, da das Pferd ansonsten zu sehr abbaut.

Die Pflege darf auch bei den Rentnerpferden nicht zu kurz kommen. Die regelmäßige Pflege der Hufe – dazu gehört das Auskratzen und Hufschmiedbesuche – ist wichtig, um Hufgeschwüre sowie andere Hufkrankheiten vorzubeugen. Das Putzen des Pferdes regt die Durchblutung an und hilft vor allem den steifen Muskeln der Senioren. Außerdem haben es die Tiere einfach verdient, auch nach der reitbaren Zeit weiterhin verwöhnt und gepflegt zu werden.

Wie lange kann man Pferde reiten?

Wie heißt es so schön: Wer rastet, der rostet. Und das gilt auch für unsere Vierbeiner. Zu wenig Bewegung schwächt Muskeln sowie Knochen und dein Pferd altert schneller. Natürlich kannst du von Pferden im fortgeschrittenen Alter keine sportlichen Höchstleistungen erwarten, aber gemütliche Ausritte und leichte Arbeit auf dem Reitplatz, um dein Pferd zu gymnastizieren, helfen, es gesund und fit zu halten. Vielen Pferden wird sogar langweilig, wenn sie von jetzt auf gleich „Rentnerpferd“ auf der Weide werden und keine Aufgabe mehr haben.

Trainiere dein Pferd langsam ab, wenn du es in Rente schicken möchtest. Oftmals steht auch nichts im Wege, dein älteres Pferd weiterhin zu reiten, solange es nicht lahmt oder andere gesundheitliche Einschränkungen bestehen. Achte hierbei auf die Tagesform deines Seniors, denn diese kann im Alter stark variieren. Ist dein Pferd nicht fit, verzichte auf das Reiten und entscheide dich lieber für Bodenarbeit oder einen Spaziergang.

Pferde auf der Koppel

Alte Pferde gymnastizieren

Um fit zu bleiben, muss auch für ein altes Pferd Muskelaufbau auf dem Trainingsplan stehen. Gerade für den Rücken ist das besonders wichtig, da ansonsten die Gefahr eines Senkrückens besteht und somit das Risiko für Kissing Spines steigt. Vorwärts-abwärts reiten sollte hierbei unbedingt ins tägliche Training über eine längere Dauer eingebaut werden.

Trabstangen helfen dabei, den Rücken aufzuwölben und sorgen außerdem dafür, dass die Pferde ihre Beine heben. Mit dem Alter fangen die Pferde oftmals an zu schlurfen, da sie durch Bewegungseinschränkungen die Beine nicht mehr als nötig anheben möchten. Ist dein Tier noch fit genug, kann durch die Stangen ein besseres Abfußen erreicht werden. Diese Übung kannst du auch vom Boden aus nutzen. Lasse dein Tier an der Hand über Stangen treten und erziele so den Trainingseffekt, ohne das Pferd mit dem zusätzlichen Reitergewicht zu belasten. Noch mehr nützliche Tipps findest du in unserem Blogbeitrag "Das Pferd gymnastizieren und Übungen dazu".

Frau reitet Pferd auf Reitplatz

Oberste Priorität hat die Aufwärmphase, welche bei älteren Pferden aus 15-20 Minuten Schritt besteht. Hat dein Pferd Arthrose, sollte die Aufwärmphase auf 30 Minuten erweitert werden. Wie wäre es zum Beispiel mit einer kleinen Runde ins Gelände, bevor es auf den Reitplatz geht? Die richtige Gymnastik für dein Pferd ist ausgesprochen wichtig, um die Flexibilität zu erhalten.

Reite viele große gebogene Linien und auch Seitwärtsbewegungen in deinem Training. Denke aber daran, dass bei den älteren Pferden vieles etwas länger brauchen kann, da die Sinne nachlassen. Gib ihm Zeit und vor allem viele Pausen zwischendurch.

Ein kleiner Trailparcours mit unterschiedlichen Hindernissen und Stangen sind ebenso eine gute Abwechslung für alte Pferde, da sie viel Konzentration erfordern, ohne physisch zu sehr zu belasten. Allerdings sollte der Parcours so aufgebaut werden, dass die Senioren keine zu engen Wendungen absolvieren müssen. Ebenso spielt ein geeigneter Boden eine wichtige Rolle zur Gesunderhaltung der Tiere. Achte darauf, dass er nicht zu tief ist, um Sehnen und Gelenke nicht zu sehr zu belasten. Auch ein zu harter Boden ist für den Bewegungsapparat schädlich, weshalb du bei Ausritten darauf verzichten solltest, auf hartem Untergrund zu traben oder zu galoppieren.

Pferde mit Arthrose reiten

Ein Pferd mit Arthrose kann ebenso noch geritten werden, allerdings mit sehr viel Umsicht und Verständnis für die Krankheit. Regelmäßige, leichte Bewegung ist sogar ausgesprochen wichtig, damit die natürliche Gelenkschmiere gebildet werden kann und die Durchblutung des Gelenks aufrechterhalten wird. Bei Arthrose handelt es sich um eine schmerzhafte, unheilbare Gelenkerkrankung, bei welcher der Gelenkknorpel immer weiter zerstört wird. Sollte dein Tier an Arthrose leiden, ist es umso wichtiger, auf die individuelle Tagesform einzugehen.

Lahmt es, solltest du auf keinen Fall reiten, da die Entzündung ansonsten nicht abheilen kann. Ein gemütlicher Spaziergang ist eine gute Alternative, deinem Vierbeiner trotzdem etwas Bewegung zu gewährleisten. Geht dein Pferd hingegen schmerzfrei, spricht nichts gegen leichte Arbeit auf gutem Untergrund. Oftmals kommt Arthrose in Schüben und das vermehrt bei schlechten Wetterverhältnissen.

Pferd schaut aus Fenster

Kaltes und nasses Wetter sorgt dafür, dass die Durchblutung des Bindegewebes und auch der Muskulatur schlechter ist, was wiederum die Schmerzen verstärkt. Daher sollten Pferde mit Arthrose immer einen schützenden Unterstand zur Verfügung haben und gegebenenfalls eine Pferdedecke aufgelegt bekommen.

Möchtest du mehr über die schmerzhafte Gelenkserkrankung erfahren, kannst du dir unseren Blogbeitrag "Arthrose beim Pferd" durchlesen.

Fazit

Wie so oft im Reitsport lässt sich das Thema über den Alterungsprozess der Pferde nicht verallgemeinern und kommt ganz individuell auf das Tier an. Schreibe deinen Vierbeiner nicht ab, nur weil er schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Gehst du auf die Bedürfnisse alter Pferde ein und schenkst ihnen viel Liebe sowie Pflege, bleibt dir dein treuer Begleiter viele Jahre fit und gesund erhalten.

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    Die Autoren

    Ich bin 29 Jahre alt und liebe es, für euch Beiträge zu schreiben. Vor über 20 Jahren habe ich meine Liebe zu den Pferden entdeckt und diese sogar durch mein Studium Pferdewirtschaft zu meinem Beruf gemacht. Gerade reise ich durch Australien und versuche noch mehr verschiedene und internationale Eindrücke in die Pferdewelt zu bekommen.
    Solltet ihr Wünsche zu bestimmten Themen haben - immer her damit. 🙂

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